Staatsanleihen
Staatsanleihen sind Schuldverschreibungen eines Staates oder staatlicher Institutionen, mit welchen sie sich fremde Gelder als Kredit beschaffen. Sie gehören zu sicheren Geldanlagen, doch in Krisenzeiten sind auch die Anleihemärkte äußerst volatil. Wir geben wichtige Informationen zu Staatsanleihen und erklären, welche Alternativen Anleger haben.
- Was sind Staatsanleihen?
- Wie kann man Staatsanleihen kaufen?
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- Depot-Vergleich starten
Das Wichtigste in Kürze
- Staatsanleihen dienen der Finanzierung von Staatsausgaben.
- Staatsanleihen zahlen jährlich einen festgeschriebenen Zinssatz an den Investor.
- Sie werden an der Börse gehandelt und unterliegen Kursschwankungen.
- Der Zinssatz und Kurs einer Anleihe hängen von der Bonität des Landes, welches sie begibt, ab.
Was sind Staatsanleihen?
Bei Staatsanleihen handelt es sich um börsennotierte festverzinsliche Wertpapiere. Der Zinssatz ist in der Regel über die gesamte Laufzeit fest und wird einmal jährlich zum Zinstermin ausgezahlt. Er hängt von der Bonität des jeweiligen Landes ab und spiegelt den wirtschaftlichen Zustand einer Nation wider. Die Bonität wiederum wird von Ratingagenturen wie Fitch oder Moody‘s eingestuft. Da es sich bei einer Staatsanleihe um einen Kredit handelt, bedarf es Sicherheiten. Die Sicherheiten sind bei einer Staatsanleihe eher abstrakt, da der Staat für die Zinszahlung und die Rückführung einstehen muss. Das Rating der Agenturen zeigt auf, wie hoch sie die Gefahr eines Zahlungsausfalls, wie ihn Anleger schon mit Argentinien erleben mussten, einschätzen.
Die Benotung erfolgt über Buchstabencodes. Als Bestnote vergeben die Agenturen "AAA" ("Triple-A"). Nach unten geht die Abstufung über AA, A, BBB und so weiter bis zu D. Die Buchstaben können auch mit Plus und Minus zur feineren Abstufung kombiniert werden. Schon ab der Note BB+ beginnt der Bereich, der als Ramsch bezeichnet wird. Jede Ratingagentur hat ihre eigenen Benotungsregeln. Diese Länderratings können Anlegern einen Hinweis geben, wie ausfallgefährdet eine Staatsanleihe eingestuft wird.
Wie kann man Staatsanleihen kaufen?
Anleger können Staatsanleihen an jedem Börsentag erwerben. Voraussetzung dafür ist ein Wertpapierdepot bei einer Bank, einer Sparkasse oder einem Broker.
Kosten senken und Rendite optimieren
Für den Kauf einer Staatsanleihe fallen neben dem Kurswert noch die Courtage für die Bank, den Börsenmakler und die Kosten des jeweiligen Börsenplatzes an. Berücksichtigt man bei der Renditeberechnung noch die Kosten für die Bank und mögliche Depotverwaltungsgebühren, hat der Anleger mit der Wahl eines günstigen Depots die Möglichkeit, die Nettorendite signifikant zu erhöhen. Die kostengünstigsten Depots finden Sie im folgenden Vergleich.
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Anleihen werden nicht als effektive Stücke ausgeliefert. Es handelt sich dabei um rein buchhalterische Posten.
Vor dem Erwerb sollte sich der Anleger allerdings darüber informieren, wie es um die Bonität des Emittenten bestellt ist. Die Börsenzeitung ist das offizielle Organ der deutschen Börsen und damit glaubwürdig. Sie veröffentlicht alle Länderrankings.
Die Rendite bei Staatsanleihen berechnen
Die Rendite einer Staatsanleihe muss nicht zwingend dem Nominalzins entsprechen. Sie hängt davon ab, ob der Anleger die Anleihe mit einem Kurs von 100 Prozent, weniger als 100 Prozent oder mehr als 100 Prozent des Nominalwertes erwirbt.
