Das Sony Xperia Z1 Compact im Test
Stand: 13.02.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg - Das Sony Xperia Z1 ist ein luxuriöses Flaggschiff, randvoll mit neuester Technik. Doch eine 5-Zoll-Mattscheibe ist nicht jedermanns Sache, weil sich solch große Bildschirme nur schlecht mit einer Hand bedienen lassen. Von den üppigen Gehäusemaßen einmal ganz abgesehen. An dieser Stelle bringt Sony jetzt das Z1 Compact ins Spiel, das 65 x 127 x 9,5 statt 74 x 144 x 8,5 Millimeter misst und 135 statt 170 Gramm wiegt.
Das entspricht Einsparungen von immerhin rund 23 Prozent in der Fläche und 21 Prozent in puncto Gewicht. Dem entsprechend schrumpfte das Display um 26 Prozent auf 53 x 94 Millimeter respektive 4,3 Zoll oder 108 Millimeter in der Diagonale. Bei beiden Xperias ist aber zu beachten, dass die Tasten für „Zurück“, „Home“ und den Taskmanager nicht separat unterhalb des Touchscreens sitzen, sondern als Softkeys Teil desselben sind. Somit gehen am unteren Bildrand 6, beim Z1 gar 8 Millimeter für den eigentlichen Inhalt verloren – mit Ausnahme einiger weniger Anwendungen wie bei der Anzeige von Fotos oder Videos. Somit beträgt die Netto-Anzeige des Z1 Compact eigentlich nur knapp 4,1 Zoll, was der iPhone-Liga entspricht: Der Monitor des aktuellen 5S ist gerade mal sechs Prozent kleiner. Und damit hat sich auch der ärgste Rivale des Z1 Compact gefunden, auch wenn das Apfelhandy mit 7,6 Millimetern noch etwas dünner und mit 112 Gramm spürbar leichter ausfällt.
Klein aber fein
Zumal die Auflösung der beiden Kontrahenten ebenfalls nahezu identisch ist: Mit 720 x 1280 Bildpunkten kommt das Sony auf eine Dichte von 184 Pixel pro Quadratmillimeter (345 ppi), das iPhone auf 165 Pixel pro Quadratmillimeter (326 ppi). Solche Unterschiede ergeben keine für das bloße Auge erkennbaren Schärfedifferenzen. Vor allem aber leidet das Compact nicht an der Blickwinkelinstabilität des großen Z1, dessen Anzeige schnell matt und müde wirkt, wenn man nicht lotrecht auf das Panel blickt. Klein, aber fein: Für kaum ein Smartphone gilt dies mehr als für das Z1 Compact.
Kampf der Titanen
Der Snapdragon-800-Prozessor mit vier Kernen à 2,2 Gigahertz stellt derzeit die Speerspitze der Handy-Chips dar und hat bereits Smartphones wie dem Nexus 5, LG G2 und Samsung Galaxy Note 3 zu erstklassigen Benchmark-Ergebnissen verholfen. So auch dem Z1 Compact: In der Gesamtwertung von zwölf der bekanntesten Tempotests rangiert das Sony 66 Prozent über dem durchschnitt aller in den letzten zwölf Monaten getesteten Smartphones und somit auf Augenhöhe mit dem großen Z1. Außerdem gehört das Compact mit diesem Ergebnis zu den fünf schnellsten Mobiltelefonen hierzulande. Das iPhone 5S bleibt mit aktuell plus 83 Prozent jedoch die unangefochtene Nummer Eins.
Volles Programm
Auch was die restliche Ausstattung inklusive LTE, DC-HSDPA, WLAN ac, Bluetooth 4.0 und NFC betrifft, so steht das Compact dem Z1 in nichts nach. Der interne Speicher fasst ebenfalls 16 Gigabyte, von denen ab Werk noch 11,4 Gigabyte netto frei verfügbar sind. Das Gedächtnis lässt sich mittels Micro-SD-Karte um bis zu 64 Gigabyte aufrüsten, macht zusammen bis zu 80 Gigabyte brutto. Da kann selbst das größte iPhone mit 64 Gigabyte mangels Speicherkartenslot nicht mithalten – und das bei einem Preis von 899 Euro ohne Vertrag. Selbst mit einer schnellen 64-Gigabyte-Karte, die aktuell um die 50 Euro liegt, bleibt das Z1 Compact mit einer Preisempfehlung von 499 Euro ohne Vertrag genau 350 Euro unter dem Apfelhandy.
