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LG G4c: Trägt die Mini-Ausgabe des G4 seinen Namen zu Recht?

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg - Mit dem Flaggschiff G4 hat das LG G4c lediglich Namen und Design gemein: Das offenbart ein Blick auf die Details der Ausstattung. Mit einer Preisempfehlung von 249 Euro wird es allerdings viele Interessenten anziehen. Der Test von Verivox hilft diesen bei einer Entscheidung.

Beim G4c hat LG das Display des G4 von 5,5 auf 5 Zoll geschrumpft. Das klingt nicht nach sonderlich viel, doch rechnet man die Differenz auf die Anzeigefläche um, so ist das G4 genau 20 Prozent größer. Auch insgesamt wurde das G4c ein ganzes Stück kleiner: Das Gehäuse misst 70 x 140 statt 76 x 149 Millimeter. Das Gewicht sank von 155 auf 136 Gramm.

Völlig anderes Panel

Interessenten sollten sich dessen bewusst sein, dass der Bildschirm des G4c wenig mit dem seines großen Bruders gemein hat. Das beginnt bei der Auflösung, die lediglich 720 x 1280 statt 1440 x 2560 Bildpunkte beträgt, die Schärfe schrumpfte somit von phänomenalen 518 auf magere 135 Pixel pro Quadratmillimeter. Damit liegt der Proband satte 39 Prozent unter dem Durchschnitt aller in den letzten zwölf Monaten getesteten Smartphones. Des Weiteren handelt es sich zwar um ein IPS-Panel, doch anders als beim Original nicht um eines mit Dual-Domain, die roten, grünen und blauen Subpixel, die jeden Bildpunkt formen, sind also nicht auf zwei Achsen blickwinkeloptimiert. Sieht man aus flacheren Winkeln auf die Mattscheibe, verändern sich Farben, Helligkeit und Kontraste somit deutlich früher und kräftiger als beim Flaggschiff. Nicht zuletzt fällt der Monitor des G4c mit 381 statt 504 Candela pro Quadratmeter ein ganzes Stück dunkler aus – wenngleich auch das Mini mit diesem Wert noch 17 Prozent über dem Mittelwert rangiert.

Die Auswirkungen in der Praxis aller beschriebenen Unterschiede der Displays zeigt das folgende Video im direkten Vergleich:

(Dieses Video ist nicht mehr verfügbar.)

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Allerdings kostet das G4c wie eingangs bereits erwähnt auch erheblich weniger als das Flaggschiff. Rechnet man die aktuellen Straßenpreise von rund 230 Euro gegen die Pixeldichte, so bietet der Kandidat eine um vier Prozent überdurchschnittliche Schärfe. Kunden erhalten also für ihr Geld genau das, was sie erwarten dürfen – nicht mehr und nicht weniger. Das große G4 platziert sich angesichts von Straßenpreisen ab etwa 500 Euro indes satte 59 Prozent über dem Schnitt: Wer mehr anlegt, erhält also auch ein weitaus schärferes Panel.

Ausdauernder Akku

Ein komprimiertes Telefon erfordert zwangsläufig auch einen kleineren Akku; auf der anderen Hand benötigt ein geschrumpftes Display mit weniger Bildpunkten aber auch weniger Strom. Die Kraftzelle des Probanden fasst 2.540 statt 3.000 Milliamperestunden und lässt sich bei Bedarf mit wenigen Handgriffen vom Nutzer austauschen – heutzutage weitaus keine Selbstverständlichkeit mehr, weshalb die Koreaner dafür ein umso dickeres Lob verdienen. Im Laufzeittest mit der Videowiedergabe bei einer düsteren Bildschirmbeleuchtung von 200 Candela pro Quadratmeter im Flugmodus reichte dem G4c eine Akkuladung für 543 Minuten. Ein gutes Resultat, mit dem sich der Kandidat immerhin 15 Prozent über dem Mittel platziert. Und ebenso viel über dem G4, das unter identischen Bedingungen lediglich 459 Minuten erzielte.

Schwacher Prozessor

Anders als es Sony bei seinen Knirpsen Xperia Z3 Compact und Z1 Compact hält, hat LG beim G4c auch den Prozessor ausgetauscht. Anstelle des Hexa-Core-Chips Snapdragon 808 kommt im Schrumpf-G4 der Snapdragon 410 zum Einsatz. Dessen vier Kerne sind mit müden 1,2 Gigahertz getaktet, das Grafikmodul Adreno 306 ist ebenfalls schwächer auf der Brust und der Arbeitsspeicher fällt mit 1 statt 3 Gigabyte deutlich geringer aus als erhofft. Somit verwundern die Ergebnisse der Benchmarks nicht: In der Gesamtwertung von zwölf der bekanntesten Tempo-Tests mit mehr als 50 erfassten Einzelwerten liegt das G4c am Ende 38 Prozent unter dem Mittelwert. Für Gamer etwa, die auch grafisch anspruchsvolle Spiele flüssig laufen sehen wollen, dürfte das G4c damit ausscheiden. Otto Normalnutzer aber wird die Rechenleistung vermutlich vollauf ausreichen, klappt das Scrollen durch Menüs oder Listen doch wunderbar flüssig. Das Flaggschiff hat absolut gesehen zwar weit mehr PS unter der Haube (29 Prozent über dem Mittel), doch relativ zum Preis liegen beide Koreaner quasi gleichauf: das G4c liegt 6 Prozent über dem Schnitt, das G4 genau 1 Prozent.

