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Apple Pay startet in Deutschland

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa

München / Heidelberg - Vier Jahre nach dem Start des iPhone-Bezahldiensts Apple Pay in den USA ist der Service seit Dienstag auch in Deutschland verfügbar. Der Konzern schaltete die Funktion am Morgen frei. Bei Apple Pay kann man im Laden mit dem iPhone oder der Apple Watch wie mit einer Kreditkarte bezahlen. Dazu hält man das Gerät an der Kasse ans Terminal.

Die Kassentechnik muss dafür kontaktloses Bezahlen unterstützen - rund 820 000 Terminals in Deutschland wurde bereits entsprechend umgerüstet. Außerdem kann man mit Apple Pay ähnlich wie mit Diensten wie PayPal auch bei Online-Käufen bezahlen.

Verivox: Der Markt braucht Apple Pay

Branchenexperten erwarten von der Premiere von Apple Pay in Deutschland wichtige Impulse für das Bezahlen mit dem Smartphone. Eugen Ostasch, Telekommunikationsexperte bei Verivox, sagt: „Mit der Vorstellung seiner Payment-Lösung auch für Deutschland geht Apple einen überfälligen Schritt. Doch mobiles Bezahlen wird erst dann massentauglich, wenn ein- und dieselbe Anwendung in vielen verschiedenen Alltagssituationen und auf möglichst vielen Geräten funktioniert. Ohne große Anbieter wie Apple oder Google wird es weiter unzählige Insellösungen geben, etwa beim Bezahlen von Nahverkehrstickets oder in Parkhäusern.“ Zuvor hatte Google im Juni sein Bezahlsystem Google Pay eingeführt.

Viele große Banken als Partner

Zu den Partnern von Apple gehören das größte Kreditinstitut der Bundesrepublik, die Deutsche Bank, sowie die Banken und Finanzdienstleister N26, boon, HypoVereinsbank, Hanseatic Bank, Fidor Bank, bunq, American Express, Santander und Comdirect Bank. Vorerst nicht dabei sind wichtige Banken wie die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die auf eigene Bezahl-Apps setzen. Diese bieten kontaktloses Bezahlen allerdings nur auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android, weil sie auf iPhones nicht auf den NFC-Funkchip zugreifen können.

Der Start von Apple Pay in Deutschland war von Konzern-Chef Tim Cook Anfang August für "später in 2018" angekündigt worden. Apple Pay gibt es bislang in 31 Ländern. Auch in vielen anderen europäischen Ländern - zum Beispiel Frankreich, Schweiz oder Spanien - hat Apple den Dienst bereits eingeführt.

Apple Pay ohne passende Bank nutzen

Trotz des Apple-Pay-Starts werden viele Verbraucher den Dienst nicht direkt nutzen können. Einige große Banken wie die Sparkassen, Volksbanken oder auch die Postbank unterstützen Apple Pay nicht. Wer ein Konto bei einem dieser Bankhäuser hat, kann aber auf alternative Mobile-Payment-Apps zurückgreifen und diese mit Apple Pay verbinden. Entsprechende App-Anbieter sind etwa Boon, Bunq oder Vimpay. Nach der Registrierung in der App stehen Apple-Nutzern die Dienste als digitale Kreditkarten zur Verfügung. Die App-Konten können einfach per Kreditkarte, Debitkarte oder Banküberweisung aufgeladen werden. Dann lässt sich Apple Pay auch ohne passende Bank nutzen und Kunden können mit iPhone oder Apple Watch am NFC-Terminal kontaktlos bezahlen. Boon und Bunq werden nach Auslaufen der Start-Vergünstigungen kostenpflichtig, Vimpay ist kostenlos nutzbar.

Die Deutschen sind Bargeld-Fans

Deutschland ist dabei ein sehr spezieller Markt. Hier galt besonders lange das Motto "Nur Bares ist Wahres". Statistisch gesehen stimmt das nicht mehr ganz. Nach einer Studie der Deutschen Bundesbank sank die Bargeld-Quote 2017 bei Geldtransaktionen erstmals unter die 50-Prozent-Schwelle: Nur noch 47,6 Prozent der Zahlungen wurden bar beglichen. Bei Kartenzahlungen kommt zugleich meist die Girocard zum Einsatz und nicht Kreditkarten. Eine Girocard in einen Smartphone-Bezahldienst zu integrieren, bedeutet mehr Aufwand. Zum Start in Deutschland können lediglich Kredit- und Debitkarten in Apple Pay eingebunden werden.

NFC-Ausbau weit fortgeschritten

Inzwischen ist auch die Umrüstung auf Terminals, die kontaktloses Bezahlen per NFC-Funk unterstützen, weit fortgeschritten. Damit ist Deutschland für den Start eines Dienstes wie Apple Pay - zumindest war die Verbreitung der Akzeptanzstellen angeht - besser gerüstet als viele andere Länder.

Gute Erfahrungen mit Google Pay

Die Comdirect Bank, die seit Sommer den ähnlich funktionierenden Konkurrenzdienst Google Pay anbietet, ist zufrieden damit, wie er bei den Kunden ankommt. "Mehr als die Hälfte der registrierten Kunden bei Google Pay nutzt den Dienst regelmäßig - also mindestens fünf Mal im Monat", sagt Bankchef Arno Walter. Zugleich werde der Service häufiger im Laden als bei Online-Zahlungen eingesetzt. "Ich glaube schon, dass sich das mobile Bezahlen auch im Bargeldland Deutschland etablieren wird", zeigt sich Walter zuversichtlich. Man habe in den vergangenen Monaten gemerkt, dass die Apple-Kunden sehr auf den Start des iPhone-Bezahldienstes gewartet hätten. Für die Banken bedeutet Bezahlen per Smartphone auch mehr Sicherheit: Bei Google Pay kenne er bisher keinen einzigen Betrugsfall, sagt der Bankchef. Die Comdirect Bank plant, auch die Girocard in Google Pay und Apple Pay zu integrieren, es ist aber ein komplexer Prozess.