Apple stellt iPhone 5 vor
Stand: 13.09.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
San Francisco - Mit einem runderneuerten iPhone geht Apple in die Offensive am Smartphone-Markt. Das iPhone 5 hat wie erwartet einen etwas größeren Bildschirm und ist deutlich dünner und leichter. Es unterstützt auch den schnellen Mobilfunkstandard LTE. Somit sind Download-Geschwindigkeiten bis 100 Megabit pro Sekunde möglich - 100 Mal schneller als bei der einfachsten DSL-Leitung im Festnetz. Das Gerät kommt auch in Deutschland am 21. September auf den Markt.
Allerdings werden zunächst nur Kunden der Deutschen Telekom in den Genuss des vollen LTE-Tempos kommen. "Nur bei uns wird das iPhone die volle LTE-Bandbreite von 100 MBit pro Sekunde unterstützen", sagte Telekom-Manager Michael Hagspihl der dpa. Der Grund: Die Telekom hat bei dem LTE-Ausbau in den Städten auf das 1800-Mhz-Frequenzband gesetzt. "Diese Strategie macht sich jetzt für das iPhone voll bezahlt", sagte Hagspihl, der in Deutschland für das Marketing zuständig ist. Die Telekom-Tochter T-Mobile will bis Jahresende 100 Städte mit LTE versorgt haben, bisher sind es rund 60.
Das Design des Vorgängermodells iPhone 4S bleibt weitgehend erhalten, nur die Rückseite besteht jetzt aus Metall statt Glas. Die durchgesickerten Bilder und Videos der vergangenen Wochen erwiesen sich damit als echt.
Das iPhone 5 ist mit 112 Gramm um ein Fünftel leichter als das Vorgängermodell und mit 7,6 Millimetern um 18 Prozent dünner. Der Bildschirm hat jetzt eine Diagonale von 4 Zoll (10,16 cm) und ein Seitenverhältnis von 16:9 wie bei einem Flachbildfernseher. Mit dieser Größe könne man das iPhone immer noch bequem mit einer Hand bedienen, sagte Apple-Marketingchef Phil Schiller bei der Vorstellung in San Francisco am Mittwoch. Seit der ersten iPhone-Generation betrug die Bildschirm-Diagonale unverändert 3,5 Zoll (8,9 cm), während die Touchscreens fast aller Konkurrenzgeräte immer größer wurden.
Unmittelbar nach der Präsentation begann die Diskussion, ob das neue iPhone nicht zu wenig Neues biete, während bei ihm Funktionen von Konkurrenzgeräten fehlten. Schiller verteidigte den Verzicht auf einen NFC-Funkchip, der für mobile Bezahldienste eingesetzt werden kann. Es sei nicht klar, ob NFC irgendein aktuelles Problem löse, sagte Schiller dem Blog "All Things D". Apple brachte stattdessen die App Passbook auf das iPhone, in der Tickets und Treuekarten lagern.
Auch die drahtlosen Akku-Ladesysteme einiger Konkurrenzgeräte findet Schiller wenig sinnvoll. Man brauche dafür immer noch ein zusätzliches Gerät, das in die Steckdose müsse, argumentierte er. Mit einem USB-Kabel könne man hingegen ein iPhone auch etwa an einem Computer nachladen.
Der Wechsel zu einem neuen Anschluss-System dürfte zwar viele Nutzer verärgern - laut Apple gab es jedoch keine Alternative dazu. Man hätte das Telefon mit dem bisherigen Anschluss nicht so dünn machen können, betonte Schiller. Apple wechselt mit dem neuen iPhone von dem seit fast einem Jahrzehnt verwendeten breiten Anschluss mit 30 Kontakten zu einer kleineren Version mit dem Namen "Lightning" (Blitz). Das wird für viele Nutzer Unannehmlichkeiten bedeuten: Die Kabel früherer Ladegeräte passen genauso wenig wie die Anschlüsse von Weckern oder Lautsprechern mit iPhone-Docks. Apple bietet zwar einen Adapter an, doch er kostet 29 Euro und ist relativ klobig. Schiller zugleich, dass der neue Anschluss "viele Jahre" bleiben werde.
Zusammen mit dem neuen iPhone bringt Apple die nächste Generation seines mobilen Betriebssystems an den Start. Die Software iOS 6 bietet unter anderem verbesserte Navigationsfunktionen und eine vertiefte Integration des Online-Speicherdienstes iCloud. Die bisherigen Google-Karten werden durch ein Apple-Angebot ersetzt. Den Videotelefonie-Dienst Facetime kann man nun auch in Mobilfunk-Netzen nutzen und nicht nur in einem WLAN. Und die Multimedia-Software iTunes bekommt Cloud-Funktionen, damit die Nutzer bei Musik und Videos besser zwischen ihren Geräten wechseln können.
Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt, das den einstigen Nischen-Anbieter zum wertvollsten Unternehmen der Welt mit Bargeldreserven von fast 120 Milliarden Dollar gemacht hat. Das iPhone 5 ist die erste neue Version seit dem Tod des legendären Apple-Gründers Steve Jobs im vergangenen Oktober und wurde weitgehend unter Regie des neuen Chefs Tim Cook entwickelt.
Apple muss die Nutzer mit dem iPhone 5 unbedingt überzeugen, wenn es seine Position halten will. In den vergangenen Monaten ging der Absatz bisheriger Modelle merklich zurück, weil Kunden auf die nächste Generation warteten. Und im Smartphone-Markt mangelt es nicht an Alternativen wie Samsungs Galaxy S3.
Eine Überraschung war die erneuerte Modellreihe des Players iPod nano. Er sieht jetzt aus wie ein gut fünf Millimeter dickes Mini-iPhone. Sein großer Bruder iPod touch wurde im Funktionsumfang aufgewertet. Außerdem gibt es neue futuristisch aussehende Ohrhörer, an denen Apple drei Jahre gearbeitet hat.
Die Apple-Aktie reagierte auf das iPhone 5 mit einem Plus von 1,39 Prozent - nach den vielen Berichten der vergangenen Wochen gab es keine großen Überraschungen. Mit 669,79 Dollar schloss das Papier gute zehn Dollar unter dem Allzeithoch von Montag.