Unterschiede im Detail

Beim Vergleich der weiteren Ausstattung fallen ebenfalls Unterschiede im Detail auf: So unterstützt das G4c LTE mit 150 statt 300 Megabit pro Sekunde nominal – in der Praxis wird das aber wohl kaum jemand bemerken, denn die faktischen Datenraten liegen ohnehin weit darunter und Standorte mit 300 Megabit bilden derzeit noch die Ausnahme. Ferner sucht man WLAN ac ebenso vergebens wie das 5-Gigahertz-Band von WLAN n – beides bleibt dem G4 vorbehalten. Kein Drama, aber in öffentlichen WLAN-Netzen beispielsweise ist das alte 2,4-Gigahertz-Band oftmals voll, vom gesteigerten Tempo bei 5 Gigahertz ganz zu schweigen. DC-HSPA für den Datenempfang mit 42 Megabit pro Sekunde in UMTS-Netzen, Bluetooth 4.1 sowie NFC beherrscht auch der kleine Bruder.

Speicher zu klein

Bis hierher dürften sich die meisten Interessenten noch mit den Kompromissen abfinden können – schließlich stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch leider hat LG auch den internen Speicher abgespeckt: von 32 auf spartanische 8 Gigabyte. Denn von diesen bleiben nach Aktualisierung aller vorinstallierten Apps noch gerade mal 2,26 Gigabyte netto übrig. Natürlich findet sich unter dem abnehmbaren Rückdeckel ein Slot für Micro-SD-Karten, die offiziell mit bis zu 32 Gigabyte unterstützt werden, im Test akzeptierte das G4c aber auch einen Chip von SanDisk mit 128 Gigabyte anstandslos. Doch können bekanntlich nicht sämtliche Apps auf die Speicherkarte verschoben werden, und wenn, dann unter Umständen nicht vollständig. Außerdem benötigen auch Nachrichten, Termine, Kontakte & Co. Platz. Kurzum: 2,26 Gigabyte sind heutzutage auch mobil nicht sonderlich viel, weshalb das G4c für Intensivnutzer kaum in Frage kommen dürfte. Wenignutzer müssen erstens den Kauf einer Speicherkarte einkalkulieren und sollten sich zweitens der krassen Diskrepanz zum Preis bewusst sein: Das G4c bietet nämlich sagenhafte 70 Prozent weniger Netto-Speicherplatz fürs Geld als aktuell üblich! Oder anders formuliert: Für diesen Preis hätte LG 16 Gigabyte springen lassen müssen.

Stabilisator adé

Bei der Kamera haben die Koreaner gleichfalls Streichquartett gespielt: 8 statt 16 Megapixel, keine Funktionen wie HDR, keine Modi inklusive des manuellen Modus des G4, keine RAW-Dateien, kein Laser-Autofokus, kein Umgebungslichtsensor zum präziseren Weißabgleich und vor allen Dingen kein optischer Bildstabilisator. Dem entsprechend schwächer fällt die Fotoqualität des G4c aus: Selbst bei Sonnenlicht sind Schärfe und Detailtreue – natürlich – geringer, doch in geschlossenen Räumen und am Abend werden die Unterschiede noch deutlicher. Da erzeugt der Proband aufgrund der langen Belichtungszeiten die für Smartphones typischen leicht unscharfen Fotos, wo das G4 mit seinem optischen Stabilisierer noch knackige Bilder zustande bringt. Doch auch wenn das G4c das Duell gegen den großen Bruder klar verliert: Für die 8-Megapixel-Liga sind die Resultate passabel. Das Bildrauschen fällt aber etwas höher aus als beim G4 mit seinem lichtstärkeren Objektiv. Deshalb steht unterm Strich schließlich ein „Befriedigend“.