Angenommen, der Nominalwert beträgt 10.000 Euro, die Laufzeit zehn Jahre, der Zinssatz drei Prozent und der Kurs entspricht dem Nominalwert. In diesem Fall liegt die Rendite (Steuern und Erwerbskosten unberücksichtigt) bei drei Prozent.
- Erwirbt der Anleger ein Jahr vor Rückzahlung eine Staatsanleihe mit einem Zinssatz von drei Prozent und einem Kurs von 98 Prozent, beträgt die Rendite fünf Prozent. Er erhält eine einmalige Zinszahlung von drei Prozent und macht zwei Prozent Gewinn bei Rücknahme des Papiers.
- Hält er die Anleihe länger als ein Jahr, muss der Kursgewinn durch die Anzahl der Jahre geteilt und auf den Zinssatz aufgeschlagen werden, um die jährliche Rendite zu ermitteln.
- Erfolgt der Kauf jedoch zu einem Kurs, der über 100 Prozent des Nominalbetrages liegt, muss er den Aufschlag von den Zinsen abziehen, um seine Rendite zu ermitteln.
Welche Alternativen gibt es zu Staatsanleihen?
Wer mit der Rendite unzufrieden ist, kann sich nach alternativen Anlagemöglichkeiten umschauen.
Festgeld
Festgeldangebote in Ländern mit Top-Bonität bieten eine sichere Geldanlage mit guter Rendite – solange der Anlagebetrag die Deckelung des Einlagensicherungsfonds des Landes nicht übersteigt.
Zu Ländern mit Top-Bonität gehören:
- Belgien
- Deutschland
- Frankreich
- Irland
- Luxemburg
- Niederlande
- Norwegen
- Österreich
Großbritannien und Schweden gehören ebenfalls dazu, doch bei diesen Ländern variiert der maximal abgesicherte Eurobetrag wegen Währungskursschwankungen.
ETFs
Durch den Portfolio-Mix können ETFs (Exchange Traded Funds) Risiko reduzieren und Rendite steigern. Neben Anleihe-ETFs sind grundsätzlich auch ETFs auf breite Indizes wie etwa MSCI World interessant. Wichtig ist dabei jedoch der lange Anlagezeitraum: Wer in die 30 Standardwerte des DAX investiert und seine Anteile über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren gehalten hat, musste laut Untersuchungen des Deutschen Aktieninstituts noch nie Verluste hinnehmen.
Crowdinvesting-Plattformen als Renditebaustein
Eine alternative Anlagemöglichkeit können Crowdinvesting-Plattformen wie Bergfürst, Exporo oder iFunded sein. Hier können sich Anleger mit kleinen Beträgen an Immobilienprojekten beteiligen und haben die Chance auf attraktive Renditen. Allerdings sind auch die Risiken nicht zu unterschätzen. Anleger sollten nur investieren, wenn sie im ungünstigsten Fall auch einen Totalverlust verkraften.
Wie funktionieren Staatsanleihen?
Staatsanleihen werden "aufgelegt". Beispiel: Am 28.11.2018 begibt der Bund für zwei Milliarden Euro eine Anleihe mit einer Laufzeit bis zum 15.8.2028 und einer jährlichen Verzinsung in Höhe von 0,25 Prozent. Anleger können diese Anleihe zeichnen und erwerben. Die Anteile fallen so klein aus, dass auch Kleinstanleger bedient werden. Ab dem Zeitpunkt der Emission werden die Staatsanleihen an der Börse gehandelt.
Bei Fälligkeit erhält der Besitzer der Anleihe immer den Nominalwert zurück, zu dem die Anleihe ausgegeben wurde. Ein Rechenbeispiel: Der Kurs einer Anleihe rutscht während der Laufzeit auf 80 Prozent des Nominalwertes. Ein Käufer deckt sich mit der Anleihe ein. Zur Rückzahlung am Fälligkeitstag kommen jedoch 100 Prozent. Der Käufer kann sich also über 20 Prozent zusätzlichen Gewinnes zu den erhaltenen Zinsen freuen.
Die Laufzeiten von Staatsanleihen fallen unterschiedlich aus, bewegen sich aber in der Regel im langfristigen Bereich.
