Mobilfunk: Telekom will sich zurück an die Spitze kämpfen
Stand: 24.05.2012
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Köln - Vodafone ist die Nummer eins im deutschen Mobilfunkmarkt. Sehr zum Ärger von Telekom-Chef René Obermann. Auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Köln gab er sich deshalb kämpferisch: "Vodafone ist uns eine Nasenlänge voraus. Aber wir werden kämpfen, so lange, bis wir die Marktführerschaft wiederhaben."
Vodafone hatte erst am Dienstag berichtet, der Konzern habe die Telekom-Mobilfunksparte sowohl bei der Kundenzahl als auch beim Umsatz überholt. Für die Deutsche Telekom ist der Verlust der Marktführerschaft im deutschen Mobilfunkgeschäft allerdings nur eins von vielen Problemen, die die Aktionärsversammlung überschatteten.
Drastische Kundenverluste in den USA, Milliardenabschreibungen in Griechenland und der anhaltende Preisdruck auf dem Heimatmarkt ließen die Gewinne der Deutschen Telekom im vergangenen Jahr dramatisch einbrechen. Und auch im laufenden Jahr geht der Abwärtstrend nach den Konzernprognosen - wenn auch gebremst - weiter.
"Unser Sektor steht weiterhin massiv unter Druck", fasste Obermann die Lage vor den Aktionären zusammen. Harte Kritik übte der Manager deshalb an der deutschen und europäischen Regulierungspolitik im Telekommunikationsbereich. "Der regulierungsbedingte Preisverfall bei der Netznutzung muss gestoppt werden, sonst wird es keine neuen Impulse für den Breitbandausbau geben", verlangte Obermann vor den Aktionären.
Telekom hofft auf die Cloud
Wenn Deutschland auch in Zukunft eine der weltweit modernsten Infrastrukturen haben wolle, seien weniger statt mehr Regulierung und stabile Netzentgelte notwendig. "Kein Vermieter baut ein Haus, wenn die Gefahr besteht, dass im Nachhinein die Behörden die Miete festlegen. Und das eventuell auf ein Niveau, bei dem er noch nicht einmal seine Kredite zurückzahlen kann", sagte Obermann. Allein die jüngste Absenkung der Durchleitungsgebühren im Mobilfunk habe die Branche 2011 rund 850 Millionen Euro Umsatz gekostet.
Offen ließ der Manager vor den Aktionären die Zukunft des derzeit größten Sorgenkindes im Konzern, des US-Mobilfunkgeschäfts. Der Konzern suche nach dem Scheitern des Milliardendeals mit AT&T weiter eine langfristige Lösung. "Ein vollständiger Verkauf wie an AT&T ist aber eher unwahrscheinlich", sagt Obermann.
Obermann bekräftigte die Entschlossenheit des Konzerns, sich künftig neue Wachstumsfelder zu erschließen, auch wenn dazu in manchen Fällen langer Atem notwendig sei. Im mobilen Internet wolle der Konzern seine Umsätze bis 2015 auf 10 Milliarden Euro verdoppeln, sagte der Manager. Und mit den Cloud-basierten Dienstleistungen sei der nächste große Trend bereits absehbar. Derzeit erreiche die Telekom hier Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent im Jahr. Allein in Deutschland erwarte die Telekom hier bis 2016 ein Marktvolumen von mehr als 17 Milliarden Euro.
Perspektiven sieht der Konzern außerdem im Geschäft mit dem "vernetzten Zuhause", mit intelligenten Netzlösungen etwa für die Energie- oder die Gesundheitsbranche sowie mit kombinierten IT- und Telekommunikationslösungen für Großkunden.