Hintergrund: Wie Siemens mit der Handy-Sparte scheiterte
Stand: 28.09.2006
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München (dpa) - Die Handysparte war einst der Stolz des Siemens- Konzerns. Der frühere Vorstands- und heutige Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer hielt auf jeder Hauptversammlung und Pressekonferenz eines der Geräte in die Höhe, um für die Geräte zu werben. Ziel war es, unter die ersten drei Hersteller der Welt zu kommen, der Marktanteil erreichte in der Spitze knapp zehn Prozent.
Siemens-Handys galten als grundsolide. Allerdings warfen Experten dem Konzern vor, neue Technologien zu lange intern fortzuentwickeln, statt früh damit auf den Markt zu gehen. So verpasste Siemens vor allem den Trend zu Farbdisplays und Geräten mit Kamera und MP3- Spieler. Dagegen hatte Siemens sehr früh ein so genanntes Slide-Handy zum Aufschieben im Programm. Dies wurde aber nicht konsequent genug weiter verfolgt. Erst Jahre später setzte sich der Trend durch, dann dominierten andere Hersteller. Der Versuch, eine Design-Linie unter dem Namen Xelibri zu etablieren, scheiterte.
Hohe Marktanteile erreichte Siemens vor allem auf dem Heimatmarkt Deutschland. Hier zu Lande war zeitweise fast jedes zweite Handy, das über den Ladentisch ging, von Siemens. Stark war der Konzern auch in Südamerika. Dieser Trend verstärkte sich, als Siemens Trikotsponsor von Real Madrid wurde und Superstar Ronaldo den Schriftzug "Siemens Mobile" auf dem Leib trug.
Trotz aller Anstrengungen kam das Geschäft jedoch nicht in Gang, der Marktanteil sank weiter. Als die Verluste eine Million Euro pro Tag erreichten, zog Siemens-Chef Klaus Kleinfeld, der einst noch das Konkurrenz-Handy eines Journalisten demonstrativ in einem Wasserglas versenkte, die Notbremse: Im Juni 2005 wurde die Sparte mit damals weltweit rund 6000 Beschäftigten an den taiwanesischen BenQ-Konzern abgegeben. Siemens legte noch 350 Millionen Euro vor Steuern drauf.