Honor Holly im Test: Preissensation mit 5-Zoll-Display
Stand: 03.03.2015
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg - In puncto Ausstattung hat das Honor Holly weit mehr zu bieten, als man es für diesen Preis erhoffen dürfte: Größe, Auflösung und Qualität des Touchscreens, Prozessorleistung, Speicherkapazität, Dual-SIM – überall liegt das Preis-Leistungs-Verhältnis weit über dem Durchschnitt. Doch stimmt auch das Komplettpaket? Dieser Frage geht der ausführliche Smartphone-Test von Verivox nach.
Fünf Zoll, das hört sich heute nicht nach einem sonderlich großen Touchscreen für Smartphones an. Und tatsächlich liegt das Honor Holly mit seiner Bildschirm-Diagonale von 126 Millimetern haarscharf unter dem aktuellen Durchschnitt. Andererseits ist das Gehäuse mit 73 x 142 Millimetern so ausladend, dass die Bedienung mit einer Hand nur eingeschränkt möglich ist. Zusammen mit einem Gewicht von 156 Gramm geht das Holly also keineswegs als Kompakt-Handy durch. Da können Fotos sowie die unverbindliche Preisempfehlung von 100 Euro schnell einen falschen Eindruck erzeugen.
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Mehr als erwartet
Angesichts dieses Preises wirkt die Größe des Bildschirms sogar noch beeindruckender: Das Holly bietet nämlich gut dreimal mehr Displayfläche als üblich, das Preis-Leistungs-Verhältnis der Mattscheibe setzt damit gar einen neuen Rekord! Auch die Qualität des Panels kann sich sehen lassen: 720 x 1280 Bildpunkte und die daraus resultierende Schärfe von 135 Pixel pro Quadratmillimeter (295 ppi) mögen absolut gesehen alles andere als State of the Art sein. Doch für diesen Preis stellt das eine kleine Sensation dar: zweieinhalb mal höher als der Durchschnitt aller in den letzten zwölf Monaten getesteten Smartphones ist diese Pixeldichte. Kunden bekommen für ihr Geld also nicht nur überproportional viel Display, sondern auch weitaus mehr Schärfe als üblich. Dank IPS erweist sich die Darstellung zudem als recht blickwinkelstabil, wenngleich es sich nicht um ein „Dual Domain“-Panel handelt, das in zwei Achsen einen besseren Blick bietet – aber das wäre in dieser Preisklasse auch etwas zu viel erwartet. Nicht zuletzt punktet die Helligkeit: Die gemessenen 449 Candela pro Quadratmeter liegen 18 Prozent über dem Mittel, damit lässt sich die Anzeige auch bei Sonnenschein ordentlich ablesen.
Zwei SIM-Karten nutzbar
Und noch einen Bonus kann das Holly für sich verbuchen: Unter dem Akkudeckel verbergen sich zwei Slots für SIM-Karten, sodass beispielsweise eine private und eine Firmenkarte parallel mit demselben Telefon betrieben werden können. Auch ließen sich beispielsweise ein Sprach- und ein Datentarif von verschiedenen Anbietern miteinander kombinieren. Allerdings ist lediglich einer der beiden Schächte UMTS-kompatibel, weshalb die Datenkarte in diesen einzulegen ist. LTE beherrscht das Holly ebenso wenig wie DC-HSPA, die maximale Empfangsrate liegt somit bei nominal 21 Megabit pro Sekunde. Auf NFC und WLAN ac müssen Kunden ebenfalls verzichten, WLAN n wird lediglich im alten Frequenzband von 2,4 Gigahertz unterstützt, nicht im neueren 5-Gigahertz-Band. Nicht zuletzt funkt das Honor lediglich auf den GSM-Frequenzen 900, 1800 und 1900 Megahertz: Das reicht für Europa und viele Gegenden in Übersee, doch weil in einigen Ländern teilweise auch 850 Megahertz verwendet werden, ist der Empfang nicht flächendeckend gesichert.
