Marktanalyse: Nur wenige Handys surfen im „echten“ 5G-Netz
Stand: 07.01.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Richtig „echt“ ist das Mobilfunknetz der 5. Generation nur dann, wenn es eigenständig funkt. Doch genau daran hapert es – vor allem mit der Anpassung von 5G-Smartphones an die neueste und schnellste Netzstufe. Die Folge: Obwohl das „echte“ 5G-Netz theoretisch auf 90 Prozent der bundesdeutschen Fläche nutzbar wäre, kann nur eine Minderheit tatsächlich darauf zugreifen. Das zeigt die aktuelle Marktanalyse des Vergleichsportals Verivox.
Das 5G-Netz gibt es in zwei Varianten
Noch immer greifen die allermeisten 5G-Verbindungen auf Teile der bestehenden 4G-Infrastruktur zurück. Diese hybride Technik hat den 5G-Netzausbau deutlich beschleunigt. Weniger verbreitet ist die Standalone-Version 5G Plus, auch 5G SA genannt. Anders als die Mischform ermöglicht diese einen rasanten Datentransfer in Echtzeit – besonders interessant für Gamer und für Business-Anwendungen.
"Es klingt zunächst gut: Auf 90 Prozent der bundesdeutschen Fläche ist mindestens ein Anbieter mit 5G Plus vertreten", sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. "Doch das immer noch hakelige Zusammenspiel aus Netzfrequenzen, Geräten und Software führt dazu, dass nur wenige Smartphones im reinen 5G-Netz funktionieren. Wir beobachten sogar, dass etliche Nutzer die Plus-Option wieder deaktivieren, weil sie nicht richtig surfen können."
5G Plus mit großen Einschränkungen in der Praxis
Wer 5G Plus ausprobieren möchte, benötigt nicht nur ein kompatibles Gerät, sondern auch eine passende SIM-Karte. Der Netzbetreiber prüft, ob die bestehende Karte getauscht werden muss – Probleme kann es sowohl mit elektronischen SIM-Karten geben als auch mit herkömmlichen. Weiterhin braucht es eine 5G-Plus-Tarifoption, wie sie bei Laufzeitverträgen von Vodafone, O2 und der Telekom zubuchbar ist (dort nur als Gaming-Option). Bei kleineren Anbietern und auch beim vierten Netzbetreiber 1&1 sind 5G-Plus-Optionen bislang nicht verfügbar.
Um technische Probleme zu minimieren, empfiehlt sich ein vom Netzbetreiber vorkonfiguriertes Smartphone. Die meisten passenden Geräte bieten derzeit Vodafone und O2, die Telekom hat aktuell nur ein 5G-Plus-Gerät im Programm. "Doch selbst bei entsprechend voreingestellten Geräten können Probleme auftreten – hier schieben sich Hersteller und Netzbetreiber oft gegenseitig die Verantwortung zu", sagt Schamberg. "Weitere Einschränkung: Aktuell funktioniert der Plus-Standard nur in Deutschland und nicht im Ausland."
iPhones mit 5G Plus aktuell nur bei Vodafone
iPhone-User können 5G Plus derzeit nur mit einem Vodafone-Vertrag nutzen. Darüber hinaus listet Vodafone mit aktuell 34 Geräten die meisten 5G-Plus-fähigen Modelle im Online-Shop: Apple-Geräte ab dem iPhone 13, das Google Pixel ab der 8er-Reihe, die Samsung-Galaxy-24-Familie sowie ausgewählte Geräte der A-Reihe und neuere Foldables. Auch die chinesische Marke Xiaomi ist mit neueren Handys vertreten, ebenso das Fairphone.
Bei O2 sind aktuell 15 Top-Smartphones von Samsung und Xiaomi im Online-Shop erhältlich. Die Community testet fortlaufend Neuerscheinungen. Weitere Modelle und Hersteller sollen folgen; mit Apple sei man "im regelmäßigen Austausch", um das notwendige Firmware-Update zu erhalten. Sowohl O2 als auch Vodafone haben noch weitere Geräte aus älteren Modellreihen vorkonfiguriert; diese sind jedoch aktuell nicht in den Online-Shops verfügbar.
Sonderweg der Telekom: 5G Plus startet schrittweise
Der Ex-Monopolist hat 5G Plus als letzter Netzbetreiber erst im Oktober 2024 für Privatkunden freigeschaltet und vermarktet das "echte" 5G nicht für den Massenmarkt: Das Plus-Netz der Telekom ist aktuell nur mit dem Samsung Galaxy S24 Ultra im Verbund mit einer Gaming-Option nutzbar. "In Kürze" sollen weitere Geräte hinzukommen. Anders als die Mitbewerber bietet die Telekom 5G Plus auch nicht bundesweit an, sondern nur in bestimmten Regionen – zumeist Großstädten.
"Der verhaltene Start der Telekom mag auf den ersten Blick verwundern", sagt Jörg Schamberg. "Doch aktuell ist der Mehrwert von 5G Plus für Privatkunden wirklich überschaubar. Wegen der diversen technischen Unwägbarkeiten kann das Plus-Netz bisweilen sogar langsamer sein als 4G. Es ruckelt noch, ganz ähnlich wie beim Start von 4G. Auch damals hat es Jahre gedauert, bis Geräte und Frequenzen vollständig miteinander kompatibel waren. Unser Fazit: Für die allermeisten Anwendungen genügen auch heute noch deutlich günstigere 4G-Tarife. 5G Plus ist derzeit noch nicht tauglich für den Massenmarkt."
Methodik
Quelle: Webseiten und Online-Shops der Netzbetreiber, Stand: 28.11.2024. Ältere kompatible Modellreihen sind zugunsten neuerer Geräte teils nicht mehr in den Online-Shops der Anbieter verfügbar. Dazu zählen bei Vodafone etwa Samsungs Galaxy-Reihen 21 bis 23, das Xiaomi Mi 11 und 12 sowie Geräte von Oppo, bei O2 Modellreihen von Motorola, Samsung (Galaxy- und A-Reihe, Foldables), Sony und Xiaomi (ab Mi 11 und Redmi Note 11). Neue Geräte werden sukzessive auf Kompatibilität geprüft. Für 1&1-Kunden ist noch kein 5G-Standalone-Netz verfügbar, der vierte Netzbetreiber wurde daher nicht berücksichtigt.