Passable Videos

Videos zeichnet der Knirps in Full HD auf, also mit 1920 x 1080 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde. Kein 4K wie beim Original, doch dessen Bewegtbilder enttäuschten im Test ohnehin ein wenig. Die Schärfe geht in Ordnung, doch scheint da die Software kräftig nachzuhelfen, wie die mitunter arg heftigen Grieselsäume um manche Details herum verraten. Außerdem fällt die Dynamik teilweise etwas hoch aus: Bei Motiven mit starken Helligkeitsunterschieden überstrahlen helle Passagen, während dunkle absaufen. Aufgrund der für Full HD an der unteren Grenze angesiedelten Datenrate von 17 Megabit pro Sekunde (üblich sind heutzutage bis zu 28) verwaschen manche Details – wenngleich nur kleinflächig und vereinzelt. Dennoch sieht man da heutzutage teils bereits Besseres. Wegen des vergleichsweise selten nachziehenden Autofokus bleibt es am Ende aber bei einem „Ausreichend“.

Das klingt gut

Der Musikplayer verblüfft am Referenz-Headset, den Ultimate Ears Reference Monitors, mit einem erfreulich ausgewogenen, harmonischen Klang. Das kannte man zwar ursprünglich von LG, doch das G4 enttäuschte im Test: Höhen sind kaum vorhanden, die Bässe dröhnen. Daneben gefällt der Sound des G4c weitaus besser. Lediglich die Höhen sind nicht ganz so präsent. Trotzdem reicht es auch dem G4c locker für ein „Sehr gut“.

Erstklassige Verarbeitung

Die Verarbeitung steht dem Original in nichts nach und bleibt ohne Fehl und Tadel. Pluspunkte sammelt LG wie immer mit seinen auf die Rückseite verlagerten Bedienelementen wie Lautstärkewippe und Ein-/Aus-/Standby-Taster, die dort erheblich besser zu erreichen sind als in der Flanke oder gar Kopfseite des Handys. Kleiner Unterschied: Das G4c wird mit Android 5.0.2 als Betriebssystem ausgeliefert, nicht mit 5.1 wie das G4. Ein Update wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kommen – die Frage ist nur, wann. Die LG-typische Nutzeroberfläche gestaltet die Bedienung aber weitgehend gleich, weshalb für Details hierzu auf die Tests von G4 und G3 verwiesen sei.

Pfiffiges Feature

Am wichtigsten jedoch ist, dass „Knock-On“ erhalten blieb: Dank dieses Features lässt sich das Telefon durch einen Doppeltipp auf den Touchscreen aus dem Stand-by-Modus wecken, was wesentlich schneller und komfortabler ist als nach dem Ein-/Aus-/Standby-Taster zu suchen. Bei statistisch mehr als 150 Starts des Smartphones pro Tag mag man das nie wieder missen. „Knock-Code“ entsperrt zudem gleich auch den Bildschirm durch ein zuvor eingegebenes Klopfmuster. Damit sammelt das G4c Bonuspunkte in der Handhabungswertung

Fazit

Mit dem Flaggschiff G4 hat das LG G4c lediglich Namen und Design gemein: Ein Blick auf die Details der Ausstattung offenbart, dass das Mini ebenso gut auch gänzlich anders hätte heißen können. Denn das Display ist nicht nur ein Fünftel kleiner, sondern die Schärfe beträgt weniger als ein Drittel und die Darstellungsqualität ist sichtbar geringer. Der Prozessor des Flaggschiffs liegt satte 67 Prozentpunkte über dem Snapdragon 410 des kleinen Brüderchens, bei dem ferner WLAN ac sowie das 5-Gigahertz-Band von WLAN n fehlen und LTE nominal nur halb so schnell ist.

Des Weiteren wurden zahlreiche Kamera-Funktionen des Originals über Bord geworfen, allen voran der optische Bildstabilisator. Andererseits hält der austauschbare Akku 15 Prozent länger durch und der Klang des Musikplayers kassiert das gewohnte „Sehr gut“. Nicht zuletzt liegt das G4c deutlich kompakter in der Hand und eignet sich somit für die Bedienung mit einer Hand besser.

In der Gesamtwertung schneidet das G4c wesentlich schlechter ab als das G4, doch dafür kostet es mit Straßenpreisen von 230 Euro ohne Vertrag auch weniger als die Hälfte. Weshalb der Proband im Preis-Leistungs-Verhältnis deutlich besser dasteht: 57 Prozent über dem Durchschnitt. Kunden erhalten beim G4c also mehr für ihr Geld.

Trotzdem dürfte das LG G4c allenfalls für Wenignutzer in Frage kommen, denn der interne Speicher fasst netto lediglich 2,26 Gigabyte: 70 Prozent zu wenig für den Preis und für Zeitgenossen mit vielen Apps deutlich zu wenig. Ob Einsteiger aber bereit sind, 230 Euro für ein Smartphone auszugeben, darf zumindest in Frage gestellt werden.

Ausstattung 143 von 175

Foto 18 von 25

Video 16 von 25

Musik 23 von 22

Handhabung 212 von 250

gesamt 415 von 500