Handytarife der Netzbetreiber: Datenvolumen sechs Mal höher als nötig
Stand: 08.07.2022
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
XXL statt XS: Die aktuellen Handyverträge von Telekom, Vodafone und O2 bieten mehr als sechs Mal so viel Datenvolumen wie durchschnittlich verbraucht wird. Das inkludierte Datenvolumen der großen Anbieter steigt eineinhalb Mal so schnell wie der deutsche Durchschnittsverbrauch pro Kopf. Das zeigt eine Verivox-Analyse.
Datenbudget steigt schneller als der Verbrauch
Noch 2019 steckten in einem Tarif der großen Anbieter im Schnitt 9,49 Gigabyte (GB) – heute sind es 27,10 GB. Seit 2019 wird also 186 Prozent mehr Datenvolumen angeboten, obwohl sich der Durchschnittsverbrauch "nur" um 115 Prozent gesteigert hat: Dieser lag 2019 bei 2 GB und zuletzt bei 4,3 GB.
Mit 27 GB liegt das durchschnittliche Datenvolumen eines aktuellen Netzbetreiber-Tarifs 6,3-mal höher als der übliche Pro-Kopf-Verbrauch. Die Schere öffnet sich weiter: 2019 war das Datenkontingent noch fünfmal so hoch wie der Durchschnittsverbrauch pro Kunde.
O2 bietet am meisten Datenvolumen
O2 bietet mit 38,60 GB das mit Abstand höchste durchschnittliche Datenbudget. „Dies erklärt sich mit einem tatsächlich höheren mobilen Verbrauch der O2-Kundinnen und -Kunden“, sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Die O2-Zielgruppe ist geprägt von der Instant-Datennutzung; konsumiert wird überall und sofort. Diese Klientel nutzt stationäre Internetanschlüsse seltener und will auch nicht über die Verfügbarkeit öffentlicher Hotspots nachdenken müssen. Das Datenvolumen des Handytarifs wird somit wichtiger."
Unabhängig vom Anbieter würden viele hochpreisige Tarife jedoch nicht wegen großer Datenpakete gebucht, sondern um ein Smartphone zu finanzieren, sagt Theumer: "Um den Einmalpreis eines Geräts so niedrig wie möglich zu halten, buchen Kunden hochpreisige Tarife – und diese enthalten große Datenbudgets, die oft kaum genutzt werden. Aktuell sind Discounter-Tarife mit 5 GB Datenvolumen bereits für rund fünf Euro monatlichen Durchschnittspreis zu haben. Sie kosten damit oft weniger als ein Viertel der günstigsten Netzbetreiberangebote – das ergibt ein Sparpotenzial von bis zu 82 Prozent."
Gigabyte-Preis in drei Jahren fast gedrittelt
Der Preis pro Gigabyte liegt in den Tarifen der großen Anbieter heute im Schnitt bei 1,45 Euro – vor drei Jahren lag der GB-Preis noch bei 4,55 Euro. Bei der Telekom und bei Vodafone kostet ein GB mit 2,10 bzw. 1,61 Euro am meisten, bei O2 mit 65 Cent am wenigsten. Das Preisniveau ist seit 2019 trotz der deutlich größeren Datenbudgets sogar leicht gefallen: Ein Netzbetreiber-Kunde zahlt heute über alle Tarife hinweg im Schnitt 34,67 Euro im Monat, vor drei Jahren waren es noch 36,73 Euro.
Weiter sinkende Preise sind derzeit kaum zu erwarten, sagt Jens-Uwe Theumer: "Zwar dürfte der seit Jahren steigende Kostendruck durch die Notwendigkeit weiterer Investitionen in die Infrastruktur größere Auswirkungen haben als die gestiegenen Energiepreise. Allerdings: Durch die jüngste Entscheidung der Bundesnetzagentur, Zero-Rating-Tarife für bestimmte Streamingdienste zu untersagen, werden Kunden mit hoher Datennutzung nun eher auf die meist teureren Flatrate-Tarife ausweichen. Im Gegensatz zur Bundesnetzagentur sehen wir derzeit keinen signifikanten Trend zu günstigeren Tarifen."
Methodik
Verglichen wurden die monatliche Grundgebühr und das durchschnittliche Datenvolumen (ohne unlimitierte Flatrates) aller online verfügbaren Smartphone-Vertragstarife für Privatkunden (Neukunden) der Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica. Nicht berücksichtigt wurden Hardware, Einmalkosten sowie zeitlich begrenzte Rabatte oder Aktionen ebenso wie reine Datentarife, Partnerkarten und Prepaid. Quelle sind die Webseiten der Anbieter.
Das Rechenbeispiel zum 82-Prozent-Sparpotenzial stellt den kleinsten Vodafone-Tarif (GigaMobil XS für 29,99 Euro/Monat) einem Discounter-Tarif im gleichen Netz (mobilcom-debitel green LTE 5 GB für 5,41 Euro/Monat) gegenüber. Stand der Daten 20.06.2022; die ab Juli geltenden neuen Telekom-Tarife sind bereits berücksichtigt.