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Der EONIA (Euro Overnight Index Average) ist ein Referenzzinssatz für unbesicherte Tagesgelder am Euro-Interbankenmarkt. Die Europäische Zentralbank (EZB) ermittelt ihn für jeden Geschäftstag aus einem Durchschnittszinssatz. Dieser beruht auf den tatsächlich getätigten Umsätzen einer Auswahl aussagekräftiger europäischer Banken mit Overnight-Geld.

Inhalt dieser Seite
  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Wie wird der EONIA berechnet?
  3. Wozu dient der EONIA am Interbankenmarkt?
  4. Welche Bedeutung hat der EONIA für Anleger?
  5. Welche Bedeutung hat der EONIA für Kreditnehmer?
  6. Welche Bedingungen müssen die Panel-Banken erfüllen?
  7. Wie entwickelte sich der EONIA in der Vergangenheit?
  8. Verwandte Themen
  9. Weiterführende Links
  10. Tagesgeldangebote vergleichen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Banken melden das entsprechende Geschäftsvolumen täglich an die EZB. Diese gewichtet die Zinssätze und errechnet daraus den EONIA. Der Zinssatz ist somit derjenige, zu dem sich Banken im Euroraum untereinander Geld leihen.
  • Wichtig ist der EONIA vor allem für Interbankengeschäfte; er dient als Basis für Euro-Zinsswaps sowie EONIA-Zertifikate und -Indexfonds.
  • Er beeinflusst aber auch kurzfristige Anlagen von Privatpersonen sowie variabel verzinste Kredite.

Wie wird der EONIA berechnet?

Die Berechnung des EONIA führt die EZB als neutrale Institution durch, sobald die Informationen der Panel-Banken vorliegen. Sie zieht dazu die Zinssätze der von den Banken am Interbankenmarkt abgeschlossenen Euro-Overnight-Geschäfte heran. Zuvor berechnen die Panel-Banken das Gesamtvolumen ihrer jeweiligen Tagesumsätze mit unbesicherten Übernachtgeldern. Daraus errechnen sie einen nach Volumen der Einzelgeschäfte gewichteten Durchschnittszinssatz, den sie der EZB zukommen lassen. Diese ermittelt schließlich den EONIA-Tageswert. Dazu eliminiert sie die 15 höchsten und die 15 niedrigsten Tagesgeldwerte, die die Banken gemeldet haben. Aus den übrig bleibenden Werten bildet die EZB einen Durchschnittswert, den aktuellen EONIA.

Jede der Panel-Banken übermittelt ihre Daten täglich bis spätestens 18:30 Uhr an die EZB. Diese berechnet um etwa 19.00 Uhr auf drei Nachkommastellen genau den jeweiligen EONIA-Tageswert und leitet ihn an die Nachrichtenagentur Reuters weiter. Am darauffolgenden Bankgeschäftstag wird der Wert öffentlich bekanntgegeben und dient für diesen Tag als Referenzzinssatz.

Wozu dient der EONIA am Interbankenmarkt?

Die größte Bedeutung hat der EONIA für den Interbankenhandel – Geschäfte zwischen verschiedenen Kreditinstituten mit Finanzinstrumenten wie Geld, Wertpapieren, Derivaten oder Devisen. Der EONIA dient europäischen Banken, die einander Geld in Euro leihen, als Referenzzinssatz für Tagesgeldgeschäfte mit einer Laufzeit von einem Tag. Kredite mit längeren Laufzeiten von bis zu einem Jahr haben den EURIBOR (European Interbank Offered Rate) als Referenzzinssatz.

Welche Bedeutung hat der EONIA für Anleger?

Auch einigen Geldanlagen dient der EONIA als Referenzzinssatz. Dazu gehören beispielsweise:

  • Die Tagesanleihe der Bundesrepublik Deutschland, die seit 2008 über die Deutsche Finanzagentur erhältlich ist.
  • Geldmarktfonds, Indexfonds sowie Zinsswaps verwenden den EONIA als Grundlage.
  • Der Durchschnittszinssatz beeinflusst die meisten kurzfristigen Anlagen – Privatanleger können anhand des EONIA die Entwicklung ihrer Tagesgeldzinsen ermitteln.
  • Dem EONIA nahezu exakt nachgebildet sind EONIA-ETFs (Exchange Traded Funds), eine weitere Anlageform. Investitionen erfolgen durch Benchmarks wie den EONIA-Index.

Welche Bedeutung hat der EONIA für Kreditnehmer?

Kredite mit variabler Verzinsung können den EONIA als Referenzzinssatz nutzen. Hinzu kommt ein Zinsaufschlag, dessen Höhe abhängig von der jeweiligen Bank und der aktuellen Wirtschaftslage ist. Der EONIA bildet die Basis und ist durch seine tägliche Neuberechnung der Verursacher eventueller Zinsschwankungen.

Welche Bedingungen müssen die Panel-Banken erfüllen?

Die Auswahl der Panel-Banken erfolgt anhand verschiedener Kriterien, die im EONIA Code of Conduct festlegt sind. So müssen die Banken sich an Euro-Interbankengeschäften beteiligen und benötigen ein erstklassiges Kreditstanding. Es gibt keine festgelegte Anzahl an Banken, aus deren Daten der EONIA-Wert berechnet werden muss. Jede Panel-Bank sollte lediglich repräsentativ genug für den europäischen Interbankenmarkt sein.

Wie entwickelte sich der EONIA in der Vergangenheit?

Der EONIA startete im Januar 1999 mit 3,20 Prozent. Seitdem gab es in der Entwicklung des Durchschnittszinssatzes zwei markante Hochs: 2001 erreichte er seinen Höchstwert von 5,75 Prozent, 2008 stieg er nach kontinuierlichem Rückgang noch einmal auf 4,60 Prozent. Bis Ende 2009 sank der Kurs stark. Im August 2014 gab es nach mehrmaligem Senken des Leitzinses erstmals einen negativen EONIA-Wert. In den darauffolgenden Jahren blieb er weiterhin unter Null, da die EZB infolge der globalen Finanzkrise den Weg einer expansiven Geldpolitik einschlug, um den Euro stabil zu halten.

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