Apple-Chef hetzt gegen Konkurrenz und erntet Kritik
Stand: 19.07.2010
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Berlin/New York - Der Ärger rund um das iPhone 4 hört für Apple nicht auf: Apple-Chef Steve Jobs hatte bei einer Pressekonferenz am Freitag zwar die Empfangsprobleme beim neuen iPhone eingeräumt, zugleich jedoch darauf hinwiesen, dass auch bei Smartphones anderer Hersteller der Empfang schwächer werde, wenn die Geräte auf bestimmte Weise gehalten würden. Nach dieser Retourkutsche sind die Konkurrenten sauer. Die Co-Chefs des BlackBerry-Anbieters Research In Motion sprachen von einem inakzeptablen Versuch, ihre Firma in das "selbstverschuldete Debakel" von Apple hineinzuziehen. Der Handy-Hersteller Nokia sagte in einer Stellungnahme, bei ihm gehe Funktionalität vor Design.
RIM verwies im Gegenzug auf die Entscheidung von Apple, den äußeren Metall-Rahmen des iPhone 4 zur Antenne zu machen, als Grund für die Empfangsprobleme. Sie hätten solche Konstruktionen bei ihren BlackBerrys bewusst gemieden, hieß es in einer Erklärung der Co-Chefs Mike Lazaridis und Jim Balsillie, die in US-Medien veröffentlicht wurde. "Apple hat bestimmte Design-Entscheidungen getroffen und sollte die Verantwortung dafür übernehmen anstelle RIM und andere in die Situation hineinzuziehen."
Nokia, der Weltmarktführer, der durch den Erfolg des iPhones in den vergangenen Jahren immer stärker unter Druck geraten ist, verwies auf die eigenen Stärken beim Antennen-Design. Nokia erforsche mit großem Aufwand, wie Menschen ein Telefon in verschiedenen Situationen halten und wie man durch den Aufbau der Antennen Empfangsprobleme verhindern könne, hieß es in einer Stellungnahme, die mehrere US-Blogs veröffentlichten.
Auch Motorola-Co-Chef Sanjay Jha sagte dem Technologie-Blog "Digits" zufolge, die Probleme mit äußeren Antennen seien bekannt. HTC, Hersteller vor allem von Telefonen mit Googles Betriebssystem Android und Microsofts Windows Mobile, bestritt Jobs Behauptung, alle Mobiltelefone wiesen grundsätzlich Schwachstellen beim Empfang auf, wenn man sie auf bestimmte Weise halte.
Apple ruft das iPhone 4 nicht zurück, wird künftig aber allen Käufern eine kostenlose Schutzhülle geben, die den äußeren Metallrahmen des Smartphones bedeckt.
Apple war in den vergangenen Wochen wegen der Berichte über Empfangsprobleme beim iPhone 4 - von US-Medien augenzwinkernd als "Antennagate" bezeichnet - immer mehr unter Druck geraten. Jobs wertete am Freitag die Berichte in den Medien und im Web als "völlig unverhältnismäßig", da sie sich nicht mit den Erfahrungen der Kunden deckten. Er wies auch einen Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg zurück, wonach ein ranghoher Ingenieur das Management bereits im vergangenen Jahr davor gewarnt habe, dass eine außenliegende Antenne die Empfangsleistung schwächen könnte.
Das neueste Modell von Apples Erfolgshandy war am 24. Juni in den Handel gegangen und hatte sich seitdem drei Millionen Mal verkauft.
Apple ging zugleich in eine PR-Offensive und zeigte einem knappen Dutzend ausgewählter US-Journalisten erstmals das hochgeheime und extrem teuer ausgestattete Labor, in dem an den Antennen-Design der Apple-Geräte gearbeitet wird. Die Führung machte Apple-Spezialist Ruben Caballero, der laut Bloomberg Jobs vor den Antennen-Problemen gewarnt haben soll. Er kommentierte den Bericht laut "New York Times" nicht.