Anleihen
Anleihen finden sich nicht nur in den Depots konservativer Anleger. Sie dienen auch als Sicherungsmechanismus in Aktiendepots für den Fall, dass die Aktienkurse nachgeben. Worum handelt es sich bei Anleihen und was ist der Unterschied zu einer Aktie?
- Das Wichtigste in Kürze
- Definition der Anleihe
- Kurswert der Anleihe
- Welche Arten von Anleihen gibt es?
- Günstig Anleihen kaufen: Passendes Depot finden
- Die Rendite: Lohnen sich Anleihen?
- Anleihefonds oder Rentenfonds
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
- Depot-Vergleich starten
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Anleihen handelt es sich um einen großvolumigen Kredit von vielen Kreditgebern.
- Die Höhe der Zinsen richtet sich nach der Bonität des Emittenten.
- Die Laufzeiten können von wenigen Monaten bis zu 30 Jahren dauern.
Definition der Anleihe
Eine Anleihe stellt die Verbriefung eines Kredites dar. Der Kreditnehmer, der Emittent, verpflichtet sich, während einer vorher festgelegten Laufzeit dem Kreditgeber, dem Käufer der Anleihe, einmal jährlich einen bestimmten Zinssatz zu bezahlen. Am Ende der Laufzeit kauft er die Anleihe zurück.
In Bezug auf die Zinszahlung gibt es aber auch Sonderfälle:
- Die Zinsen werden zweimal im Jahr gezahlt.
- Der Ausgabepreis der Anleihe ist um die Zinsen gekürzt, der Anleger erhält den vollständigen Kaufpreis, und damit auch die Zinsen, am Ende der Laufzeit.
- Die Zinsen steigen während der Laufzeit um einen vorher festgelegten Betrag.
- Der Zinssatz orientiert sich an der Inflationsentwicklung.
Da es sich bei den Zinszahlungen wie bei einer Rente um regelmäßig wiederkehrende Zahlungen handelt, werden Anleihen auch als Rentenpapiere bezeichnet.
Kurswert der Anleihe
Anleihen werden zwar in einer bestimmten Währungsstückelung, beispielsweise 1.000 Euro, ausgegeben, der Wert wird allerdings in Prozent benannt. Da die meisten Anleihen an der Börse gehandelt werden, unterliegen sie Kursschwankungen. Diese Kursschwankungen ergeben sich aus der Bonität des Emittenten und der jeweiligen Kapitalmarktzinsen. Angenommen, ein Emittent begibt eine Anleihe in einer Hochzinsphase. Die Zinsen fallen. Für besser verzinste Anleihen steigt die Nachfrage und damit der Kurs. Es ist daher nicht unüblich, dass eine Anleihe mit 101 oder 102 notiert wird. Das bedeutet, dass der Kurs um einen Prozentpunkt oder zwei Prozentpunkte über dem Nominalwert liegt. Im Umkehrschluss kann es sein, dass ein Emittent von den Ratingagenturen während der Laufzeit der Anleihe schlechter eingestuft wird als zu Beginn. In diesem Fall gibt der Kurs nach, da das Kreditausfallrisiko steigt.
Grundsätzlich gilt, dass die Höhe des festgeschriebenen Zinssatzes auch die Bonität des Emittenten widerspiegelt.
Bei der Ausgabe einer Anleihe kann der Emittent wählen, ob er die Anleihe zu 100 Prozent des Nominalwertes auf den Markt bringt, einen höheren Ausgabekurs (Agio) oder einen Kursabschlag (Disagio) wählt.
Der Unterschied zu einer Aktie besteht darin, dass die Anleihe einen Kredit darstellt, während die Aktie einen Eigentumsanteil an einem Unternehmen verbrieft.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Man unterscheidet verschiedene Formen der Anleihe.
