Bewegungsprofile: Apple hat Justizministerium falsch informiert
Stand: 03.05.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Berlin - Für seinen Umgang mit Nutzerdaten steht Apple weiter in der Kritik. Das Unternehmen habe dem Justizministerium bereits im vergangenen Jahr einen datenschutzfreundlichen Umgang mit den Ortungsdaten seiner Nutzer zugesagt. Dies sagte Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) am Dienstag in Berlin der Nachrichtenagentur dapd auf Anfrage.
Sie bedauerte nun indes: "Die damalige Versicherung von Apple, eine Speicherung insbesondere von Standortdaten werde nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Nutzer vorgenommen, stellt sich nun offenbar als unzutreffend heraus."
Vor den Osterfeiertagen war bekannt geworden, dass das Mobiltelefon iPhone und der Minicomputer iPad langfristige Bewegungsprofile aller Nutzer speichern, auf den Geräten und auf den mit ihnen verbundenen Computern. Mit einem von britischen Experten verbreiteten Programm kann zudem seitdem jeder Nutzer dieser Geräte auf einer interaktiven Karte selbst verfolgen, wo er sich wann bewegt hat.
Schriftwechsel aus dem Jahr 2010
Die Bundesjustizministerin hatte bereits am 30. Juni 2010 von sich aus an Apple geschrieben und das Unternehmen aufgefordert, "alles Notwendige zu unternehmen, um Transparenz und Berechenbarkeit" im Umgang mit den Daten der Kunden sicherzustellen. In dem Schreiben, das der dapd vorliegt, heißt es ferner: "Sagen Sie den Nutzern Ihrer Geräte klar und deutlich, was mit ihren Daten geschieht."
Apple-Managerin Claire Thwaites, die für den Kontakt zu europäischen Regierungen zuständig ist, hatte daraufhin versichert, Apples Nutzer müssten der Erfassung ihrer Daten stets aktiv zustimmen, wie es in einem Schreiben vom 29. Juli 2010 heißt. Entsprechende Dialogboxen der Software seien "obligatorisch". Wie die britischen IT-Experten dokumentierten, sammeln allerdings alle Apple-Geräte die Daten über die Mobilfunkzellen und WLAN-Netze, in denen sich iPhones und iPads bewegt haben - und zwar ohne Nutzer dafür um Erlaubnis zu fragen.
"Schonungslose Aufklärung" gefordert
Leutheusser-Schnarrenberger sagte am Dienstag, Apple könne das so verloren gegangene Vertrauen nur mit einer "schonungslosen Aufklärung und Transparenz" zurückgewinnen. Apple müsse sich dafür auch mit deutschen Datenschützern zusammensetzen und "Einblicke in die Speicherpraxis gewähren", sagte die Ministerin. Das für Apple zuständige bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht hatte den Konzern bereits vor Ostern aufgefordert, zu den Vorwürfen in Sachen Datenschutz bis zum 10. Mai Stellung zu nehmen.
Apple hatte im April erst nach einer Woche mit einer Erklärung auf die Vorwürfe reagiert. Der Konzern sprach in den USA von einem "Softwarefehler". Apple hatte überdies angekündigt, "in den nächsten Wochen" ein Softwareupdate für iPhones und iPads zur Verfügung zu stellen, mit dem die Speicherung der Ortungsdaten auf eine Woche begrenzt werde. Die Aktualisierung der Geräte über das Netz stand am Dienstag weiter aus. Die erfassten Daten dienten überdies der schnellen Ortung der Nutzer, auf die etwa Navigationsprogramme zurückgreifen müssten, so Apple in der bisher einzigen Erklärung.