Büdelsdorf/Hamburg (dpa) - Das Enfant terrible der
Telekommunikationsbranche, Gerhard Schmid, ist immer für eine
Überraschung gut. Wenn andere Manager sich bei drohendem Ungemach am
liebsten aus der Öffentlichkeit zurückziehen, kommt der Gründer des
Telekommunikationsdienstleisters MobilCom richtig in Fahrt. So setzte
er den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über sein
privates Vermögen gleich wieder medienwirksam in Szene.
Schlagzeilen hat Schmid reichlich geschrieben. Die Zerrüttung
zwischen ihm und dem früheren MobilCom-Partner France Télécom wuchs
sich im vergangenen Jahr zu einem öffentlichen Scheidungskrieg aus,
bei dem der 50-Jährige immer wieder nachlegte. Schliesslich stand für
den Grossaktionär sein Anteilsbesitz an
MobilCom auf dem Spiel.
Der Streit entflammte, als der hochverschuldete französische
Staatskonzern das UMTS-Geschäft stoppen wollte. Im Machtkampf um die
Konzernstrategie musste Schmid gehen, ausserdem machten die Franzosen
die Einsetzung eines Treuhänders für dessen
Aktien zur Bedingung.
Die anschliessende Einigung, in die auch die Bundesregierung
eingeschaltet war, wuchs sich im vergangenen Herbst zu einem
wochenlangen Verhandlungspoker und einer Zitterpartie für das von
Insolvenz bedrohte Büdelsdorfer Unternehmen aus. Schliesslich
unterschrieb Schmid den Treuhändervertrag, mit dem seine Aktien auf
den früheren RTL-Chef Helmut Thoma übertragen wurden.
Doch von Ruhe keine Spur. Gleich zu Jahresbeginn 2003 war wieder
von Schmid zu hören. Entgegen den Abmachungen will er seine Aktien
auf den Hamburger Sanierer Otto Gellert übertragen, der nun als
Insolvenzverwalter eingesetzt ist. Zudem werden Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft Kiel gegen Schmid und Millenium, die Firma seiner
Frau Sybille Schmid-Sindram, wegen des Verdachts der Untreue bekannt.
Mit dem Insolvenzantrag scheint ein Ende von Schmids einst
strahlender Karriere gekommen.