Apple baut Führungsposition mit iPhone 4 aus
Stand: 24.06.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn
Hamburg - Als Apple 2007 das erste iPhone vorstellte, wirbelte das Smartphone die Mobilfunkbranche kräftig durcheinander. Mit der vierten Generation des iPhone, welches heute in die Läden kommt, will Apple nun seine Führungsposition ausbauen.
Zwei Dinge fallen beim iPhone 4 sofort ins Auge: Es ist mit 9,3 Millimetern noch dünner als das Vorgängermodell 3GS. Und der Bildschirm bietet eine Auflösung, wie man sie auf einem Mobiltelefon bislang nicht gesehen hat. Gleichzeitig ist es Apple gelungen, trotz eines schnelleren Prozessors die Laufzeit des Akkus - bislang eine Schwachstelle - signifikant zu verlängern. Mussten iPhone-Besitzer ihr Gerät bislang jeden Abend an die Steckdose anschließen, wird das künftig im Alltagsbetrieb nur noch jeden zweiten Tag notwendig sein.
Längere Akkulaufzeit
Spielt man im Dauerbelastungstest ein Video ununterbrochen ab, hält die iPhone-Batterie zwölf Stunden durch. Surft man die ganze Zeit per WLAN im Web, macht der Akku nach elf Stunden schlapp, bei einer Mobilfunkverbindung via UMTS sind es acht Stunden. Die längere Laufzeit erreicht Apple durch das neue Design des kantigen Gehäuses, in dem die Ingenieure einen größeren Akku verbauen konnten. Wie bei den Vorgängermodellen kann leider nur ein Servicetechniker die Batterie austauschen.
Apple-Chef Steve Jobs verglich das neue Gehäuse des iPhone 4 aus kratzfestem Glas mit dem Design einer Leica-Kamera. Das Glas ist nach Angaben von Apple 30 Mal härter als die bisherigen Plastikgehäuse.
WLAN-Verbindung verbessert
Ein markanter Edelstahlrahmen verbindet die beiden Glasscheiben und dient zugleich als Antenne für die im Gerät verbauten Funkelemente (UMTS, GSM, WLAN, Bluetooth und GPS). Damit kann das neue iPhone auch die Schwäche der Vorgänger bei den WLAN-Verbindungen abstellen. Zudem empfängt der GPS-Empfänger nun das Navigationssignal auch besser in engen Häuserschluchten oder im Wald.
Neue Maßstäbe setzt Apple mit dem Bildschirm. Bei einer Auflösung von 940 mal 640 verfügt das neue Modell über viermal so viele Pixel wie das iPhone 3GS und schafft damit bisher unerreichte 326 Pixel pro Zoll (dpi). Damit werden Buchstaben ohne erkennbare Pixelzacken rund dargestellt. Apple behauptet, das iPhone 4 habe mit dem "Retina Display" die Grenze erreicht, die eine Netzhaut des menschlichen Auges auflösen könne. Beim Farbspektrum sehen nur noch Bildschirme mit OLED-Technologie besser aus, die beispielsweise beim Nexus One von Google eingesetzt werden. OLED kann aber bei der Auflösung nicht mithalten. Zudem verbrauchen entsprechende Schirme viel mehr Strom.
Neue Kamera ermöglicht Schnappschüsse
Verbessert hat Apple die eingebaute Kamera. Sie erreicht nun fünf Megapixel und wird in dunklen Umgebungen von einem kleinen LED-Blitz unterstützt. Endlich reagiert die Kamera-Anwendung im iPhone schnell genug, um auch Schnappschüsse machen zu können. Bei den Vorgängern löste die Kamera mit deutlicher Zeitverzögerung aus. Mit der Kamera kann man nun auch Videos in HD (720p) aufnehmen. Mit einer fünf Euro teuren App (iMovie) lassen sich diese Filme auf dem iPhone schneiden, vertonen und versenden. Dadurch werden Anbieter von ultrakompakten HD-Camcordern wie Cisco (Flip) starke Konkurrenz bekommen.
Eine zweite Kamera an der Frontseite ermöglicht, mit dem iPhone 4 Videochats zu führen. Die "FaceTime" genannte Funktion funktioniert intuitiv und in guter Qualität. Sie kann aber derzeit nur zwischen zwei iPhone 4 aufgerufen werden. Außerdem müssen beide Geräte je in einem drahtlosen Netz (WLAN) sein. Diese Voraussetzungen schmälern den Kreis möglicher Videochat-Partner erheblich.
iOS4 macht Multitasking möglich
Mit dem neuen Betriebssystem iOS 4 sorgt Apple dafür, dass mehrere Anwendungen parallel laufen können. Doch dieses Multitasking wurde nicht komplett freigegeben, sondern auf bestimmte Funktionen wie Audio-Streaming, Navigation und Internet-Anrufe beschränkt. Damit können künftig etwa Internet-Radios wie Last.fm im Hintergrund laufen, während im Vordergrund eine andere App läuft. Allerdings müssen die Software-Hersteller noch ihre Anwendungen für die Multitaskingfunktion aktualisieren.
Apple unterstützt auch mit iOS 4 nicht die Flash-Technologie von Adobe. Die meisten Video-Webseiten wie YouTube oder Vimeo bieten aber inzwischen ihre Filme auch im H.264-Format an, so dass man Flash nicht vermisst. Interaktive Grafiken in Flash lassen sich aber auf dem iPhone 4 nicht betrachten.
Zahlreiche Zusatzfunktionen
Insgesamt erreicht die Funktionsliste des iPhone 4 eine Länge, die vor einigen Jahren nur ein ausgewachsener PC erzielt hätte. Außerdem kann man mit dem Gerät natürlich telefonieren - und zwar besser als zuvor. Apple hat nahe des Frontlautsprechers ein zweites Mikrofon angebracht, mit dem Umgebungsgeräusche erfasst und in den laufenden Telefonaten weitgehend ausgeblendet werden. Das funktioniert ähnlich wie die Noise-Cancelling-Kopfhörer, die manche Fluggesellschaften zum Ausblenden der Flugzeuggeräusche anbieten.
Apple hat mit dem iPhone 4 erneut einen Standard gesetzt, an dem sich nun die Hersteller anderer Smartphones orientieren werden. In Deutschland wird das Apple-Handy nur zusammen mit T-Mobile-Verträgen vertrieben. In Verbindung mit einem zweijährigen Vertrag und abhängig von monatlichen Grundgebühren kostet das iPhone 4 zwischen einem und 400 Euro.
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