Die Rolle der Deutschen Telekom am britischen Mobilfunkmarkt
Stand: 06.02.2015
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Bonn / London - Die Deutsche Telekom hat ihre Anteile am Mobilfunkbetreiber EE abgegeben und wird größter Aktionär der BT-Gruppe. Wollen die Bonner auf der Insel eine größere Rolle spielen?
Auf dem britischen Mobilfunkmarkt werden die Karten neu gemischt: Die Deutsche Telekom und ihre französischer Partner Orange reichen ihre Anteile an dem Mobilfunkbetreiber EE an die Festnetzgesellschaft BT Group weiter. Gleichzeitig steht die spanische Telefónica kurz vor dem Verkauf ihrer Mobilfunktochter O2 an Hutchison Whampoa aus Hongkong, die mit dem Anbieter G3 auf dem britischen Markt aktiv ist. Damit würde sich auch in Großbritannien - ähnlich wie in Deutschland - die Zahl der Anbieter auf drei reduzieren.
Abschied aus dem Mobilfunkgeschäft
Eine Überraschung ist der milliardenschwere Deal zwischen BT und Telekom/Orange nicht. Seit dem vergangenen Dezember verhandelten beiden EE-Eigentümer mit dem britischen Festnetzanbieter exklusiv. Und die Unternehmen wurden sich offenbar schnell handelseinig - 12,5 Milliarden britische Pfund oder umgerechnet gut 16 Milliarden Euro ist der Transaktion wert.
Während die Franzosen neben Aktien auch eine hohe Summe Bares kassieren, steigen die Bonner mit einem Anteilspaket von 12 Prozent zum größten Einzelaktionär von BT auf. Den Abschied vom reinen Mobilfunkgeschäft in dem Land nimmt Telekom-Chef Tim Höttges deshalb gerne in Kauf. "Wir schaffen die Grundlage dafür, dass unsere Unternehmen künftig zusammenarbeiten", freut sich der Manager.
Starke Investition der Telekom
Die britische Medienexpertin Claire Enders vom Analyse-Institut Enders Analysis glaubt, dass mit dem Deal ein britisch-deutscher Telekom-Titan entsteht, der für lange Zeit die Märkte dominieren kann. "Die alten Staatsmonopolisten sind dabei, ihr früheres Monopol wieder zu herzustellen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Für die Deutsche Telekom ist es das beste Investment, dass sie jemals außerhalb Deutschlands gemacht habe", ist Enders überzeugt.
Vor 15 Jahren hatten die Bonner mit viel Getöse in Großbritannien das Karussell milliardenschwerer Zukäufe im Ausland begonnen. Für rund 10 Milliarden Euro erwarb der Konzern die Mobilfunkfirma One2One - viel Geld für die Nummer Vier des Landes, die wenig später in T-Mobile umbenannt wurde. Aber erst nach dem Zusammenschluss mit dem Wettbewerber Orange ging es aufwärts. Doch ein Glied für den Aufbau eines Komplettanbieters fehlte.
Verschiedene Produkte und Dienste aus einer Hand
Mit der BT Group bekommt der Mobilfunkbetreiber EE jetzt ein starkes Festnetzgeschäft zur Seite gestellt. Jetzt kann das Unternehmen alle Stärken ausspielen, die einem integrierten Anbieter zur Verfügung stehen: Auf der Basis von schnellen Breitbandnetzen sollen Privat- und Geschäftskunden neue Produkte und Dienste aus einer Hand angeboten werden. Magenta 1 nennt die Telekom diese Strategie in Deutschland: Telefonieren und kommunizieren - im Festnetz und mobil - im Internet surfen in Höchstgeschwindigkeit von zu Hause oder unterwegs und Fernsehangebote in HD-Qualität.
Telekom am Markt aktiv
Das Beispiel BT zeigt einmal mehr, dass die großen Telekom-Konzerne in Europa vom reinen Mobilfunkgeschäft zunehmend Abschied nehmen. Das gilt selbst für einen Giganten wie Vodafone, der im Mobilfunk groß geworden ist. In Deutschland beispielsweise übernahmen die Briten Kabel Deutschland, in Großbritannien schon vor ein paar Jahren den Internetdiensteanbieter Cable & Wireless.
Unterdessen will sich die Telekom als Großaktionär in Zukunft keineswegs mit der Rolle eines Beobachters und Empfängers von Dividenden begnügen. Möglich sei ähnlich wie zwischen Telekom und Orange eine Vereinbarungen über eine Einkaufskooperation oder auch eine Zusammenarbeit mit T-Systems in der Geschäftskundensparte.
Ob sich darüber hinaus weitere Perspektiven für die Deutsche Telekom in Großbritannien auftun, bleibt abzuwarten. 18 Monate lang dürfen die Bonner jedenfalls ihre BT-Aktien nicht verkaufen. Und für drei Jahre wurden die BT-Stimmrechte der Telekom auf bis zu 15 Prozent begrenzt.