Die Staatsanleihe
Staatsanleihen gelten als die am häufigsten bekannte Form. Ein Staat benötigt Geld und leiht es sich in Form einer Staatsanleihe. Als Sicherheit gilt das gesamte Vermögen des Staates, auch die Steuerschuld seiner Bürger.
Die Zeit nach der Finanzkrise 2008 hat gezeigt, dass nicht jeder Staat über die gleiche Bonität verfügt. Die Kurse griechischer Staatsanleihen gaben massiv nach, Italien musste einen relativ hohen Zinssatz bezahlen, um sich finanzieren zu können. Der Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland dagegen verdiente mit der Kreditaufnahme Geld. Deutsche Staatsanleihen waren bei den Anlegern aufgrund der damit verbundenen hohen Sicherheit so gefragt, dass der Ausgabekurs den Nominalzinssatz übersteigen konnte. Dies wiederum schmälerte die Rendite der Anleger. Für die Investoren stand die Sicherheit im Vordergrund.
Unternehmensanleihen
Was für Staaten gilt, gilt auch für Unternehmen. Sie refinanzieren sich durch die Ausgabe einer Anleihe. Auch bei Unternehmen gilt, dass die Bonität den Zinssatz beeinflusst.
Bei Unternehmensanleihen gilt allerdings eine gewisse Vorsicht. Im Jahr 2010 bot eine deutsche Bäckereikette Anleihen ihres Unternehmens über die Brötchentheke an. Papiere, die auf diese Weise am Markt platziert werden sollen, zählen zum grauen Kapitalmarkt. Emittenten sind häufig mittelständische Unternehmen mit einem "zweitbesten" Bonitätsgrad. Die Emission unterliegt zwar auch den Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG), allerdings greift ein deutlich höheres Risiko und ein Handel an der Börse ist nicht möglich.
Aktienanleihen
Eine besondere Form der Anleihe stellt die Aktienanleihe dar. Bei einer klassischen Anleihe erhält der Käufer am Ende der Laufzeit den Nominalwert zurück. Bei einer Aktienanleihe hat der Emittent das Recht, den Käufer mit Aktien seines Unternehmens abzufinden. Damit wird der ursprüngliche Kredit in Eigenkapital gewandelt. Der Käufer der Anleihe wird vom Kreditgeber zum Miteigentümer. Natürlich hat er dann die Möglichkeit, die Aktien zu verkaufen und wieder Liquidität zu schaffen.
Was sind Obligationen?
Der Begriff "Obligation" ist nichts anderes als ein Synonym für eine Anleihe. Am bekanntesten sind die von der Bundesrepublik Deutschland seit dem Jahr 1979 ausgegebenen Bundesobligationen (Bobl). Im Gegensatz zu den anderen Staatsanleihen beträgt die Laufzeit grundsätzlich fünf Jahre. Bundesobligationen lassen sich an der Wertpapierkennnummer (WKN) festmachen. Die ersten drei Stellen der WKN lauten immer 114.
Die Bundesobligationen werden im Tenderverfahren, einer Auktion, vergeben. Beteiligt sind ausschließlich Banken, welche der "Bietergruppe Bundesemissionen" angehören. Diese wiederum platzieren die Papiere anschließend über die Börse am Markt, respektive geben sie an die Kunden weiter, die sie mit dem Kauf beauftragt haben. Im Rahmen des Tenderverfahrens kann der Ausgabekurs über oder unter dem Nominalwert der Obligation liegen.
Günstig Anleihen kaufen: Passendes Depot finden
Wer Anleihen erwerben möchte, benötigt dafür ein Depot. Festverzinsliche Wertpapiere werden grundsätzlich nicht mehr als effektive Stücke herausgegeben, sondern nur buchhalterisch geführt. Die Auswahl des Depots beeinflusst die Nettorendite, denn die Depotkosten schmälern die Rendite. Unser Depotvergleichsrechner hilft, das individuell beste Depot zu finden. Das günstigste Depot muss allerdings nicht immer das Beste sein, da die persönlichen Handelsmodalitäten des Anlegers in die Depotauswahl hineinspielen.