Fest verbauter Akku
Lediglich an einem weiteren Punkt haben die Japaner das Z1 abgerüstet: nämlich beim Akku, der leider wie in letzter Zeit bei Sony üblich wieder fest verbaut ist: Anstelle von 3.000 fasst der Stromspeicher nun 2.300 Milliamperestunden. Doch das stellt in Relation zur Größe des Displays, dem hungrigsten Stromverbraucher, eine leichte Steigerung dar: Aus gut 44 wurden glatte 46 Milliamperestunden pro Quadratzentimeter. Damit liegt das Z1 Compact stramme 24 Prozent über dem Durchschnitt. Dieser erstklassige Wert bestätigt sich leider nicht im Praxistest: Bei der Videowiedergabe mit maximaler Bildschirmhelligkeit im Flugmodus hält der Proband 401 Minuten durch. Das ist ein guter Wert, der aber „nur“ sieben Prozent über dem Durchschnitt liegt. Hier macht sich dann doch der leistungsstarke Snapdragon 800 bemerkbar, der ja aber zum Konzept gehört, weshalb sich niemand darüber beschweren darf. Abgesehen davon kann der Nutzer in der Praxis noch deutlich mehr an Laufzeit herausholen: Allein die Deaktivierung der X-Reality-Enginge brachte unter ansonsten identischen Umständen im Test eine Laufzeit von 500 Minuten, also eine Steigerung von rund 25 Prozent! Hinzu kommen diverse Energiesparmodi und natürlich die Möglichkeit, die Displaybeleuchtung zu dimmen respektive auf Automatik zu stellen. Damit sollte dann auch das Z1 Compact passabel über den Tag kommen.
Auflösungs-Wirrwarr
Sony weist in seiner Werbung auf die 21-Megapixel-Kamera des Z1 Compact hin. Diese Auflösung – oder genauer gesagt auf 5248 x 3936 Pixel respektive 20,67 Megapixel – lassen sich jedoch nur erzielen, wenn der Nutzer zuvor in den Modus „Manuell“ wechselt. Das Dumme: Bei jedem Neustart der Kamera-App fällt die Einstellung auf den Modus „Überlege Automatik“ zurück, die Bilder mit maximal 3840 x 2160 Bildpunkten oder 7,52 Megapixel produziert. Außerdem weisen die Aufnahmen mit maximaler Auflösung das Format 4:3 auf; wer Fotos im heutzutage gängigen Format 16:9 schießen möchte, muss sich mit 3840 x 2160 Bildpunktes oder 8,29 Megapixel begnügen.
Etwas enttäuschend
Die Aufnahmen in maximaler Auflösung weisen eine ordentliche Schärfe auf, die jedoch erstaunlicherweise nicht mit Fotos des iPhone 5S mithalten kann, die bekanntlich mit acht Megapixel geschossen werden. Ferner fielen im Test die oftmals geringeren Kontraste und das mitunter stärkere Bildrauschen des Z1 Compact auf. In geschlossenen Räumen ohne Blitz schlägt sich das Sony weder besser noch schlechter als üblich: Wie nahezu alle Smartphones ohne optischen Bildstabilisator, verwackeln solche Bilder schnell aufgrund der langen Verschlusszeiten. Bei sehr dunklen Motiven dreht das iPhone zwar mehr auf und lässt dadurch mehr Details erkennen, erzeugt dadurch aber auch ein höheres Bildrauschen, weshalb sich Vor- und Nachteile die Waage halten. Eindeutig besser schlägt sich das 5S bei Einsatz des LED-Blitzes: Hier gelingen Fotos fast durchweg schärfer und kontrastreicher als mit dem Z1 Compact, das im Test teilweise etwas milchige Aufnahmen produzierte. Daher steht unterm Strich ein für die 21-Megapixel-Klasse enttäuschendes „Gut“ in der Fotowertung. Da erwartet man mehr. Immerhin beweist das Compact damit, dass es tatsächlich ein geschrumpftes Z1 darstellt: Das Flaggschiff wies im Test nämlich die identischen Probleme auf. Das iPhone 5S wiederum erzielte im Foto-Test ein knappes „Sehr gut“.
Knackpunkt Videos
Bewegtbilder nimmt das Sony mit in Full HD auf, also mit 1920 x 1080 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde. Die Clips gefallen durch hervorragende Schärfe, ordentliche Kontraste und so gut wie keine Komprimierungsartefakte. Der Stereo-Ton ist zwar etwas dumpf, geht aber noch in Ordnung, Damit käme das Z1 Compact auf ein glattes „Sehr gut“ … wenn denn der Autofokus nicht immer wieder nachziehen würde, was zu fiesen Bildschüben führt, die das Betrachten umso anstrengender macht je größer der Bildschirm wird. Das qualitativ grundsätzlich gleichauf liegende iPhone 5S trickst an dieser Stelle und fixiert den Scharfsteller zu Beginn der Aufnahme, wodurch das Bild angenehm stabil wird. Erfolgt beispielsweise ein Schwenk von einem fernen auf ein nahes Motiv oder umgekehrt, stellt das iPhone aber nicht automatisch neu scharf; in solchen Situationen muss der Nutzer durch einen Tipp auf den Touchscreen selbst Hand anlegen, was in aller Regel zu einem im Bild sichtbaren Wackler führt. Trotzdem nimmt sich dies im direkten Vergleich zu den Videos des Z1 Compact als das kleine Übel aus. Das Sony kassiert dafür nur ein „Ausreichend“.
