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Alles im Griff: Apps als Fernsteuerung für Computer und Co.

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

Gelsenkirchen - Der PC streamt zum Fernseher, das Tablet zum WLAN-Lautsprecher, und irgendwo mittendrin sitzt eine Netzwerkfestplatte. Je vernetzter das Zuhause ist, desto größer ist auch das potenzielle Chaos. Praktisch ist dann, wenn sich die vernetzten Geräte zentral steuern lassen. Den Job kann mit der richtigen Software zum Beispiel ein Smartphone übernehmen. Theoretisch ist damit sogar der Zugriff aus weiter Ferne möglich.

Eine der zahlreichen Apps für Medienstreaming in heimischen Netzwerk ist zum Beispiel AirStream. Das Programm ist kostenlos für Android, iOS und Windows Phone erhältlich und kann im lokalen Netzwerk auf alle Geräte zugreifen, auf denen die dazugehörige Software installiert ist. So lassen sich Dateien verschieben oder direkt auf das passende Gerät streamen. Solange alle Geräte im selben Netzwerk agieren, geht die Einrichtung leicht von der Hand.

Kostenlose Apps zur Steuerung der Geräte

Immer beliebter werden im vernetzten Zuhause auch Netzwerkfestplatten (NAS) oder externe Festplatten an einem Router. Filme, Musik und Fotos lassen sich damit bequem an einem zentralen Ort speichern und mit jedem beliebigen Gerät im Netzwerk abrufen. Der Vorteil ist, dass fürs Streaming nur NAS und Router aktiv sein müssen, kein zusätzlicher PC. Zum Steuern der Geräte bieten die Hersteller von NAS-Systemen und Routern eigene, in der Regel kostenlose Apps an.

Auch für Fernseher längst passende Programme

Und natürlich sind Router- und NAS-Hersteller nicht die einzigen mit eigenen Fernbedienungs-Apps - auch für Fernseher, AV-Receiver und andere Geräte gibt es längst passende Programme. Wer sein Smartphone oder Tablet wirklich zur Schaltzentrale machen will, installiert sie einfach alle parallel.

Sichere WLAN-Verschlüsselung ist ein Muss

Doch ist der grenzenlose Netzzugriff in den eigenen vier Wänden überhaupt sicher? Marco Smiatek vom Institut für Internet-Sicherheit gibt Entwarnung: "Solange IPv4 benutzt wird und der Zugriff nur im Heimnetz erfolgt, ist man sicher." Einzige Voraussetzung sei dann eine sichere WLAN-Verschlüsselung mit einem starken Passwort. Hinter dem Kürzel "IPv4" verbirgt sich eine Internet-Protokoll genannte Technologie, die den Datenaustausch zwischen vernetzten Geräten regelt.

Gefahr, dass Fremde Zugriff haben

Die aktuellste Version des Protokolls trägt den Namen IPv6. Damit müssen Nutzer etwas besser aufpassen, so Smiatek: "Dann bekommt jedes Gerät im eigenen Netz eine "echte" Internet-IP im Router zugewiesen. Da muss vorher unbedingt geprüft werden, ob der Router auch eine IPv6-Firewall hat." Ansonsten besteht die Gefahr, dass auch Fremde von außerhalb auf die steuerbaren Geräte zugreifen können. Bisher ist IPv6 aber nicht überall aktiviert. Ob auch ihr Internetanschluss dazugehört, können Windows-Nutzer im Netzwerk- und Freigabecenter herausfinden. Entscheidend ist hier, ob in den Eigenschaften der Netzverbindung ein "Internet" hinter "IPv6-Konnektivität" steht.

Fernsteuerung ist praktisch

Der Zugriff von außen ist aber nicht immer unerwünscht, sondern manchmal auch gewollt. Denn Nutzer können damit zum Beispiel von der Arbeit aus den heimischen Rechner kontrollieren, dem Nachwuchs beim Surfen über die Schulter schauen oder aus der Ferne Hilfestellung geben, wenn Verwandte Probleme mit dem Computer haben. Reiko Kaps von der Computerzeitschrift "c't" empfiehlt für die Fernsteuerung per Smartphone Apps wie den 3CX Mobile Device Manager oder TeamViewer. Für Google-Kunden gibt es außerdem die Chrome- und Android-App Chrome Remote Desktop.

Der Rechner funktioniert ferngesteuert

Vor allem TeamViewer ist seit Jahren sehr verbreitet und wird auch von Profis genutzt, etwa in der IT-Abteilung in großen Unternehmen. Das Programm ist aber auch für Einsteiger verständlich und für Privatnutzer zudem kostenlos. Und mittlerweile gibt es die Software auch als App für iOS und Android. So lassen sich selbst mobil alle Rechner steuern, auf denen TeamViewer installiert ist und deren Nutzer den Zugriff erlauben. Der Desktop des ferngesteuerten Computers erscheint dann einfach auf dem Touchscreen, der Finger ersetzt die Maus.

SMS am PC tippen

Doch auch in die andere Richtung funktioniert die Fernsteuerung. Neben TeamViewer und dem ähnlichen 3CX Mobile Device Manager gibt es für Android-Geräte zum Beispiel das kostenlose AirDroid. Per Webbrowser kann der Nutzer damit zum Beispiel auf den Handyspeicher zugreifen und Daten synchronisieren, SMS bequem am PC tippen und verschicken oder die Kamera aufrufen. Ein verlorenes Handy lässt sich mit AirDroid auch orten und sperren.

Mögliche Schwachstelle für Angriffe

Das ist einerseits praktisch, andererseits aber auch anfällig für Angriffe aller Art. Denn der Datenverkehr läuft mit AirDroid übers Internet - nach Angaben von Sicherheitsexperte Smiatek eine mögliche Schwachstelle: "Hier muss vorab geprüft werden, ob der Zugriff verschlüsselt möglich ist, zum Beispiel über SSL", sagt er. "Sonst ist Fremden ein einfacher Zugriff aufs Smartphone möglich." SSL-Verbindungen können Nutzer im Browser an der Abkürzung «https» in der Adressleiste erkennen, manche Programme blenden zusätzlich noch ein Vorhängeschloss ein.

Auch Smartphone-Hersteller mit entsprechenden Diensten

Die Smartphone-Hersteller selbst bieten ebenfalls Dienste zur Fernbedienung ihrer Geräte an, allerdings mit geringerem Funktionsumfang. Bei Apple ist das iCloud, beim Google-Betriebssystem der Android Device Manager und bei Microsoft das Portal "Mein Windows Phone". Diese Dienste sind aber eher für den Notfall gedacht - Nutzer können damit zum Beispiel die Werkseinstellung wiederherstellen und verlorene Geräte finden und sperren. Für den täglichen Gebrauch eigenen sich andere Apps aber deutlich besser.