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Mobilfunk: Viele Netzbetreiber-Tarife mit überdimensioniertem Datenvolumen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

XXL statt XS: In den aktuellen Handyverträgen von Telekom, Vodafone, O2 und 1&1 steckt fast sieben Mal mehr Datenvolumen als durchschnittlich verbraucht wird. Dahinter steckt strategisches Kalkül.

Datenbudget steigt um 370 Prozent – Verbrauch um 164 Prozent

Noch 2019 steckten in einem Tarif der großen Anbieter im Schnitt 9,49 Gigabyte (GB) – heute sind es 44,60 GB. Damit wird seit 2019 370 Prozent mehr Datenvolumen angeboten. Im gleichen Zeitraum stieg der Durchschnittsverbrauch allerdings "nur" um 164 Prozent: Dieser lag 2019 bei 2,5 GB und zuletzt bei 6,6 GB (Quelle: VATM).

Auch beim Durchschnittsverbrauch pro Kunde geht die Schere auseinander: 2019 war das angebotene Datenkontingent noch fünfmal so hoch wie der Bedarf und 2022 sechsmal so hoch. Aktuell liegt das durchschnittliche Datenvolumen eines Netzbetreiber-Tarifs sogar 6,76-mal höher als der übliche Pro-Kopf-Verbrauch.

O2 bietet am meisten Volumen – Sparpotenzial von 80 Prozent

O2 bietet mit 85,43 GB das mit Abstand höchste durchschnittliche Datenbudget – vor zwei Jahren war es nicht mal halb so groß (38,60 GB). "Dies erklärt sich mit einem tatsächlich höheren mobilen Verbrauch der O2-Kundinnen und -Kunden", sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. "Die O2-Zielgruppe ist geprägt von der Instant-Datennutzung; konsumiert wird überall und sofort. Diese Klientel nutzt stationäre Internetanschlüsse seltener und will auch nicht über die Verfügbarkeit öffentlicher Hotspots nachdenken müssen. Das Datenvolumen des Handytarifs wird somit wichtiger."

Unabhängig vom Anbieter würden viele hochpreisige Tarife jedoch nicht wegen großer Datenpakete gebucht, sondern um ein Smartphone zu finanzieren, sagt Schamberg: "Um den Einmalpreis eines Geräts so niedrig wie möglich zu halten, buchen Kunden hochpreisige Tarife – und diese enthalten große Datenbudgets, die oft kaum genutzt werden. Aktuell sind Discounter-Tarife mit 10 GB Datenvolumen bereits ab rund fünf Euro im Monat zu haben. Sie kosten damit oft weniger als ein Viertel der günstigsten Netzbetreiberangebote – das ergibt ein Sparpotenzial von rund 80 Prozent."

Übergroße Budgets sorgen für unnötige Verteuerung

Das hochgerüstete Tarifportfolio der großen Anbieter sorge für eine zusätzliche Verteuerung im Markt, sagt Schamberg: "Schon seit Jahren steigen die Datenbudgets der Tarife unverhältnismäßig an, viel schneller als die tatsächliche Datennutzung der Kunden. Dahinter steckt strategisches Kalkül – je mehr Highspeed-Volumen in einem Tarif steckt, desto teurer kann er verkauft werden. Doch viele Menschen benötigen gar kein XXL-Volumen: Gerade wer einen durchschnittlichen Datenbedarf hat, findet bei Discounttarifen deshalb meist das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis."

Methodik

Verglichen wurden die monatliche Grundgebühr und das durchschnittliche Datenvolumen (ohne unlimitierte Flatrates) aller online verfügbaren Smartphone-Vertragstarife für Privatkunden (Neukunden) der Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica und 1&1. Nicht berücksichtigt wurden Hardware, Einmalkosten sowie zeitlich begrenzte Rabatte oder Aktionen. Reine Datentarife, Partnerkarten und Prepaid blieben ebenso außen vor. Quelle sind die Webseiten der Anbieter.

Das Rechenbeispiel zum 80-Prozent-Sparpotenzial stellt den kleinsten O2-Tarif (O2 Mobile S Boost mit 8 GB für 24,99 Euro/Monat) einem Discounter-Tarif im gleichen Netz (Lebara Hello 5+5 GB für 4,99 Euro/Monat) gegenüber. Stand der Daten: 05.07.2024.