Fusionen in Telekom-Branche wieder auf der Tagesordnung
Stand: 02.01.2014
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Bonn - Auf die Regulierungs- und Wettbewerbsbehörden in Europa ist der neue Telekom-Chef Tim Höttges derzeit nicht gut zu sprechen: Europas Telekomindustrie drohe zu einem Übernahmeobjekt statt zu einer wettbewerbsfähigen Branche zu werden, warnt der Manager in diesen Tagen immer wieder. Es geht um den europäischen Telekommunikationsmarkt, der zunehmend die Begierde von großen Konzernen aus Übersee weckt. Mehr als 200 Anbieter tummeln sich auf einem zersplitterten Markt mit einem Volumen von mehr als 270 Milliarden Euro. Und der steht vor in einem tiefgreifenden Umbau.
Milliardeninvestitionen sind in den kommenden Jahren allein für den Ausbau superschneller Mobilfunk- und Glasfasernetze zu stemmen. Dazu ist Größe nötig. "Wir laufen Gefahr", resümiert Höttges, "dass der Infrastrukturausbau in Europa gegenüber den USA, aber auch asiatischen Staaten ins Hintertreffen gerät".
Tatsächlich hinkt Europa diesen Ländern bereits hinterher. Das gilt für den Ausbau der Netze mit Glasfaser wie auch dem schnellen Mobilfunkstandard LTE. In einer Studie für den europäischen Telekomverband ETNO schlägt die Beratungsfirma Boston Consulting Alarm: Der Zugang zu Glasfaserverbindungen sei in Asien und Nordamerika 20 Mal höher und die Verbreitung schneller LTE-Mobilfunknetze 35 Mal größer als in Europa.
Doch die Topmanager der großen Telekom-Konzerne schmieden bereits Zukunftspläne - nach dem Motto: Fusionieren und Größe gewinnen. So schickt sich in Spanien Marktführer Telefónica an, die italienischen Telecom Italia vollständig zu schlucken. In Deutschland stehen die Spanier vor einem bedeutenden Schritt im Mobilfunk: Derzeit liegen die Pläne zur Übernahme des drittgrößten deutschen Betreibers E-Plus durch die Telefónica Deutschland zur Prüfung bei der EU-Kommission.
Der Mobilfunkriese Vodafone, der nach dem milliardenschweren Verkauf seiner Anteile an dem US-Mobilfunkunternehmen Verizon mit prall gefüllter Kriegskasse nach neuen Anlagen sucht, hat Kabel Deutschland geschluckt und damit sein Festnetzgeschäft ausgebaut. Interesse sollen die Briten angeblich an einer Übernahme von Liberty Global haben, um die Geschäftssparte auch in anderen Ländern abzurunden.
Gleichzeitig sind Vodafone und Telefónica als mögliche Übernahmekandidaten ins Fadenkreuz des US-Riesen AT&T geraten. Ob sich solche Ambitionen allerdings umsetzen lassen, ist fraglich. Sicher ist nur, dass die Amerikaner ihre Fühler nach Europa ausstrecken. Zukäufe sind schon deshalb attraktiv, weil die Unternehmen an der Börse vergleichsweise niedrig bewertet sind.
Aber auch in den USA dreht sich das Fusionskarussell. Jetzt soll angeblich der Betreiber Sprint mit seinem neuen japanischen Mutterkonzern Softbank eine Übernahme der Telekom-Tochter T-Mobile prüfen. Aus Wettbewerbsgründen würde ein solcher Deal bei den Behörden aber auf Widerstand stoßen, meinen Experten. Trotzdem: Ein Ausstieg der Telekom in den USA ist nicht auszuschließen, die Mittel könnte der Konzern gut in Europa gebrauchen.
Für die Bonner ist der geborene Partner in den Medien ohnehin schon ausgemacht: Die frühere France Télécom, die sich heute Orange nennt. Auf verschiedenen Gebieten gibt es zwischen den Konzernen, die vor vielen Jahren schon einmal verbandelt waren, bereits eine enge Zusammenarbeit - so im Mobilfunk-Joint-Venture Everything Everywhere in Großbritannien.