Mobilfunk in Entwicklungsländern verspricht hohe Wachstumsraten
Stand: 17.02.2011
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Barcelona - Der Handy-Weltmarktführer Nokia nimmt die schnell wachsenden Märkte der Entwicklungsländer ins Visier. "80 Prozent der Menschen leben in Reichweite eines Mobilfunk-Netzes, aber nur 20 Prozent sind im Internet", so Konzernchef Stephen Elop am Mittwoch auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Nokia wolle den Startschuss, wenn die nächsten Milliarden Menschen ins Netz kommen, nicht verpassen. Das Unternehmen sei stark in diesen Märkten vertreten: "Jeden Tag wird auf der Welt mehr als eine Million Nokia-Handys verkauft."
Der Handy-Weltmarktführer hatte sich bei Smartphones vergangene Woche mit dem Software-Riesen Microsoft zusammengetan, nun legte Elop seine Vision für die einfacheren Geräte vor. Nokia wolle unter anderem verstärkt auf Finanzdienste setzen: "Eine Milliarde Menschen hat kein Bankkonto, aber ein Handy."
Der Wettbewerb wird hart
Nokia wird sich allerdings auf einen heftigen Wettbewerb einstellen müssen. Neben günstigeren Telefonen westlicher Anbieter, die auf das Google-Betriebssystem Android setzen, dringen auch chinesische Hersteller wie ZTE und Huawei auf den Markt. Ihr Vorteil sind noch niedrigere Preise. Zudem gibt es vor allem in Asien inzwischen ein breites Angebot an Billiggeräten von No-Name-Herstellern. Chinesische Wettbewerber greifen auch den Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks an, den Nokia zusammen mit Siemens betreibt.
Am Mittwoch drangen in Barcelona auch die Probleme der Netzbetreiber an die Oberfläche. Der Chef des japanischen Providers Softbank, Masayoshi Son, sprach zugespitzt von einer "Realität, die einen in die Depression treiben kann".
Hohe Kosten für Netzausbau
Die Einnahmen pro Kunde seien in den vergangenen fünf Jahren im Branchendurchschnitt um 42 Prozent gefallen. Dafür stiegen die Ausgaben für den Netzausbau angesichts der zunehmenden mobilen Datennutzung "höllisch" an. "Das macht nur John Chambers hier glücklich", zeigte Son auf den ebenfalls anwesenden Chefs des Netzausrüsters Cisco. Die einzige Lösung für Netzbetreiber sei, ihre Marktanteile aggressiv zu erhöhen und den Kunden zusätzliche Dienstleistungen zu verkaufen.
Vodafone-Chef Vittorio Colao rief die Regulierungsbehörden auf, den Druck auf die Mobilfunk-Tarife zu lockern. "Wir beginnen jedes Jahr bei Vodafone deswegen mit 150 bis 250 Millionen Pfund Umsatz weniger", sagte er. Die Preise seien vielleicht in der Vergangenheit zum Teil überhöht gewesen, jetzt aber nicht mehr. Telefónica-Chef Cesar Alierta sagte, der Mobilfunk-Sektor müsse aus seiner Sicht eigentlich gar nicht mehr reguliert werden.