Kontrolle von Kindern per App ist sinnlos
Stand: 21.10.2015
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Fürth - Wer seinen Kindern misstraut oder sich Sorgen macht, greift vielleicht zur elektronischen Überwachung des Nachwuchses. Aber in beiden Fällen sei die elektronische Kontrolle im Prinzip sinnlos, sagt Maria Große Perdekamp. Sie ist Leiterin der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke).
Sicherheit besser durch Gespräche
"Sie sehen vielleicht die Koordinaten und wo das Kind ist, sie wissen aber nicht, wie es ihm geht und ob es in Gefahr sein könnte", sagt die Expertin. Das sichere Gefühl müsse vielmehr aus einer Verbindlichkeit zwischen Eltern und Kind entstehen. "Mein Rat ist, immer mit dem Kind im Gespräch bleiben, ihm vermitteln, dass es wichtig ist und offen sagen, dass und warum man sich Sorgen macht", sagt Große Perdekamp.
Will ein Mädchen beispielsweise unbedingt spät am Abend allein nach Hause gehen, lassen sich vielleicht Kompromisse aushandeln - etwa, dass Mutter oder Vater der Tochter mit dem Auto entgegen kommen, sie sich ein Taxi nimmt oder zusammen mit Freunden geht. Auch ein Selbstverteidigungskurs kann Sicherheit vermitteln. Das helfe im Fall der Fälle jedenfalls mehr als eine App, sagt Große Perdekamp.
Misstrauen: Überwachung erzeugt Trotz
Auch, wenn Eltern ihr Kind kontrollieren wollen, weil es sich zum Beispiel nicht an Verabredungen hält und sie ihm nicht vertrauen, ist eine entsprechende App wohl eher kontraproduktiv. "Auf so eine Überwachung würden Kinder wohl mit Ärger, Wut und Ohnmacht reagieren", sagt Große Perdekamp. Vor allem Jugendliche reagieren vielleicht trotzig, provozieren die Eltern und machen mitunter sogar das Gegenteil von dem, was sie sollen und dürfen. "Das Kind findet das ungerecht und will ausbrechen", sagt Große Perdekamp. Im schlimmsten Fall zerstören Eltern so die komplette Vertrauensbasis zwischen ihnen und dem Kind. Stattdessen empfiehlt die Expertin auch hier: Vertrauen schaffen, im Gespräch bleiben und Sorgen ehrlich ansprechen.
Bei kleineren Kindern dabei bleiben
Sind Kinder noch jünger, denken Eltern vielleicht, eine Verbindung per App könnte Sicherheit geben und ihre Begleitung ersetzen. "Aber auch das stimmt nicht", sagt Große Perdekamp. "Denn sie können nicht eingreifen und helfen." Auch hier kann das Handy sogar kontraproduktiv sein, da das Kind sich damit mitunter sogar sicherer fühlt, als es ist. "Es ist aber ganz wichtig, dass es auch lernt, sich in einer Notsituation vor Ort Hilfe zu holen." Und Eltern müssen ihrem Nachwuchs altersgerecht und Schritt für Schritt mehr zutrauen - und ihm dabei vertrauen.