Nachhaltige Geldanlage
Sowohl private als auch institutionelle Investorinnen und Investoren entscheiden sich immer häufiger für eine nachhaltige Geldanlage. Im Jahr 2020 verwalteten Nachhaltigkeitsfonds hierzulande bereits 107 Milliarden Euro – Tendenz stark steigend. Anlegerinnen und Anleger können gleich mehrfach profitieren, wenn sie ihr Geld nachhaltig investieren. Einerseits lässt sich eine Rendite erzielen, andererseits tragen sie zur ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklung bei.
- Was ist eine nachhaltige Geldanlage?
- Kriterien für nachhaltige Geldanlagen
- Chancen und Risiken
- Diese Optionen gibt es
- Nachhaltige Banken
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Eine nachhaltige Geldanlage berücksichtigt nicht nur die Kriterien, Rentabilität, Liquidität und Risiko, sondern auch die Variable Nachhaltigkeit.
- Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es noch keine einheitlichen Mindeststandards für soziale und grüne Kapitalanlagen, doch die ESG-Kriterien geben bereits einen Rahmen vor.
- Nachhaltige Geldanlagen verknüpfen Umweltschutz mit attraktiven Renditechancen.
- Wer seine alltäglichen Geldgeschäfte über eine nachhaltige Bank realisiert, kann sich darauf verlassen, dass diese sich nicht an schmutzigen Geschäften beteiligt.
Was ist eine nachhaltige Geldanlage?
Konventionelle Kapitalanlagen werden in der Regel anhand von drei ökonomischen Kriterien beurteilt:
- Rentabilität: Wie hoch soll die Rendite ausfallen?
- Liquidität: Wann soll die investierte Summe wieder verfügbar sein?
- Risiko: Wie risikoreich kann oder soll das Geld investiert werden?
Eine nachhaltige Geldanlage berücksichtigt darüber hinaus auch ökologische und soziale Aspekte. Die Nachhaltigkeit stellt hier ein viertes Kriterium dar, welches gewährleistet, dass das Investment gewisse grüne oder ethische Standards erfüllt. Schließlich gibt es auch in der heutigen Zeit noch zahlreiche Konzerne, die aufgrund von Umweltskandalen, Dumpinglöhnen oder maroder Werkshallen in die Schlagzeilen geraten.
Der Begriff der Nachhaltigkeit bezeichnet ein Handlungsprinzip, das auch die Bedürfnisse zukünftiger Generationen berücksichtigt, also ihnen nicht die Lebensgrundlage entzieht. Nachhaltig zu wirtschaften, bedeutet demnach, nicht mehr zu verbrauchen als nachwachsen kann, beziehungsweise sich regenerieren oder künftig wieder bereitstellen lässt.
Aufgrund des Klimawandels steht dabei vor allem der ökologische Aspekt im Mittelpunkt. Daher haben viele Vermögensverwaltungen grundsätzliche Ausschluss- beziehungsweise Negativkriterien für eine ethische oder grüne Geldanlage festgelegt, beispielsweise Investitionen in die klimaschädliche Verstromung oder Verstöße gegen die Menschenrechte. Manch nachhaltiger Fonds schließt sogar ganze Branchen aus, etwa Kriegswaffen, Spirituosen und Pornographie.
Pflicht zu Infos über Nachhaltigkeit
Aufgrund von zwei EU-Verordnungen besteht für Anbieter von Geldanlagen seit 2021 die Verpflichtung, detaillierte nachhaltigkeitsbezogene Informationen zu ihren Produkten offenzulegen. Entsprechende Angaben müssen sich sowohl auf der Webseite als auch in den vorvertraglichen Dokumenten finden lassen. Darüber hinaus arbeite die Europäische Union momentan an einem Ecolabel für Finanzprodukte.
Kriterien für nachhaltige Geldanlagen
Bis zum aktuellen Zeitpunkt existiert weder eine einheitliche Definition für nachhaltige Geldanlagen noch ein unabhängiges Verbraucherlabel. Das heißt, hinter Etikettierungen wie „ökologisch“, „grün“ oder „sozial“ können sich ganz unterschiedliche Kriterien beziehungsweise Mindestanforderungen verbergen. In der Umweltpolitik bezeichnet der Nachhaltigkeitsbegriff beispielsweise die dauerhafte Verträglichkeit des wirtschaftlichen Handelns. Aus wirtschaftlicher Sicht wird Nachhaltigkeit dagegen oftmals mit einem dauerhaften ökonomischen Erfolg gleichgesetzt. Wer ökologisch investieren möchte, sollte sich daher im Vorhinein sehr genau informieren.
