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Bahn und Telekom wollen lückenloses Mobilfunknetz entlang aller Strecken

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin – Neun von zehn Bahnreisenden in Deutschland nutzen unterwegs das Internet oder telefonieren mit dem Smartphone im Zug. Doch Funklöcher entlang der Strecke lassen die Verbindungen immer wieder abreißen. Bahn und Telekom wollen nun Abhilfe schaffen. Das gesamte Streckennetz der Deutschen Bahn soll bis Ende 2026 lückenlos mit dem Mobilfunknetz der Deutschen Telekom versorgt werden. Das kündigten beide Unternehmen und Verkehrsminister Andreas Scheuer am Mittwoch in Berlin an.

Lückenloses Netz bis 2026 geplant

Telefonieren im Zug dürfe künftig kein Synonym mehr für Netzabbruch sein, sagte der CSU-Politiker, der Bahn und Telekom zur Lösung des Problems an einen Runden Tisch beordert hatte. Die 7.800 Kilometer langen Hauptverkehrsstrecken, auf denen alle ICE-Züge sowie die wichtigsten IC fahren, will die Telekom bis Ende 2024 durchgängig mit einer Datenrate von mehr als 200 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) versorgen. Mit dieser Geschwindigkeit sollen dann bis Ende 2025 auch die 13 800 Kilometer "fahrgaststarker Strecken" bedient werden.

Beide Unternehmen vereinbarten, dass die Telekom ihr Mobilfunknetz an den Schienenstrecken der Deutschen Bahn schnellstmöglich ausbauen wird. Dabei sollen vorhandene Lücken geschlossen werden. Die Leistungsfähigkeit des Netzes soll erheblich steigen. Gemeinsam investieren beide Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag, um diese Ziele umzusetzen.

Die dritte Ausbaustufe bis Ende 2026, die von Bahn und Telekom vereinbart wurde, umfasst die 11.800 Kilometer langen Regionalstrecken, die rund ein Drittel des gesamten Streckennetzes der Bahn ausmachen. Hier will die Deutsche Telekom mindestens 100 Mbit/s bereitstellen. Auf einigen Regionalstrecken werden damit die Fahrgäste zum ersten Mal überhaupt Empfang haben. In den kommenden Jahren soll die Versorgung dann kontinuierlich dem jeweiligen Stand der Technik angepasst werden.

Beitrag zum Klimaschutz

Bahn-Chef Richard Lutz sagte, der Ausbau bedeute auch einen Beitrag zum Klimaschutz. "Nationale und globale Klimaziele erreichen wir nur, wenn wir die klimafreundliche Schiene stärken und das Reiseerlebnis unserer Fahrgäste verbessern, um noch mehr Menschen für einen Umstieg auf die Bahn zu gewinnen." Neben Sicherheit, Sauberkeit und Hygiene und dem Zeitfaktor sei gute Konnektivität für die Bahnkunden eines der relevantesten Kriterien, sich für die Schiene zu entscheiden.

Telekom-Chef Tim Höttges sagte, der Ausbau entlang der Schiene lasse im Vergleich zu Ländern wie Österreich und der Schweiz noch zu wünschen übrig. Dafür seien auch überlange Genehmigungsverfahren bei neuen Mobilfunkstationen verantwortlich. Inzwischen habe sich aber das Klima für Investitionen durch die jüngste Reform des Telekommunikationsgesetzes und andere Rahmenbedingungen verbessert. "Ich räume ein, dass wir spät dran sind. Und dass wir künftig besser sein werden, das garantiere ich."

Ausbaupläne der Provider

Von der angekündigten Mobilfunkinitiative profitieren direkt die Reisenden, die einen Mobilfunkvertrag bei der Deutschen Telekom abgeschlossen haben. Indirekt verbessert sich die Situation aber auch für Fahrgäste, die in den Netzen der drei Telekom-Konkurrenten Vodafone, Telefonica und 1&1 unterwegs sind. Ihnen steht nämlich das WLAN an Bord der Züge zur Verfügung, das ebenfalls über das Netz der Deutschen Telekom mit dem Internet verbunden ist.

Die Telekom-Konkurrenten bleiben unterdessen nicht untätig. Vodafone kündigte am Mittwoch an, bis 2.024 Mobilfunkstationen für alle Tunnel des gesamten Schienennetzes zu bauen. Außerdem sollen 360 Funklöcher an den Bahnstrecken gestopft werden. Zudem erhöht Vodafone an 6.000 Mobilfunkstationen entlang des gesamten Schienennetzes der Bahn Bandbreite und Netz-Kapazität.

Die Ausbaupläne von Telekom, Vodafone und Co. stehen im Zusammenhang mit Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur: Die Behörde hatte 2019 festgelegt, dass die Provider bis zum Jahr 2022 nur besonders stark frequentierte Hauptverkehrsstrecken mit einem schnellen mobilen Internet (mindestens 100 Mbit/s) versorgen müssen. Für die "fahrgaststarken Strecken" sehen die Vorgaben vor, dass 50 Mbit/s Ende 2024 erreicht werden sollen. Für die Nebenstrecken gab es keine spezielle Vorgabe der Regulierungsbehörde.

Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, das über die Auflagen der Bundesnetzagentur hinausgeht, wird die Telekom in den kommenden Jahren rund 800 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb nehmen. Außerdem soll die Kapazität an mehreren hundert Standorten erweitert werden.

Repeater sorgen für besseres Signal

Die Deutsche Bahn wiederum will in noch stärkerem Maße Flächen und Glasfaserinfrastruktur entlang der Schienen zur Verfügung stellen und Dienstleistungen rund um Planungs-, Genehmigungs- und Bauprozesse anbieten. Die Bahn arbeitet außerdem daran, dass Mobilfunksignale besser in den Innenraum der Züge kommen. Dazu werden sogenannte Repeater eingesetzt, mit denen das Funksignal aus der Umgebung in die Züge gebracht wird.

Das gesamte Schienennetz aller Eisenbahnen in Deutschland umfasst nach Angaben der Allianz pro Schiene derzeit eine Streckenlänge von rund 38.400 Kilometer. Die Deutsche Bahn (DB Netz AG) ist mit Abstand der größter Netzbetreiber (33.400 km).