Mobil Bezahlen: Wann ersetzt das Smartphone die Brieftasche?
Stand: 05.03.2015
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Barcelona - Das mobile Bezahlen entwickelt sich zu einem neuen Marktschwerpunkt der Mobilfunkbranche: Die Riesen der Branche machen sich bereit und setzen immer mehr aufs Bezahlen per Smartphone. Bisher bliebt das Interesse der Nutzer verhalten, doch jetzt zeichnet sich ein Wandel ab.
In Deutschland merkt man noch nicht viel davon - aber die Möglichkeit, mit dem Handy zu bezahlen, dürfte bald zum Standard werden. Nachdem Apple mit seinem iPhone-Bezahldienst Apple Pay in den USA vorpreschte, rüsten sich auch andere Schwergewichte des Smartphone-Marktes unter Hochdruck für den Konkurrenzkampf.
Apple, Samsung und Google im Wettbewerb
Apple trifft dabei auf bekannte Widersacher: Samsung stellte beim Mobile World Congress in Barcelona seinen eigenen Bezahldienst Samsung Pay an. Und auch Google arbeitet an einer Plattform, die allen Herstellern von Geräten mit seinem Betriebssystem Android die Integration eines Bezahldienstes erlauben soll. Der Name ist Android Pay, wie Google Manager Sundar Pichai in Barcelona sagte.
Damit der Einstieg die Ära des digitalen Bezahlens schneller gelingt, gingen Google und Samsung auf Einkaufstour. Der südkoreanische Smartphone-Marktführer kaufte die Firma LoopPay, die sich auf die Integration von Bankkarten in digitale Brieftaschen spezialisiert hat. Und Google holte sich Technologien der Firma Softcard gekauft, dem mobilen Bezahldienst der amerikanischen Mobilfunk-Betreiber.
Interesse der Kunden nur langsam geweckt
Diese hatten schon sehr früh ein elektronisches Portemonnaie im Angebot - doch das Interesse der Kunden blieb bescheiden. Das mag auch daran liegen, dass erst mit dem Einsatz der Fingerabdruck-Sensoren im neuen iPhone und Geräten der Konkurrenz das Bezahlen mit dem Smartphone wirklich einen spürbaren Vorteil bei Zeit und Komfort bringt.
Bei der Lösung von Apple kommt hinzu, dass die digitale Börse im iPhone eine komplett anonyme Bezahlung ermöglicht. Der Händler erfährt nur, dass er sein Geld erhalten wird, nicht aber den Namen den Kunden. Der Shop und die beteiligten Finanzdienstleister können damit auch keine Profile erstellen, wo und was ein bestimmter iPhone-Besitzer gekauft hat.
PayPal setzt auf Kundenbindung
Der Bezahldienst PayPal kaufte auch zu - aber an anderer Stelle. Die Ebay-Tochter, die bald selbstständig sein wird, übernahm den Dienstleister Paydiant, der eine Bezahlplattform für Wal-Mart und andere US-Einzelhändler betreibt. "Wir glauben, dass es nicht reicht, einfach nur beim Bezahlen das Bargeld oder die Karte durch das Smartphone zu ersetzen", sagte PayPal-Produktchef Hill Ferguson in Barcelona. Es gehe etwa auch darum, Treuekarten und Rabattangebote einzubinden. "Die Händler wollen, dass der Kunde in ihrem Geschäft insgesamt ein besseres Erlebnis hat als bei der Konkurrenz."
Paypal hat bisher keine Pläne, mit Paydiant auch an Einzelhändler außerhalb der USA heranzutreten. In Deutschland verfolgt bereits der Anbieter Valuephone, dessen Technologie unter anderem in der App von Edeka steckt, einen ähnlichen Ansatz.
Potenzial fürs mobile Bezahlen riesig
Und beim mobilen Bezahlen geht es um weit mehr, als nur heutige Kartenzahlungen über das Smartphone abwickeln zu lassen. Aktuell gebe es auf der Welt 1,3 Milliarden Kredit- und sonstiger Bankkarten, rechnete jüngst die Bank Morgan Stanley vor. Dem stünden 7,3 Milliarden aktive Mobilfunk-Anschlüsse gegenüber. Damit gebe das Handy in großem Maßstab ein Chance, Bargeld-Zahlungen zu digitalisieren. In vielen Ländern Afrikas oder Asiens, in denen Millionen Menschen keine Bankkonten haben, wird Geld stattdessen per Mobiltelefon verschickt. Und selbst wenn man die einfachen Handys abzieht: Weltweit sind rund zwei Milliarden Smartphones im Einsatz.
Die Marktforschungsfirma Forrester Research schätzt, dass allein in den USA im Jahr 2019 Zahlungen im Volumen von rund 142 Milliarden Dollar über mobile Geräte abgewickelt werden. Derzeit seien es etwa 50 Milliarden, unter anderem durch Online-Einkäufe auf Smartphones und Tablets.
Neuverteilung der Gebühren
Der häufigere Einsatz der Smartphones an der Ladenkasse wird auch zu einer Neuverteilung der Gebühren für elektronische Transaktionen führen - Apple Pay und Co. wollen schließlich auch ihren Teil abhaben. Apple nimmt laut Medienberichten 0,15 Prozent des Einkaufsbetrags. Der Kuchen ist riesig: Laut Morgan Stanley zahlten allein die amerikanischen Einzelhändler, die Karten akzeptieren, im Jahr 2012 etwa 67 Milliarden Dollar Gebühren.
Versprechen von mehr Sicherheit
Ein weiterer Punkt ist das Versprechen von mehr Sicherheit durch den Einsatz der Nahfunktechnik NFC statt der Magnetstreifen der Karten. Aktuell machen zwar Medienberichte über Betrugsfälle bei Apple Pay in den USA die Runde. Aber die Kriminellen spielen dabei laut Experten mit vorher erbeuteten Kundendaten wie Kreditkarten- und Sozialversicherungsnummern das Verifizierungssystem bei einigen Banken aus - und nicht die neue Bezahltechnologie selbst.
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