Elektronik-Messe CES: Visionen sind reif für den Alltag
Stand: 07.01.2015
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Las Vegas - Smartphones, Fernseher und Co.: Die CES zeigt Ähnliches wie in den letzten Jahre - allerdings werden die Visionen in diesem Jahr alltagstauglich.
Ultraflache Fernseher mit extrem hochauflösenden Bildern. Armbanduhren, die vom Herzschlag bis zum Kalorienverbrauch alles messen. Oder gleich das komplett vernetzte Haus, das sich per Smartphone-App auch im Urlaub steuern lässt. Seit Jahren werden solche Geräte und Ideen immer wieder auf den Technikmessen dieser Welt präsentiert. Auch die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas (noch bis 9. Januar) ist da keine Ausnahme. Der Fokus liegt dieses Jahr aber nicht so sehr auf Zukunftsträumerei, sondern eher darauf, die Visionen reif für den Alltag zu machen.
Die Trends bei Fernsehern
Bestes Beispiel dafür sind die Fernseher mit 4K- oder Ultra-HD-Auflösung: Die gibt es auf der CES natürlich auch wieder zu sehen - ultraflach bei Sony, gebogen bei LG oder mit neuer Bildtechnologie bei Samsung. Große Schwäche der Geräte war jedoch immer, dass es zu wenig Inhalte in den hohen Auflösungen und wenig einheitliche Standards gibt. Das könnte sich jetzt ändern: Auf der CES haben Hersteller wie Samsung, Sony und Sharp sowie Content-Lieferanten wie Netflix, Disney und Fox die Gründung der UHD Alliance bekanntgegeben, die diese Probleme lösen soll.
Bei den Fernsehern geht der Trend außerdem zu neuen, offenen Betriebssystemen. Panasonic setzt bei seinen Geräten zum Beispiel auf die Plattform Firefox OS und will so den Datenaustausch zwischen Geräten vereinfachen. Gleiches gilt für Sony und den Umstieg auf Android TV. LG setzt derweil auf das Linux-System WebOS, und Samsung steigt bei allen neuen Modellen auf das Betriebssystem Tizen um. Beide Hersteller versprechen dadurch unter anderem leichtere Bedienbarkeit.
Konkrete Lösungen rund ums Smart Home
Auch im Bereich der Heimautomation, meist Smart Home genannt, zeigen viele Hersteller nicht mehr die großen Visionen, die ohnehin nur in einem Neubau funktionieren. Stattdessen gibt es konkrete Lösungen, die sich auch in bestehende Häuser und Wohnungen integrieren lassen.
Sowohl WeMo als auch Elgato zeigen auf der CES Baukastensysteme, mit denen der Nutzer aus verschiedenen Sensoren, einem zentralen Gerät und einer App sein eigenes intelligentes Heim zusammenbaut.
Elgatos Variante trägt den Namen Eve und kann unter anderem Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen, die WeMo-Sensoren wissen zum Beispiel, ob eine Tür offen oder geschlossen ist. Und für das Smart-Home-System der Google-Tochter Nest gibt es auf der CES gleich mehrere Gadgets - darunter das Smart Lock der Firma August, das automatisch die Heizung herunterregelt, wenn der Besitzer die Wohnung verlässt.
Smartphones und Tablets nicht mehr im Mittelpunkt
Bei so vielen Neuheiten für das vernetzte Zuhause oder Auto, unter anderem von Volkswagen, Daimler und BMW, müssen andere Geräte, die sonst im Mittelpunkt der CES stehen, mit etwas weniger Rampenlicht auskommen. Bei den Smartphones beschränken sich viele Hersteller deshalb auf Detailverbesserungen, potenzielle Stars wie das Galaxy S6 von Samsung glänzen durch Abwesenheit.
LG zeigt sein neues G Flex2 und beweist einmal mehr, dass sie neben Fernsehern auch deutlich kleinere Displays krümmen können. Das neue Flex hat jetzt ein Full-HD-Display und den Achtkernprozessor Snapdragon 810 - wann es nach Deutschland kommt, steht aber noch nicht fest. Auf eine andere Form von Flexibilität setzt Alcatel Onetouch mit dem Pixi 3: Das Smartphone soll nicht nur in verschiedenen Farben und Formaten von 3,5 bis 5 Zoll, sondern auch mit verschiedenen Betriebssystemen erhältlich sein: Neben Android gibt es das Gerät auch mit Firefox und Windows Phone.
Gleiches gilt für die zwei neuen Modelle von Asus: Die Firma zeigt in Las Vegas erstens das Zenfone Zoom, das eine Kamera mit optischer Vergrößerung an Bord hat, und zweitens das neue Flaggschiff Zenfone 2 mit 5,5 Zoll großem Full-HD-Display, leistungsfähigem Intel-Prozessor und LTE. Nicht smart, aber umso günstiger ist das Nokia 215 von Microsoft - ein klassisches Handy, das für 40 Euro ohne Vertrag in den Handel kommt.
Auch bei Notebooks und Tablets fehlt auf der CES die ganz große, neue Idee. Stattdessen wird Bestehendes überarbeitet oder neu verpackt. Von HP gibt es zum Beispiel einen Kleinstrechner im Stil des Mac mini zu sehen, den Pavilion Mini Desktop. Lenovo zeigt ein neues Flaggschiff der Thinkpad-Reihe, das Thinkpad X1 Carbon, sowie neue Varianten der Yoga genannten Convertibles. Und Acer hat ein Chromebook im ungewohnten 15,6-Zoll-Format mit zur Messe gebracht. Andere Varianten des Google-Computers mit Onlinepflicht sind in der Regel deutlich kleiner.
Wearables sollen massentauglich werden
Mehr Aufmerksamkeit als die klassischen Messestars bekommen in Las Vegas andere Geräte für unterwegs, die sogenannten Wearables. Das sind zum Beispiel die bekannten Fitness-Armbänder, aber auch Smartwatches. Mehrere Neuheiten aus beiden Bereichen zeigt auf der Messe zum Beispiel Garmin, darunter die intelligente Armbanduhr Vivoactive. Sony hat seine Smartwatch 3 nicht überarbeitet, sondern nur in ein Edelstahlgehäuse gepackt.
Neu ist dagegen die Watch-Serie von Alcatel One Touch, bei der der Hersteller Funktionsvielfalt mit massentauglichen Preisen kombinieren will. Details dazu gibt es aber noch nicht. Und Hersteller Zensorium will mit seiner Smartwatch Being sogar die Laune des Trägers messen - Beruhigungstipps bei Stress inklusive. Lenovo hat derweil den Fitnesstracker Vibe Band VB10 mit akkufreundlichem E-Ink-Display angekündigt, das nach aktuellem Stand aber nicht in Europa erscheint.
Ganz ohne Zukunftsvisionen und ungewöhnliche Ideen geht es auf der CES aber natürlich nicht. Besonders kurios ist etwa der Pacif-i der britischen Firma Blue Maestro, ein Schnuller mit verschiedenen Sensoren und Bluetooth, mit dem Eltern per Smartphone-App die Körpertemperatur von fiebernden Kindern überwachen können.