Bewegungsdaten - Überwachung per Handy?
Stand: 24.06.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Hamburg – Laut einem Bericht von Spiegel Online erfassen immer mehr Mobilfunkbetreiber die Bewegungsdaten ihrer Kunden, um diese an die kommerzielle Marktforschung weiterzugeben. Allen voran steht Apple in der Kritik, denn in den Nutzungsbedingungen des kürzlich aktualisierten Betriebssystems versteckt sich eine Klausel, die es Apple explizit erlaubt, Bewegungsdaten anonymisiert zu erheben und an Diensteanbieter weiterzuleiten.
Laut Spiegel Online ist es Apple somit möglich, standortbezogene Daten zu erheben, zu nutzen und weiterzugeben. Doch nicht nur Apple erfasst die Bewegungsdaten der Kunden, um neue Ansätze für Dienste und Werbevermarktung zu erschließen, auch andere Mobilfunkkonzerne haben das Potenzial der Bewegungsdaten entdeckt.
Wirtschaft und Wissenschaft profitieren
Eine Möglichkeit ist die lokalisierte Werbung auf dem Handy – ein Dienst, an dem besonders Google interessiert scheint. Der Internetriese will so Anzeigen auf den Standort des Nutzers zuschneiden. Vodafone verwertet die anonymisierten Bewegungsdaten seiner Kunden zu einem anderen Zweck: Für den Stauprognose-Dienst „HD Traffic“ übermittelt Vodafone ständig Bewegungsprofile aus seinem Handynetz, um daraus Rückschlüsse auf die Durchschnittsgeschwindigkeit der Bewegung abzuleiten.
Doch nicht nur die Wirtschaft, auch die Wissenschaft interessiert sich für die Mobilfunkdaten, beispielsweise um Methoden zu entwickeln, die bei Katastrophen Menschenbewegungen erfassen und Rettungsdienste entsprechend koordinieren.
Datenschutzrechtliche Bedenken
Es gibt für die kommerzielle Nutzung von Handy-Daten gesetzliche Grenzen, denn personenbezogene Daten dürfen nur unter ausdrücklicher Zustimmung der Kunden weitergegeben werden. Doch problematisch ist die Anonymisierung der Handydaten. Je umfangreicher die Daten sind, desto einfach kann die Identität des Nutzers rekonstruiert werden.
Eine Lösung könnte sein, statt individueller Daten nur Belastungswerte weiterzugeben, also anstelle der Angabe welches Handy wann wo war, nur mitzuteilen, wie viele Personen sich zu einem Zeitpunkt an einem Ort aufgehalten haben.
Letztendlich ist die Politik gefragt: Sie muss entscheiden, wie die Mobilfunkbetreiber die Bewegungsdaten ihrer Kunden erfassen und nutzen dürfen.
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