Unternehmensanleihen
Unternehmensanleihen stellen komplexe Geldanlagen dar, deren Wertentwicklung von zahlreichen Variablen abhängt. Wer eine Anleihe erwirbt, gewährt damit einem Unternehmen einen Kredit. In den letzten Jahren nahm die Relevanz dieser Anlageform kontinuierlich zu. Im Jahr 2018 befanden sich beispielsweise Anleihen von deutschen Unternehmen im Wert von etwa 313,5 Milliarden Euro im Umlauf – so viel wie nie zuvor.
- Was sind Unternehmensanleihen?
- Die wichtigsten Kennzahlen einer Unternehmensanleihe
- Wie funktionieren Unternehmensanleihen?
- Wie sicher sind Unternehmensanleihen?
- Wo ist der Kauf von Unternehmensanleihen möglich?
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einer Unternehmensanleihe leiht sich eine Firma wie bei einem Kredit für eine bestimmte Zeit Geld, wofür der Gläubiger Zinszahlungen erhält.
- Sowohl das Marktzinsniveau als auch die Bonität des Unternehmens haben signifikanten Einfluss auf den Wert der Anleihe.
- Im Allgemeinen gelten Unternehmensanleihen als relativ sicher.
Was sind Unternehmensanleihen?
Als Unternehmensanleihen beziehungsweise Corporate Bonds gelten die Anleihen emissionsfähiger Unternehmen. Diese Art der Schuldverschreibung stellt eine Alternative zu gewöhnlichen Krediten bei einem Finanzinstitut dar. Firmen nutzen sie, um ihre Liquidität sicherzustellen oder zu erhöhen. Eine Anleihe ist ein festverzinsliches Wertpapier, das dem jeweiligen Gläubiger einerseits das Recht auf Rückzahlung und andererseits auf Zahlung der festgesetzten Zinsen einräumt. Als emissionsfähig gelten im Prime Standard (Börsensegment mit höchstem Transparenzstandard) alle Konzerne, die:
- mindestens ein Finanzierungsvolumen von 100 Millionen Euro benötigen
- dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS gerecht werden
- eine hohe Bonität beziehungsweise ein gutes Rating nachweisen
Am nationalen Anleihenmarkt finden Sie lediglich Unternehmensanleihen inländischer Unternehmen. Der internationale Anleihenmarkt beinhaltet dagegen die Industrieanleihen von Emittenten aus aller Welt. Zu den größten Märkten für derartige Obligationen gehören neben den USA auch die Europäische Union sowie Japan, Indien und China. Typisch sind Unternehmensanleihen unter anderem in folgenden Wirtschaftszweigen:
- Automobil
- Baugewerbe
- Finanzdienstleistungen
- Stromversorgung
- Telekommunikation
Die wichtigsten Kennzahlen einer Unternehmensanleihe
Welchen Wert eine Unternehmensanleihe besitzt, beschreiben festgelegte Kennzahlen. In diesem Zusammenhang gilt es, insbesondere auf die folgenden Variablen zu achten:
- Rendite: Jährliche Verzinsung bis zum Ende der Laufzeit, aufgrund äußerer Faktoren wie Marktzinsniveau variabel
- Kupon: Regelmäßige Auszahlung (jährlich, halbjährlich oder quartalsweise) der im Vorfeld festgelegten Zinsen
- Nennwert: Nominaler Geldbetrag, den der Emittent nach Ende der Laufzeit zurückzahlt
- Kurswert: Aktueller Wert der Unternehmensanleihe, Angabe erfolgt in Prozent vom Nennwert, vorrangig vor Zinsniveau
- Restlaufzeit: Zeitspanne bis zum Ende der Laufzeit beziehungsweise bis zur Rückzahlung der Anleihe
- Anleihevolumen: Gesamtbetrag der vom Emittenten ausgegebenen Anleihen
Wie funktionieren Unternehmensanleihen?
Ebenso wie bei Aktien hängt der Kurs von Angebot und Nachfrage ab. Der Preis für die Ausgabe und Rücknahme der Anleihe beträgt für gewöhnlich 100 Prozent. Der Kurswert verändert sich in der Regel, sobald der Handel mit der Anleihe startet. Steigen die Kurse über den Nennwert ("über pari"), spricht dies für eine starke Nachfrage. Fällt die Anleihe dagegen unter 100 Prozent ("unter pari"), deutet dies auf eine schwache oder sinkende Nachfrage hin.
Neben der Entwicklung der Marktzinsen beeinflusst auch die Bonitätsnote des jeweiligen Unternehmens den Börsenkurs erheblich. Die Einstufung der Bonität von Wirtschaftssubjekten und Finanzinstrumenten erfolgt durch Ratingagenturen. Eine Herabsetzung des Ratings führt in der Regel zu deutlichen Kursverlusten. Allerdings existieren vor allem für die Anleihen kleinerer Unternehmen oftmals keine Einschätzungen.
Wie sicher sind Unternehmensanleihen?
Unternehmensanleihen gelten als attraktive Alternative zum Sparkonto bei einer Bank. Schließlich lassen sich mit dieser Anlageform deutlich höhere Renditen erzielen. Feste Zinscoupons von vier Prozent oder mehr stellen hierbei keine Seltenheit dar. Allerdings geht diese bessere Verzinsung auch mit einem erhöhten Risiko einher. Anders als bei einer Staatsanleihe ist der Schuldner ein Unternehmen, das mit seinem Gesamtvermögen haftet; eine gesonderte Absicherung gibt es meist nicht.
Auch wenn Unternehmensanleihen im Allgemeinen als relativ sicher gelten, besteht natürlich immer das Risiko einer Insolvenz. In diesem Fall verliert Ihre Anleihe den kompletten Wert und Sie das investierte Geld. Um das Risiko eines Totalverlusts möglichst gering zu halten, empfiehlt es sich beispielsweise:
- auf Einzelkäufe zu verzichten und stattdessen (börsengehandelte) Fonds zu kaufen
- ausschließlich in Unternehmen mit sehr guter Bonität zu investieren
- bevorzugt Unternehmensanleihen mit hoher Liquidität auszuwählen
Wo ist der Kauf von Unternehmensanleihen möglich?
Der Handel von Unternehmensanleihen erfolgt dezentral über verschiedene Marktplätze, etwa über Banken und Börsen. Jede Anleihe besitzt eine Internationale Wertpapierkennnummer (ISIN) beziehungsweise eine Wertpapierkennnummer (WKN). Diese erleichtert die Zuordnung der Wertpapiere und ist beim Erwerb der Anleihe anzugeben. Um mit Unternehmensanleihen zu handeln, benötigen Interessenten ein Wertpapierdepot – beispielsweise bei einer Bank oder einem Online-Broker.
Im Vergleich zu Aktien fällt die Rendite bei Unternehmensanleihen meist geringer aus. Infolgedessen ist es bei dieser Anlageform umso wichtiger, auf Ordergebühren sowie Depot- und Transaktionskosten zu achten. Dies gilt vor allem für sehr aktive Investoren, die relativ oft Käufe oder Verkäufe tätigen. Worauf es bei der Wahl eines Depots außerdem ankommt und wie die Konditionen unterschiedlicher Anbieter sind, erfahren Sie im Depot-Vergleich von Verivox.
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