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5G-Netz: Die Nutzung hinkt dem Ausbaustand deutlich hinterher

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Noch immer bleibt die Nutzung des 5G-Netzes deutlich hinter dem Ausbaustand zurück. Zwar könnten inzwischen zwei Drittel der Deutschen theoretisch auf das neue 5G-Netz zugreifen. Doch der Löwenanteil des mobilen Datenverkehrs wird immer noch über das ältere LTE-Netz transportiert, wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt.

2021: 95 Prozent der Daten liefen noch übers LTE-Netz

Laut Bundesnetzagentur stieg der mobile Datenverkehr 2021 so stark an wie nie zuvor. Doch dabei wurden 95 Prozent dieser Datenmenge über das nach wie vor gängige 4G/LTE-Netz transportiert. Der 5G-Anteil lag im vergangenen Jahr also auf jeden Fall unter fünf Prozent. Ein kleiner Teil entfiel noch auf ältere Netzstandards (2G und 3G).

Verivox wurde von Netzbetreiberseite bestätigt, dass der 5G-Anteil des Datenverkehrs 2021 im niedrigen einstelligen Prozentbereich lag. Weder die Anbieter noch die Bundesnetzagentur haben auf Verivox-Anfrage den aktuellen Anteil von 5G am gesamten Datenaufkommen genauer beziffert.

2022: Bis zu acht Mal mehr Daten übers 5G-Netz

Zwei Netzbetreiber machten jedoch detaillierte Angaben zur Steigerung der Datennutzung im 5G-Netz. So gab Vodafone eine Zunahme des 5G-Datenverkehrs um den Faktor 7,5 von Juni 2021 zu Juni 2022 bekannt. Die Deutsche Telekom teilte mit, dass im ersten Halbjahr 2022 achtmal so viele Daten über ihr 5G-Netz liefen wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. O2 wollte auf Verivox-Anfrage keine Zahlen nennen.

"Die hohen Zuwachsraten erklären sich in erster Linie mit dem niedrigen Niveau des Vorjahres", sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Nach drei Jahren 5G fließen schon deutlich mehr Daten durchs neue Netz als drei Jahre nach dem Start von 4G. Doch das ist kaum verwunderlich: Beim Wechsel von 3G auf 4G musste sich das mobile Surfen erst mühsam etablieren. Heute ist es unverzichtbarer Teil des digitalen Alltags."

5G-Ausbaustand ist der Netznutzung deutlich voraus

Der Netzausbau kommt inzwischen recht schnell voran. Aktuell kann die Telekom nach eigenen Angaben 92 Prozent der Bevölkerung mit 5G versorgen. Damit ist der Ex-Monopolist klarer Spitzenreiter. Vodafone erreicht derzeit mit seinem 5G-Netz nach eigenem Bekunden 68 Prozent der Bevölkerung, O2 nannte im Mai einen Versorgungsgrad von 40 Prozent – im Mittel könnten also 66,6 Prozent der Deutschen auf das 5G-Netz zugreifen. Zwischen dem Ausbaustand und der tatsächlichen Inanspruchnahme des neuen Netzes klafft also immer noch eine große Lücke. Das liegt auch daran, dass noch knapp die Hälfte der Smartphone-Neuerscheinungen 4G-Geräte sind; zudem sind weiterhin viele ältere Geräte im Bestand.

Auch wenn das 5G-Netz genutzt wird, hat es im Regelfall noch 4G im Gepäck: Denn die meisten 5G-Verbindungen greifen weiterhin hilfsweise auf Teile der bestehenden Infrastruktur zurück. Das ermöglicht eine hybride Antennentechnik, die flexibel zwischen beiden Netzen wechseln kann. "Dieser Netzwechsel fällt in der Regel gar nicht auf," sagt Jens-Uwe Theumer. "Der Unterschied zwischen 500 Mbit/s im 4G-Netz oder einem Gigabit im 5G-Netz verändert das mobile Surfen nicht entscheidend. Ein 4G-Tarif mit passend gewähltem Datenvolumen bietet den allermeisten Anwendern eine völlig ausreichende Performance."

Immer mehr 5G-Geräte und Tarife

Wer heute schon im 5G-Netz surfen möchte, benötigt ein 5G-fähiges Smartphone. Aktuell funkt etwa jedes zweite neue Gerät mit 5G. Der neue Standard ist vor allem in den hochpreisigen Modellen der großen Anbieter verbaut. 5G-Handys sind daher im Schnitt fast doppelt so teuer wie 4G-Modelle. "Gute 4G-Geräte bieten alle wesentlichen Features und sind eine sinnvolle Alternative zu oft überteuerten 5G-Flaggschiffen," sagt Jens-Uwe Theumer.

Auf dem Tarifmarkt zeigt sich momentan eine Art Klassengesellschaft: Bei den Netzbetreibern sind inzwischen über zwei Drittel der aktuellen Tarife 5G-fähig. In vielen Vertragstarifen ist 5G kostenlos inklusive, bei Prepaid-Angeboten kann ein Aufpreis anfallen. Bei Discountern sind eigene 5G-Tarife jedoch weiterhin kaum anzutreffen.

Methodik

Verivox hat im Juli 2022 bei den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica/O2 angefragt, wie hoch aktuell der Anteil von 5G am gesamten mobilen Datenverkehr ausfällt und welche Steigerungsraten im Vergleich zum Vorjahr erzielt wurden. Der vierte Netzbetreiber 1&1 ist noch in Vorbereitungen zur Inbetriebnahme der ersten 5G-Antennen. Die genannten 5G-Nutzungszahlen aus 2021 entstammen dem unten verlinkten Jahresbericht der Bundesnetzagentur.