Der Kauf einer Anleihe erfolgt mittels einer Wertpapierorder, die der Anleger an seine Bank gibt. Auf der Order kann er vermerken, bis zu welchem maximalen Kurs die Bank das Papier erwerben soll. Für die Transaktion benötigt er neben einem Depot auch ein Referenzkonto. Das Guthaben auf dem Referenzkonto muss den Kaufbetrag übersteigen, da zu dem Kaufpreis der Anleihe noch die Courtage für die Bank und den Wertpapiermakler sowie die Börsenplatzgebühren dazukommen.
Die Rendite: Lohnen sich Anleihen?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Der Erwerb einer Anleihe hat auch mit der Intention des Käufers zu tun. Möchte er sein Geld einfach nur auf der sicheren Seite anlegen und eine Minimalverzinsung erzielen? Dann zählt er zu der Käufergruppe, die mit Bundesanleihen einen fast schon negativen Ertrag erzielt. Möchte er dagegen jedes Jahr eine möglichst hohe Ausschüttung bei großem Risiko, sind Junkbonds, Hochzinsanleihen, das Richtige für ihn. Der Zinssatz preist das Ausfallrisiko mit ein. Bei Junkbonds handelt es sich folglich um Anleihen von Emittenten mit extrem zweifelhafter Bonität. Die Börsenzeitung gibt eine aktuelle Übersicht über die Ratings von Staaten. Venezolanische Staatsanleihen sind klassische Junkbonds, Ramschanleihen.
Anleihenrendite ermitteln – so geht’s
Anleihen sind zum einen mit einem festen Zinssatz ausgestattet, unterliegen aber zum anderen Kursschwankungen. Erwirbt ein Anleger am Ausgabetag eine Anleihe mit zwei Prozent Zinsen pro Jahr zum Nominalwert und gibt sie am Laufzeitende ebenfalls zum Nominalwert zurück, betrug seine Bruttorendite zwei Prozent.
Kauft der gleiche Anleger die Anleihe zwei Jahre vor Fälligkeit über die Börse zum Kurs von 99 Prozent, sieht die Renditeberechnung anders aus. Er verzeichnet einen Kursgewinn von einem Prozent. Dies geteilt durch zwei (Jahre Haltedauer), ergibt pro Jahr ein Plus von 0,5 Prozent. Aufgeschlagen auf die zwei Prozent Zinsen konnte er damit eine Bruttorendite von 2,5 Prozent verzeichnen.
Umgekehrt mindert sich die Rendite, wenn der Kaufpreis über dem Rücknahmepreis liegt.
Erwirbt der Anleger Anleihen in Fremdwährung, spielt die Wechselkursentwicklung ebenfalls in die Rendite mit hinein, sofern er am Ende der Laufzeit nicht wieder in der selben Fremdwährung investiert.
Anleihefonds oder Rentenfonds
Der Begriff Anleihefonds tritt in der einschlägigen Literatur kaum auf, üblich ist die Bezeichnung Rentenfonds. Dabei handelt es sich um offene Fonds, welche die Anlegergelder fast ausschließlich in Anleihen investieren. Je nach Fondsbeschreibung darf das Fondsmanagement aber auch bis zu einer gewissen, im Prospekt definierten Größe, Aktien beimischen.
Rentenfonds gibt es, ähnlich wie bei Aktienfonds, in den unterschiedlichsten Ausprägungen:
- Regionale (Länder-) Fonds
- Branchenspezifisch
- Laufzeitabhängig von der durchschnittlichen Laufzeit der enthaltenen Anleihen
- High Yield Fonds (Fonds mit hochverzinslichen Papieren)
Der Anleger hat die freie Auswahl aus allen nur denkbaren Fondszusammensetzungen (Fondsallokationen).
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