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Als Prozessor kommt der Mediatek MT6582 zum Einsatz, dessen vier Kerne mit 1,3 Gigahertz getaktet sind und der unterstützt wird von 1 Gigabyte Arbeitsspeicher. Damit liegt der Proband in der Gesamtwertung von zwölf der bekanntesten Tempo-Tests mit mehr als 50 erfassten Einzelwerten 48 Prozent unter dem Durchschnitt. Das ist absolut gesehen kein beeindruckendes Ergebnis, muss aber in zweierlei Hinsicht relativiert werden. Erstens lässt sich das Holly auch damit flüssig bedienen, das Scrollen durch die Menüs klappt prima und Apps öffnen sich zügig. Erst wenn mehrere Aufgaben parallel laufen, gerät das Smartphone ins Stocken. Und zweitens sieht das Ergebnis der Tempo-Tests angesichts des günstigen Preises schon deutlich besser aus: Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Prozessors ist nämlich doppelt so hoch wie üblich! Kunden erhalten für ihr Geld also einen doppelt so schnellen Rechenchip wie beim durchschnittlichen Smartphone heutzutage.
Großzügiger Speicher
Der auswechselbare Akku fasst 2000 Milliamperestunden und hielt im Laufzeittest bei der Videowiedergabe mit einer mäßigen Displayhelligkeit von 200 Candela pro Quadratmeter im Flugmodus 442 Minuten lang durch. Damit liegt das Holly zwar elf Prozent unter dem Mittelwert. Trotzdem sollte Otto Normalnutzer damit gut über den Tag kommen. Der interne Speicher ist mit 16 Gigabyte erfreulich großzügig bestückt, das stellt in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit dar: Selbst deutlich teurere Modelle kommen teilweise immer noch mit lediglich 8 Gigabyte intern daher. Beim Holly bleiben nach Aktualisierung aller vorinstallierten Apps noch 12,26 Gigabyte netto übrig. Die Ablage kann aber mittels Micro-SD-Karte erweitert werden, offiziell um bis zu 32 Gigabyte, doch im Test akzeptierte das Holly auch einen SanDisk-Chip mit 128 Gigabyte anstandslos. USB-On-the-Go unterstützt der Kandidat allerdings nicht, es lassen sich somit keine Speichermedien wie USB-Sticks per Adapterkabel an den Micro-USB-Anschluss andocken.
Mäßige Fotos
Mit einer maximalen Auflösung von 8 Megapixel wartet auch die Kamera mit weit mehr auf, als man für diesen Preis erwarten dürfte. Selbst Funktionen wie HDR oder Panorama-Modus finden sich in den Optionen, außerdem erfreut die Software mit zwei separaten Auslösern für Fotos und Videos. Das erspart das Ändern per Schalter oder über die Einstellungen, was im Ernstfall wertvolle Sekunden kostet. Die Aufnahmen überzeugten im Test mit ordentlicher Schärfe bis in die Ecken, wenngleich man schon weit Besseres gesehen hat in dieser Liga. Auch die Detailtreue bewegt sich eher im unteren Mittelfeld und selbst bei guten Lichtverhältnissen lässt sich ein leichtes Grieseln etwa am Himmel ausmachen. Hinzu kommt ein recht kräftiges Bildrauschen, handy-typisch vor allem bei mäßigen Lichtbedingungen. Nicht zuletzt waren einige Aufnahmen in geschlossenen Räumen im Test ein wenig überbelichtet und wirkten daher etwas milchig, weshalb es trotz der passablen Schärfe insgesamt lediglich ein „Ausreichend“ in der Fotowertung gibt.
Schlechte Videoqualität
Videos nimmt das Holly mit 1920 x 1088 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde auf, also in Full HD. Auch das verdient in dieser Preisklasse höchsten Respekt. Leider fallen die Clips aber miserabel aus: Die Schärfe ist mager, viele Details verwaschen, das Bild grieselt, Tearing-Effekte sind deutlich sichtbar, teilweise waren die Testaufnahmen unterbelichtet und die Belichtungssoftware führt nur äußerst langsam und ruckweise nach, weshalb die Sprünge in der Aufnahme deutlich auffallen. Hinzu kommt, dass der Autofokus nur in den ersten Sekunden nachzuziehen scheint: Erfolgt ein Wechsel etwa von einem nahen auf ein fernes Motiv später, zieht die Software nicht mehr automatisch die Schärfe nach. Dafür setzt es ein „Ungenügend“! Ebenso wie für den Klang des Musik-Players, der so gut wie kaum Höhen aufweist und dessen Bässe rumpeln: Der Frequenzgang scheint also an beiden Ende sehr früh einzubrechen.