Hilfreiches Zubehör
Die Verarbeitung des Schrumpf-Handys bleibt grundsätzlich ohne Fehl und Tadel: Da wackelt oder knarzt nichts. Das darf bei einem Gerät mit fest verbautem Akku auch erwartet werden! In der rechten Flanke findet sich ein sehr kleiner, aber durch seine starke Wölbung dennoch recht gut erreichbarer mechanischer, zweistufiger Auslöser für die Kamera. Sämtliche Slots sind durch gummierte Kappen abgedeckt, denn das Z1 Compact ist wie seine Vorgänger nach IP55 und 58 geschützt gegen Staub und Wasser. Dafür müssen die Abdeckungen sorgfältig aufgesetzt werden, was sich vor allem bei der Micro-USB-Buchse als nervig erweist, denn an die muss der Nutzer so gut wie täglich ran. Wer schnell die Geduld verliert, sollte daher den Erwerb der DK32 für knapp 30 Euro in Erwägung ziehen: Die kleine Dockingstation setzt am außenliegenden, magnetischen Port in der linken Flanke an; sämtliche Abdeckkappen können somit geschlossen bleiben. Das hat sich im Praxisversuch als äußerst angenehm erwiesen.
Scharfe Kante
Dennoch muss auch beim Z1 Compact wieder die scharfe Kante des Deckglases moniert werden, die kurz vor dem oberen Ende Rahmens Platz für den Hörer-Lautsprecher schafft, neben dem auch die Benachrichtigungs-LED sitzt. Die Aussparung ist zwar kleiner als beim Xperia Z, Z1 und Z Ultra und deshalb nicht ganz so riskant, dennoch könnten Nutzer mit längeren Fingernägeln hier hypothetisch hängenbleiben, was schmerzhaft sein dürfte. Und auch beim seitlichen Schaben über die Glaskante entsteht ein geringfügiger Käsehobel-Effekt. Das ist nicht optimal und ginge auch anders, weshalb in der Handhabungswertung einige Punkte abgezogen werden.
Individuelle Oberfläche
Dennoch bleiben noch genügend Punkte übrig für ein „Sehr gut“, denn über Android 4.3 legt Sony seine gewohnte Nutzeroberfläche, die etliche Komfortfunktionen bietet wie beispielsweise editierbare Schnellzugriffe oder ein per „drag & drop“ individualisierbares Menü. Sehr gut gefallen auch die Small-Apps, die am unteren Bildrand des Taskmanagers erscheinen und sich in einer zweiten Ebene über den Bildschirm legen. Auf diese Weise können zum Beispiel Taschenrechner oder Notizfunktion parallel zur Anzeige etwa einer Website genutzt werden, sodass man nicht permanent hin und her wechseln muss.
Fazit
Unterm Strich lässt sich also bestätigen, dass es sich beim Sony Xperia Z1 Compact tatsächlich um ein vollwertiges Z1 handelt, bei dem lediglich Display und Akku abgespeckt wurden. Letzterer hält in etwa ebenso lange durch wie derjenige des großen Z1. Auch der Snapdragon-800-Prozessor schneidet in den Benchmarks ebenso grandios ab wie der des Flaggschiff-Models. Aufgrund der Netto-Displaygröße von knapp 4,1 Zoll erinnert das Z1 Compact stark an das iPhone 5S, das zwar ein wenig dünner und leichter, dafür aber auch eine ganze Ecke teurer ist und keinen Speicherkarten-Slot aufweist. Einziger signifikanter Haken des Sony: Trotz der stolzen Auflösung von 20,7 Megapixel kann die Kameraqualität nicht mit der des iPhone 5S mithalten. Vor allem stört bei Videos der immer wieder nachziehende und nicht fixierbare Autofokus. Trotzdem eine gelungene Leistung, das reicht locker für ein „Sehr gut“ in der Gesamtwertung.
Ausstattung 157 von 175
Foto 18 von 25
Video 13 von 25
Musik 22 von 22
Handhabung 200 von 250
gesamt 410 von 500