Mobilfunk in Deutschland startet ins Exabyte-Zeitalter
Stand: 23.01.2020
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa
So viel Datenvolumen wie in den vergangenen zwölf Monaten wurde noch nie in den deutschen Mobilfunknetzen verbraucht. Der Mobilfunkprovider Telefonica überschritt im O2-Netz nach eigenen Angaben vom Donnerstag die historische Schwelle von einem Exabyte – das entspricht einer Milliarde Gigabyte. Würde ein einzelner Mensch diese Menge an Daten aufbrauchen, könnte er damit zum Beispiel 1,5 Millionen Jahre am Stück Musik streamen. Zum Vergleich: 2018 lag der Datenverbrauch im O2-Netz noch bei 662 Millionen Gigabyte.
Höchster Datenverbrauch im O2-Netz
Die Deutsche Telekom liegt mit 900 Millionen Gigabyte Datenverbrauch in den vergangenen zwölf Monaten leicht hinter dem Münchner Wettbewerber, wie aus einer Infografik des Bonner Konzerns hervorgeht. Vodafone-Nutzer verbrauchten im Mobilfunknetz indes rund 770 Millionen Gigabyte. Pro Tag ist das durchschnittlich etwa so viel, wie man brauchen würde, um mit einem Smartphone fast 90.000 Jahre am Stück Serien auf Netflix zu streamen, erklärte ein Sprecher. Gegenüber dem Vorjahr lag der Anstieg bei 40 Prozent.
Anhand der Telefónica-Zahlen lässt sich auch erkennen, wie sich der Datenverbrauch des einzelnen Nutzers verändert hat: Verbrauchte ein O2-Nutzer 2017 noch durchschnittlich 3,8 Gigabyte im Monat, waren es ein Jahr später schon 4,4 Gigabyte. 2019 brachten Nutzer es sogar 6 Gigabyte pro Monat.
Junge Zielgruppe sorgt für Schub beim Datenvolumen
Jens-Uwe Theumer vom Vergleichsportal Verivox hat eine Erklärung dafür, weshalb der Datenverbrauch im O2-Netz besonders hoch ist: "Telefónica richtet sich mit seinen Marken eher an ein jüngeres Klientel, dessen Internetnutzung geprägt davon ist, wie junge Menschen heute Medien konsumieren – ständig, überall und sofort." Außerdem sei die Verbreitung von stationären Internetanschlüssen in dieser Zielgruppe niedriger.
Weiteres Wachstum erwartet – trotz Funklöchern
"Ich rechne damit, dass in den kommenden Jahren ähnliche Wachstumsraten zu erwarten sind", sagt der Telekommunikations-Experte Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen. "Im internationalen Vergleich sind wir beim Datenverbrauch aber relativ weit hinten." Das liege zum einen daran, dass es in Deutschland noch relativ große Funklöcher gibt; zum anderen seien gut ausgestattete Datentarife immer noch vergleichsweise teuer. Außerdem sei das Festnetz ziemlich stabil, so dass es in vielen Situationen gar keinen Anlass zur Nutzung der mobilen Netze gebe.
Netzausbau wird vorangetrieben
Voraussetzung für den wachsenden Datenverbrauch ist eine gute Netzabdeckung. Telefonica will nach eigenen Angaben das LTE-Netz in urbanen und ländlichen Regionen aufrüsten – und damit auch die geltenden Versorgungsauflagen erfüllen. Außerdem will der Provider den Ausbau des neuen 5G-Netzes vorantreiben. Bis Ende 2022 sollen 30 Städte mit 5G versorgt sein.