Kunden hängen weiterhin häufig in teuren Warteschleifen
Stand: 05.05.2010
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Berlin - Laut einer Stichprobe hängen Verbraucher weiterhin oft und lange in teuren Warteschleifen, wenn sie bei Servicerufnummern von Unternehmen anrufen. Bei fast der Hälfte der Unternehmen habe die Wartezeit mehr als anderthalb Minuten betragen. Das erklärte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn am Mittwoch. Bei den negativen Spitzenreitern habe die Wartezeit im Schnitt bei drei bis sechs Minuten gelegen, in der Spitze sogar bei 18 Minuten. "Lange Warteschleifen scheinen bei vielen Unternehmen zum Geschäftsmodell zu gehören. Da werden Millionen verdient ohne Gegenleistung", kritisierte Höhn.
Die Grünen testeten in ihrer Stichprobe den Angaben zufolge 40 namhafte Unternehmen in rund 700 Testanrufen über gut drei Monate. Schwerpunkt waren Handy- und DSL-Anbieter, Versicherungen, Fluggesellschaften, Versicherungen und Energieversorger. Geprüft wurden dabei vor allem Servicerufnummern mit der Vorwahl 0180, die vom Festnetz aus meist 14 Cent pro Minute kosten. Vom Handy sind Anrufe im Allgemeinen deutlich teurer, sie dürfen bis zu 42 Cent - also dreimal so viel - kosten.
Die Grünen nahmen zudem die 0900-Servicenummern von Unternehmen unter die Lupe, die sich bei einer ersten Stichprobe im Dezember den Angaben zufolge als "schwarze Schafe" herausgestellt hatten. Anrufe auf diesen Nummern kosten bis zu drei Euro pro Minute aus dem Festnetz. Hier habe es die "gleichen negativen Ergebnisse" gegeben, erklärte Höhn. Allerdings hätten zwei der damals kritisierten Unternehmen ihre Hotlines inzwischen auf günstigere Rufnummern umgestellt.
Die Grünen fordern als Konsequenz aus ihrer Stichprobe kostenlose Warteschleifen. Einen entsprechenden Antrag wollten sie am Donnerstag in den Bundestag einbringen.
0800: Die Vorwahl ermöglicht kostenfreie Anrufe bei Servicehotlines - auch mit dem Handy. Die Kosten übernehmen Unternehmen oder Behörden, die eine solche Rufnummer anbieten. Viele 0800-Nummern sind allerdings für Anrufe von Handys und aus Telefonzellen gesperrt - wegen der höheren Kosten für die Unternehmen.
0180: Hier teilen sich Verbraucher und angerufenes Unternehmen zumindest theoretisch die Kosten. Über die Gebühr entscheidet die erste Ziffer nach der 0180. Unter 0180-1 entstehen Kosten von vier Cent für jede angefangene Minute bei Anrufen aus dem Festnetz, bei 0180-3 sind es neun Cent, und bei 0180-5 fallen 14 Cent an. Bei der Vorwahl 0180-2 zahlen Verbraucher eine Pauschale von sechs Cent pro Anruf, unter 0180-4 sind es 20 Cent. Für Anrufe von Handys zu diesen Nummern weichen die Gebühren bislang in aller Regel deutlich ab. Die Kosten müssen seit März angegeben werden, als Preisobergrenze für Handyanrufe gelten 42 Cent pro Minute.
0137 und 0138: Bei beiden Vorwahlen handelt es sich um Nummern, die vor allem Fernsehsender für Gewinnspiele oder bei Abstimmungen einsetzen. Für die Sender hat sich dies zu einer erheblichen Einnahmequelle entwickelt. Unter 0137-1 und 0137-5 kostet der Anruf pauschal 14 Cent aus dem Festnetz. Unter 0137-6 sind es einmalig 25 Cent, bei 0137-7 ein Euro, bei 0137-8 und 0137-9 sind es 50 Cent. Auf Minutenbasis erfolgt die Abrechnung unter 0137-2, 0137-3, 0137-4 und 0138. Jede angefangene Minute kostet hier 14 Cent. Die Kosten für Anrufe vom Handy weichen hiervon ebenfalls in aller Regel deutlich ab.
0900: Hinter der Vorwahl verbergen sich sogenannte Premiumdienste - in aller Regel Unterhaltungsangebote oder Servicehotlines von Unternehmen. Feste Gebührenvorgaben für die Anbieter gibt es nicht, ein Anruf unter einer 0900-Nummer darf pro Minute aber höchstens drei Euro kosten und muss nach spätestens 60 Minuten automatisch beendet werden. Daneben können sich Anbieter für eine zeitunabhängige Abrechnung entscheiden - die Kosten fallen also pro Anruf an. Hier beträgt die Gebühren-Obergrenze 30 Euro. Die Gebühren für 0900-Verbindungen müssen vor Beginn der Berechnung angesagt werden.
118: Hier handelt es sich um Auskunftsrufnummern, bei denen Verbrauchern ebenfalls hohe Kosten entstehen können. Ein Beispiel für eine Auskunftsnummer ist die Telefonauskunft der Deutschen Telekom unter 11833. Ein Anruf aus dem Telekom-Festnetz kostet hier 1,99 Euro pro Minute. Für die Vermittlung von Gesprächen fallen weitere Gebühren an. Von Handys sind die Gebühren auch hier oft noch höher.
Alternativen: Hinter jeder Servicevorwahl steckt eine normale Festnetznummer. Die geben die meisten Unternehmen aber nicht oder nur sehr ungerne heraus. Trotzdem sind einige Alternativen zu teuren Servicehotlines bekannt. Sie sammelt das Internetportal 0180.info. Dort können Verbraucher anhand des Firmennamens oder der teuren Hotlinenummer nach Alternativen suchen.