Der Emittent kann bei Ausgabe der Anleihe den Ausgabekurs abweichend vom Nominalwert gestalten. Möchte er mehr Anleger "anlocken", liegt der Ausgabekurs beispielsweise bei 99 Prozent des Nominalwertes. Weiß er, dass die Anleihe auf jeden Fall gekauft wird, kann er seine Zinslast mindern, in dem er den Ausgabekurs auf vielleicht 101 Prozent des Nominalwertes festsetzt.
Staatsanleihen in den USA
US-Staatsanleihen werden als "Bonds" bezeichnet. Bond heißt übersetzt Anleihe. Der vollständige Name lautet Treasury Bond, kurz T-Bonds, wobei Treasury für das amerikanische Schatzamt "Department of Treasury" steht.
Die Laufzeit von Treasury Bonds bewegt sich zwischen 10 und 30 Jahren. Neben diesen Langläufern gibt es natürlich auch noch festverzinsliche Papiere, sogenannte "Notes", mit einer kürzeren Laufzeit. Die Zinsstrukturkurve der US-Anleihen beim Vergleich der Renditen von kurz- und langfristigen Anleihen gilt als Konjunkturindikator. Je stärker sich die Renditen von kurz- und langfristigen Anleihen aneinander annähern, um so kritischer ist es um die Konjunktur bestellt. Normalerweise werden langfristige Investments höher verzinst als kurzfristige.
Staatsanleihen in Deutschland
In Deutschland werden diese Papiere mit zehn Jahren oder 30 Jahren Dauer ausgegeben. Natürlich finanziert sich die Bundesrepublik auch mit kürzer laufenden Papieren, diese fallen dann aber in andere Kategorien, beispielsweise Bundesobligationen mit Laufzeiten von fünf Jahren.
Bundesanleihen genießen international einen hervorragenden Ruf in Bezug auf die Sicherheit der Zinszahlung und der Rückzahlung. In bewegten Zeiten legen Investoren ihr Geld durchaus in deutsche Anleihen an, auch wenn der Zinssatz extrem niedrig bis negativ ist. Ein negativer Zins entsteht bei kurzfristigen Papieren, wenn der Ausgabekurs mit einem Aufschlag versehen ist, der über dem Zinssatz liegt.
Risiko einer Staatsanleihe bewerten
Mit Staatsanleihen verhält es sich in Bezug auf das Risiko wie mit jedem anderen Herausgeber einer Anleihe auch. Ist er zahlungskräftig, vermindert sich das Risiko auf einen Zinsausfall oder die Rückzahlung gegenüber einem Emittenten mit schwacher Bonität.
Anhand der Bewertungskriterien von Moody’s soll die Risikoeinschätzung einer Staatsanleihe für Anleger transparent gemacht werden:
Anlagewürdig (englisch investment grade)
- Aaa – Zuverlässige und stabile Schuldner höchster Qualität
- Aa – Gute Schuldner, etwas höheres Risiko als Aaa
- A – Wirtschaftliche Gesamtlage ist zu beachten
- Baa – Schuldner mittlerer Güte, die momentan zufriedenstellend agieren
Spekulativ (englisch speculative grade)
- Ba – Sehr abhängig von wirtschaftlicher Gesamtlage
- B – Finanzielle Situation ist notorisch wechselhaft
- Caa – Spekulativ, niedrige Einnahmen des Schuldners
- Ca – in der Regel liegen hier bereits Zahlungsstörungen vor
- C – in Zahlungsverzug
- NR – keine Bewertung (englisch not rated)
Spekulative Anleihen gelten als Hochzinsanleihen, da der Zinssatz das Ausfallrisiko einpreist. Der englische Ausdruck dafür lautet "Junk Bond", Schrottanleihe.
Moody’s verwendet zusätzlich numerische Anhänge: "1", "2" und "3" für die Bonitätsnoten Aa bis Caa. Die "1" steht dafür, dass sich die Bonität im oberen Drittel der Hauptnote befindet. "2" und "3" stehen für das mittlere und das untere Drittel.