Kostenfalle Handy-Bundle: Tarife nach regulärer Laufzeit bis zu 50 Euro teurer als nötig
Stand: 22.04.2021
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg – Wer ein neues Smartphone über den Handyvertrag finanziert, zahlt das Gerät über höhere monatliche Grundgebühren ab. Diese Mehrkosten können viel höher ausfallen als die eigentliche Tarifgebühr – und laufen in den meisten Smartphone-Kombitarifen auch nach der regulären Laufzeit weiter, obwohl das Gerät längst abbezahlt ist. Das zeigt eine Verivox-Analyse von Bundle-Verträgen der deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber.
Monatlich bis zu 50 Euro unnötige Mehrkosten
Bei Kombitarifen mit Smartphone werden die Gerätekosten auf 24 Monate verteilt; somit steigen die monatlichen Gebühren. Kunden von Telekom und Vodafone zahlen für diese Bundles bis zu 50 Euro mehr im Monat, bei O2 können sogar mehr als 60 Euro zusätzlich anfallen. Teilweise sind die Zusatzkosten höher als die eigentlichen Tarifkosten.
Die Krux: Nach 24 Monaten ist das Smartphone abbezahlt, doch die Zusatzkosten laufen in der gleichen Höhe weiter, wenn der Kunde nichts unternimmt und seinen Vertrag weiterlaufen lässt. Das gilt für Bundle-Verträge bei der Telekom und bei Vodafone. O2 hingegen stoppt die Zusatzkosten von sich aus.
Bundles bringen deutschen Anbietern mehr Umsatz
Der kombinierte Kauf von Smartphone und Tarif ist in Deutschland nach wie vor die Regel – aus Anbietersicht ein günstiger Umstand: "Die Provider können die Hardware-Finanzierung bei Bundle-Tarifen als Umsatz ausweisen", sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Sie sehen die Abzahlung des Geräts als Vertragsbestandteil. Würden die Anbieter auf eine Finanzierung im Bundle verzichten, entfiele bei diesen Tarifen rund die Hälfte ihres Umsatzes."
In der Regel erfahren Kundinnen und Kunden ohne aktive Recherche nicht, was sie das Gerät eigentlich kostet: Bei Bündeltarifen verschmelzen Hardware- und Tarifkosten. Lediglich Vodafone weist im Warenkorb beide Summen separat aus. "Aufgrund der zumeist intransparenten Darstellung dürften die wenigsten Kunden wissen, dass es einen Kostenbestandteil gibt, der nach 24 Monaten de facto entfallen müsste", sagt Theumer.
Nachbarländer: Zusatzkosten fallen nach 24 Monaten weg
In Österreich und in der Schweiz ist die Finanzierungspraxis erheblich transparenter. Die österreichischen Provider trennen explizit zwischen Gerätepreis und Tarifkosten; die einzelnen Kostenbestandteile sind klar ersichtlich. Außerdem kann die Dauer der Finanzierung flexibel gewählt werden. Auch die Schweizer Netzbetreiber nehmen im Bestellprozess eine deutliche Trennung zwischen Ratenzahlungsvertrag bzw. "Hardwareplan" und Tarifkosten vor. Bei allen Netzbetreibern in beiden Ländern fallen nach Ablauf des Geräteplans, wenn das Smartphone bezahlt ist, nur noch die regulären Tarifkosten an. Das gilt auch für die Telekom-Tochter Magenta in Österreich.
"Wir als Vergleichsportal würden unseren Kunden gerne aufschlüsseln können, wie hoch der monatliche Anteil für das Smartphone tatsächlich ausfällt", sagt Jens-Uwe Theumer. "Eine transparentere Darstellung könnte Verbrauchern bares Geld sparen. Um die Einmalkosten für hochpreisige Geräte niedrig zu halten, binden sich viele Kunden an Laufzeittarife mit hohen Datenbudgets, die sie oft gar nicht brauchen."
In der Regel lohnt es sich, Tarif und Gerät getrennt zu kaufen. Das Sparpotenzial ist groß: Bei hiesigen Discountanbietern gibt es eine Allnet-Flat mit 3 Gigabyte Datenvolumen schon ab fünf Euro im Monat – die günstigsten Allnet-Flats der Netzbetreiber liegen bei rund 20 Euro. Abhängig vom gewählten Smartphone lassen sich so bis zu 500 Euro über eine Laufzeit von 24 Monaten sparen.
Methodik
Analysiert wurden die Kosten für Kombitarife mit Smartphone in Deutschland, Österreich und dem deutschsprachigen Teil der Schweiz (Privatkundentarife). Herangezogen wurde die Preisdarstellung im Online-Bestellprozess und Warenkorb auf den Webseiten der jeweiligen Netzbetreiber (Deutschland: Telekom, Vodafone, Telefonica; Österreich: Magenta, A1, 3; Schweiz: Swisscom, Sunrise, Salt). Für Deutschland wurde außerdem der Preisanstieg in Tarif-Kombis mit einem Mittelklasse-Smartphone (Samsung Galaxy A32 5G), einem Top-Smartphone (iPhone 12) sowie einem Highend-Smartphone (Samsung Galaxy Z Fold2 5G) berechnet. Stand: 07.04.2021.