1&1 startet eigenes Mobilfunknetz
Stand: 08.12.2023
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heute startet 1&1 offiziell sein Handy-Netz. Zum Start surfen und telefonieren 1&1-Kundinnen und -kunden zunächst über das O2-Netz. Wie geht es mit dem Netzausbau weiter? Und ändern sich jetzt auch die Tarife?
National Roaming: Surfen und telefonieren im O2-Netz
Derzeit sind rund 60 Antennenstandorte in Betrieb, das 1&1-Netz funkt in den Städten Montabaur, Düsseldorf und Frankfurt am Main. Aufgrund der großen Netzlücken greift 1&1 zunächst auf eine National-Roaming-Vereinbarung mit O2 zurück, ab Sommer 2024 dann über Vodafone (D2-Netz). Überall dort, wo das eigene Netz nicht verfügbar ist, surfen und telefonieren Kunden über das O2-Netz bzw. ab nächstem Jahr über das D2-Netz. Diese Umstellung wird durch eine herstellerübergreifende Technik (OpenRAN) ermöglicht.
Zum offiziellen Start von 1&1 als Mobilfunk-Netzbetreiber sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox: "Durch die jüngsten Vereinbarungen zum National Roaming hat 1&1 deutlich weniger Druck beim Aufbau der eigenen Infrastruktur. Dennoch sehen wir derzeit außerhalb der Drillisch-Discountmarken wenig Spielraum für Preissenkungen. Auf jeden Fall wird der vierte Netzbetreiber frischen Wind und mehr Wettbewerb in den Markt bringen – das ist wünschenswert aus Sicht der Verbraucher, denn hier ist noch deutlich Luft für bessere Preise."
2019 hatte 1&1 Nutzungsrechte an Mobilfunkfrequenzen ersteigert, um sich gegenüber den etablierten Netzbetreibern Telekom, Vodafone und O2 am Markt behaupten zu können. Seither war der Netzausbau schleppend angelaufen, was der Netzbetreiber mit Lieferschwierigkeiten rechtfertigte. Geht es nach den Auflagen der Bundesnetzagentur, soll 1&1 25 Prozent der deutschen Haushalte bis Ende 2025 mit eigenem Mobilfunk versorgen; für die nicht versorgten Haushalte soll es weiterhin National-Roaming-Vereinbarungen geben.
Handytarife von 1&1 wesentlich günstiger
Ab 8. Dezember werden neue Verträge im eigenen Netz geschaltet, die Umstellung von Bestandskunden-Verträgen soll nach und nach erfolgen. Noch ist unklar, ob es eigene, neue Mobilfunktarife geben wird. Aktuell ist 1&1 der günstigste der vier Netzbetreiber, wie eine aktuelle Verivox-Analyse für vier beispielhafte Tarifprofile (Einsteiger, Normalnutzer, Vielnutzer, Highend-Nutzer) ergeben hat. 1&1-Handytarife sind im Vergleich der Profile bis zu 29 Prozent günstiger als O2-Tarife und enthalten oft sogar mehr Gigabyte. 1&1 überholt damit O2 als bislang günstigsten Netzbetreiber. Auch bei einem kombinierten Handytarif mit subventioniertem Smartphone hat 1&1 mit Abstand die günstigsten Angebote. Im Vergleich zur Telekom sind es bis zu 54 Prozent Preisvorteil, gegenüber Vodafone bis zu 30 Prozent und gegenüber O2 bis zu 40 Prozent.
Wer noch mehr sparen möchte, wird bei Discounter-Tarifen fündig. Der "kleinste" und günstigste 1&1-Tarif kommt auf regulär 19,99 Euro im Monat und enthält lediglich 5 Gigabyte. Discounter-Angebote mit vergleichbarem Datenvolumen kosten in den D-Netzen teils weniger als die Hälfte, im O2-Netz meist nur ein Viertel.
Mobilfunkmarkt mit vier Netzbetreibern im Umbruch
Schon einmal hatte es in Deutschland für längere Zeit vier Netzbetreiber gegeben. Erst mit der Fusionierung von O2 und E-Plus vor etwa 10 Jahren ging die Anzahl auf drei zurück.
"Die heutige Marktsituation ist geprägt von Kosten und Krisen und nicht vergleichbar mit damals", sagt Theumer. "1&1 als vierter Netzbetreiber kann dem Markt nur guttun: Fast zehn Jahre lang gab es drei etwa gleich große Anbieter, die kein Interesse an großen Verwerfungen hatten. 1&1 bricht das jetzt auf. Der Markt wird dynamischer werden, mit mehr Wahlmöglichkeiten für Verbraucher. Dies ist dringend zu wünschen: Derzeit ist Deutschland mit einem durchschnittlichen Gigabyte-Preis von 2,50 Euro der drittteuerste Anbieter für mobiles Internet in Europa."