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Das Handy als mobiler Geldbeutel - Steiniger Weg zum Mobile Payment

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Bonn/Augsburg (dpa) - Mobile Bezahlverfahren haben es hier zu Lande noch immer schwer. Ihr Nutzen ist oft auf bestimmte Kundengruppen oder feste Kaufszenarien beschränkt. Nun hat auch der Mobilfunkriese T-Mobile seine elektronische Geldbörse, die Mobile Wallet, zu Ende März eingestellt. Damit sich mobiles Bezahlen etabliert, müsste das Handy auf breiter Basis nutzbar sein, sind sich die Experten einig. Führende Vertreter aus Bankwirtschaft, Mobilfunkindustrie und Wirtschaftsministerium arbeiten an einer gemeinsamen Lösung.

"Bezahlmöglichkeiten mit dem Handy werden von den meisten Anwendern noch immer ignoriert", bestätigt auch Key Pousttchi, Wirtschaftsinformatiker der Universität Augsburg. Die Deutschen ziehen gewohnte Verfahren, wie EC-Karte, Überweisung und Lastschriftverfahren vor. Das Handy lässt sich derzeit dazu nur in Ausnahmefällen einsetzen. Neuerdings dürfen auch Parkgebühren per Handy bezahlt werden. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hatte dazu Anfang der Woche mit einer Ausnahmeverordnung zur Strassenverkehrsordnung die Voraussetzungen geschaffen.

Die Bereitschaft bei den Bürgern, mit dem Handy zu bezahlen, ist vorhanden. Eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums ergab, knapp die Hälfte der Deutschen würde diese Möglichkeit nutzen. Eine Arbeitsgruppe des Augsburger Wissenschaftlers Pousttchi hat nun ein neues Modell entwickelt, wie das Handy zum universellen Bezahl- Instrument werden kann. Dabei soll der Zugriff auf das eigene Bankkonto ebenso möglich sein wie das Bezahlen von Kleinstbeträgen per SMS, das Lösen von Parktickets oder der Kauf von Zigaretten am Automaten.

"Die Mobilfunkteilnehmer brauchen einen bequemen Weg, mit ihrem Handy zu bezahlen", sagt auch Jim Wadsworth, Marketing-Chef von Simpay in London. Das Gemeinschaftsunternehmen der grossen Mobilfunkanbieter - darunter unter anderem Orange, Vodafone, T-Mobile und Telefónica Móviles - steht nach vielen Ankündigungen mit einer eigenen Lösung am Start.

Grenzüberschreitend und unabhängig vom nationalen Mobilfunkanbieter soll das Verfahren funktionieren: Ein belgischer Mobilfunknutzer, der etwas von einem Händler in Spanien kaufen möchte, kann durch eine einfache Transaktion mit Hilfe von Simpay den Kauf durchführen - der Betrag wird per Handyrechnung beglichen. "Ziel von Simpay ist es, eine ähnliche Bezahlstruktur wie bei der Kreditkarte zu erreichen", sagt Husam Azrak von T-Mobile. Auf der Mobilfunkmesse 3GSM in Cannes hat Simpay den Dienst für Mitte 2005 in Spanien, Grossbritannien und Belgien angekündigt, in Deutschland sei er allerdings nicht vor 2006 zu erwarten: "Es gibt auf dem deutschen Markt rechtliche Hindernisse, die noch geklärt werden müssen", sagt Wadsworth.

Das Problem ist bekannt: Für das Handling grösserer Beträge ist hier zu Lande eine Banklizenz notwendig - über die Telefonrechnung dürfen nur Kommunikationsdienstleistungen mit geringen Beträgen abgewickelt werden. Telekomunternehmen, Banken und Händler sind bei der Abrechnung der Beträge aufeinander angewiesen und müssen zusammenarbeiten. Ein Runder Tisch des Wirtschaftsministeriums will Bankenverbände und Mobilfunkunternehmen zur konkreten Initiative bewegen. "Besonders für die Banken ist das Thema von strategischer Bedeutung und der Zeitpunkt für den Einstieg günstig", sagt Pousttchi. Werde die Chance jetzt verpasst, könnten die Mobilfunkanbieter mit Simpay versuchen, allein einen Weg zu finden.

Mit am Tisch sitzt daher der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) als Sprachrohr der Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft. Bis Ende September sollen die Banken konkrete Entscheidungen treffen und in etwa zwei Jahren könnten Verbraucher auf mobile Bezahlverfahren zugreifen.