ESG-Kriterien definieren den Rahmen
Mithilfe der sogenannten ESG-Kriterien lässt sich einschätzen, wie nachhaltig ein Unternehmen oder Staat handelt. Die Abkürzung ESG steht für „Environment“, „Social“ und „Governance“, also für Umwelt, Soziales und eine gute Unternehmensführung. Die Anlagekriterien bieten Investorinnen beziehungsweise Investoren eine Orientierung und sind insbesondere im institutionellen Bereich – beispielsweise für Stiftungen oder kirchliche Vermögen – von Bedeutung.Dieser Umstand begründet sich damit, dass Nachhaltigkeitsaspekte hier oftmals in strengen Anlagerichtlinien ihren Ausdruck finden.
Die nachfolgende Übersicht veranschaulicht, wofür die einzelnen Kriterien im Detail stehen:
- Environment: Dieses Kriterium beurteilt, ob die Geldanlage einen Beitrag zu Umweltzielen leistet. Als solche gelten laut EU-Taxonomie-Verordnung zum Beispiel der Klimaschutz, die nachhaltige Nutzung und der Schutz von Wasser- sowie Meeresressourcen und der Übergang zur Kreislaufwirtschaft inklusive Abfallvermeidung sowie Recycling.
- Social: Eine nachhaltige Geldanlage muss auch soziale Belange berücksichtigen. Ausschlaggebend ist in diesem Zusammenhang, ob Menschenrechte und Arbeitsnormen eingehalten werden. Dabei finden sowohl die von der OECD aufgestellten Leitlinien für multinationale Unternehmen als auch die Prinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte Anwendung.
- Governance: Das Bewertungskriterium zielt auf die Unternehmensführung und -entwicklung ab. Im Fokus stehen dabei die Aktivitäten der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates sowie die Rechte der Anteilseigner.
Die Chancen und Risiken einer nachhaltigen Geldanlage
Eine ethische beziehungsweise ökologische Geldanlage ist per se nicht riskanter als ein klassisches Investment. Da nachhaltige Unternehmen meist mit mehr Weitblick handeln, fällt das Risiko eines Teil- oder Totalverlusts laut Expertinnen und Experten im Durchschnitt betrachtet sogar etwas niedriger aus. So spart der umweltschonende Umgang mit Ressourcen in vielen Fällen Kosten. Außerdem besitzen Unternehmen, die umweltfreundliche Produkte entwickeln, oftmals eine besonders hohe Innovationsfähigkeit. Mit einer nachhaltigen Geldanlage können Verbraucherinnen und Verbraucher vor allem:
- vom großen wirtschaftlichen Potenzial des ökologischen Sektors profitieren und attraktive Renditen erwirtschaften
- einen Beitrag zum Klimaschutz oder zur Finanzierung sozialer Projekte leisten
- das eigene Portfolio diversifizieren
Doch auch wenn eine nachhaltige Geldanlage nach ökologischen, sozialen und/oder ethischen Gesichtspunkten konzipiert wird, ist sie nicht automatisch sicher. Auch hier gibt es ein Verlustrisiko. Wie hoch dieses ausfällt, bedingt die gewählte Anlageform. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass „Greenwashing“ betrieben wird, also ein Produkt als nachhaltig angepriesen wird, obwohl es klimaschädliche Elemente beinhaltet.
Geld nachhaltig anlegen: Diese Optionen gibt es
Wenn Sie nachhaltig investieren wollen, bieten sich Ihnen zahlreiche Optionen. Die erste Möglichkeit stellt ein Direktinvestment dar, etwa in Windkraftanlagen oder Solarparks. Mit einem entsprechenden Investment wird ein Sachwert oder der Anteil an einem Sachwert erworben. Allerdings besteht hier ein vergleichsweise hohes Risiko eines Totalverlusts.
Ebenso ist es möglich, Wertpapiere börsengelisteter Gesellschaften – beispielsweise Wind-, Solar- oder Wasserstoffaktien – zu kaufen. Sie können sich aber ebenso über Aktienfonds – beispielsweise ETFs – an nachhaltigen Unternehmen beteiligen. Ein nachhaltiger Fonds verteilt das Anlagerisiko auf verschiedene Unternehmen und Branchen. Ob Einzelaktien oder Aktienfonds: Um das Risiko hoher Verluste beziehungsweise eines Totalverlusts zu minimieren, ist es sinnvoll, das eigene Portfolio möglichst breit aufzustellen.
Nachhaltige Banken
Mittlerweile gibt es auch Banken, für die Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie darstellt. Entsprechende Kreditinstitute beachten soziale, ethische und ökologische Belange in besonderem Maße, weshalb sie beispielsweise keine Geschäfte mit der Waffen- und Rüstungsindustrie machen oder mit Unternehmen, welche die Menschenrechte verletzen. Mit der Global Alliance for Banking on Values existiert sogar bereits eine Allianz nachhaltiger Banken, zu deren Mitgliedern beispielsweise die GLS Gemeinschaftsbank und die Umweltbank gehören.
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