Solide Plastikverarbeitung
Selbstverständlich mutet das Holly nicht sonderlich hochwertig an. Für 100 Euro bekommt man einen Plastikbomber, so viel ist klar. Dennoch kann sich die Verarbeitung sehen lassen: Die Übergänge zwischen den Bauelementen sind nahezu gar nicht zu erspüren, das macht alles einen sehr soliden Eindruck. Und auch Verwindungsgesuchen widersetzt sich das Holly erfolgreich ohne dass dabei das Deckglas auf das Panel durchdrücken würde, was dieses auf Dauer beschädigen könnte. Positiv fällt außerdem die enorm gelungene Ergonomie auf: Dank des stark gewölbten Rückens liegt der Proband trotz seiner strammen 156 Gramm ungemein angenehm in der Hand. Moniert werden muss jedoch der mitunter leicht knarzende Akkudeckel sowie die fehlende Beleuchtung der drei berührungsempfindlichen Navigationsfelder für „Zurück“, „Home“ und „Optionen/Taskmanager“ unterhalb des Touchscreens. Zwar dürften selbst Android-Novizen nach spätestens zwei Tagen intuitiv wissen, welche Funktion wo sitzt, trotzdem ist das suboptimal.
Veraltetes Konzept
Das mit der nicht mehr ganz so aktuellen Betriebssystemversion Android 4.4.2 ausgelieferte Holly folgt mit der bereits erwähnten Navigationstastenbelegung einem veralteten Android-Konzept: Schon geraume Zeit sitzen die Optionen nämlich nicht mehr unter der rechten Navigationstaste, sondern werden innerhalb der Apps aufgerufen, in aller Regel über ein Icon mit drei vertikalen Punkten. Der rechte Navi-Button führt stattdessen nun zum Taskmanager mit den zuletzt geöffneten Apps. Beim Holly werden die Optionen jedoch noch wie früher über die Navi-Taste aufgerufen, zumindest bei den hauseigenen Apps. Neuere Programme wie beispielsweise Play Music reagieren aber nicht mehr auf die rechte Navi-Taste: Hier muss der Nutzer also auf das neuere Konzept mit dem In-App-Options-Icon umsteigen. In der Praxis sieht die Handhabung des Holly daher so aus, dass sich der Nutzer mit dem permanenten Wechsel zwischen beiden Options-Konzepten konfrontiert sieht, und daher oftmals erst nach zwei, drei Tipps auf den Navi-Button auf die Idee kommt, in der App nach dem Options-Icon zu suchen. Das ist höchst unschön und kostet den Probanden schmerzliche Punkte in der Handhabungswertung
Fazit
In puncto Ausstattung hat das Honor Holly weit mehr zu bieten, als man es für diesen Preis erhoffen dürfte: Größe, Auflösung und Qualität des Touchscreens, Prozessorleistung, Speicherkapazität, Dual-SIM – überall liegt das Preis-Leistungs-Verhältnis weit über dem Durchschnitt, teils gar bis zum Dreifachen. Auf LTE, DC-HSPA, NFC, WLAN ac sowie das 5-Gigahertz-Band von WLAN n müssen Kunden hingegen verzichten. Doch das dürfte die Zielgruppe der Einsteiger und Wenignutzer jedoch herzliche wenig stören. Zumal Verarbeitung und Haptik des Holly prima gefallen, ebenso wie die grundsätzliche Bedienung.
Allerdings müssen Käufer auch etliche Kröten schlucken, in erster Linie in puncto Multimedia. Die 8-Megapixel-Fotos sind da noch das Beste am Holly, auch wenn sie lediglich ein „Ausreichend“ ernten. Denn Videos und der Klang des Musikplayers fallen jeweils mit einem „Ungenügend“ durch. Nicht zuletzt müssen Nutzer den permanenten Wechsel zwischen zwei Bedienkonzepten akzeptieren: Bei hauseigenen Apps liegen die Optionen unter der rechten Navigationstaste, aktuelle Programme wie Play Music reagieren darauf aber nicht mehr, sondern eröffnen den Zugang zu den Optionen ausschließlich über ein Icon innerhalb der App. Das drückt die Handhabungswertung auf „ausreichend“.
Trotz all dieser Einschränkungen begeistert das Preis-Leistungs-Verhältnis des Honor Holly aufgrund des günstigen Preises von knapp 100 Euro ohne Vertrag: Die Relation zwischen Gesamtwertung und Preis liegt 256 Prozent über dem Mittelwert, Kunden erhalten also gut zweieinhalb mal mehr für ihr Geld als beim durchschnittlichen Konkurrenzprodukt.
Ausstattung 132 von 175
Foto 15 von 25
Video 9 von 25
Musik 9 von 25
Handhabung 146 von 250
gesamt 311 von 500