- Das Wichtigste in Kürze
- Sollten sich Rentner bei der Geldanlage anders verhalten als jüngere Anleger?
- Kann ich als Rentner noch in Aktien investieren?
- Welche Geldanlagen sind für Senioren geeignet?
Das Wichtigste in Kürze
- Rentner sollten aufgrund der veränderten Einkommens- und Lebenssituation bei der Geldanlage andere Schwerpunkte setzen als jüngere Anleger.
- Auch für Rentner können Aktien, Fonds und ETFs in Frage kommen – allerdings erst dann, wenn die laufenden Lebenshaltungskosten abgedeckt sind und sichere Anlagen für die laufende Geldreserve und geplante Investitionen vorhanden sind.
- Je nach verfügbarem Einkommen, anstehenden Investitionen und vorhandenem Vermögen sollten Senioren ihre Anlagestrategie an ihren persönlichen Bedarf anpassen.
Sollten sich Rentner bei der Geldanlage anders verhalten als jüngere Anleger?
Die Strategie bei der Kapitalanlage wird nicht nur von der persönlichen Risikobereitschaft beeinflusst, sondern auch von äußeren Faktoren. Zu diesen zählen unter anderem das Einkommen, der aktuelle Vermögensstand und das Lebensalter. Anleger im Rentenalter sehen sich somit anderen Rahmenbedingungen ausgesetzt als jüngere Anleger.
Neue Einkommenssituation
Die monatliche Rente ist meist deutlich niedriger als das vorherige Arbeitseinkommen. Damit verringert sich für viele Anleger der finanzielle Spielraum für das regelmäßige Sparen. Auf der anderen Seite steht oftmals Kapital zur Verfügung, das Rentner in den Jahrzehnten der beruflichen Tätigkeit auf die Seite legen konnten.
Damit verschiebt sich im Rentenalter der Bedarf an Anlageprodukten: Anlageformen, die auf regelmäßigen Sparplänen basieren, verlieren eher an Bedeutung, während größere Einmalanlagen wichtiger werden.
Regelmäßige Erträge aus dem Vermögen erzielen
Wer in jungen Jahren vorausschauend für die Altersvorsorge spart, ist daran interessiert, dass die Erträge aus dem Guthaben gleich wieder neu angelegt werden. Damit profitieren jüngere Sparer vom Zinseszinseffekt, der das Vermögen langfristig anwachsen lässt. Viele Senioren legen hingegen Wert darauf, dass ihr Kapital regelmäßige Erträge abwirft, mit denen sie ihre Rente aufbessern können. Dabei kann es sich um Zinszahlungen, Dividendenausschüttungen oder Mieterträge handeln.
Flexibilität wird wichtiger
Im Rentenalter können kurzfristig größere Ausgaben fällig werden, etwa für Renovierungsarbeiten am Eigenheim oder die barrierefreie Umgestaltung der Wohnung. Daher sollten Rentner ausreichend Guthaben kurzfristig verfügbar halten, etwa auf einem Tagesgeldkonto.
Kann ich als Rentner noch in Aktien investieren?
Häufig hört man die Empfehlung, dass der Aktienanteil am Gesamtvermögen nach der Formel "100 minus Lebensalter" ermittelt werden sollte. Damit wäre bei der Geldanlage mit 60 Jahren ein Aktienanteil von 40 Prozent empfehlenswert, während bei der Geldanlage mit 70 Jahren nur noch 30 Prozent Aktien in Frage kommen würden.
Allerdings lässt sich dieses Rechenmodell nicht verallgemeinern, weil die Höhe des Aktienanteils im Vermögen nicht allein vom Lebensalter abhängt. Je höher das verfügbare Einkommen und Gesamtvermögen, umso eher können Senioren einen Teil ihres Kapitals in Aktien investieren. Kein Spielraum für Aktienanlagen bleibt hingegen für Rentner, die nur ein niedriges Einkommen haben und ihre Ersparnisse für die Vorsorgereserve benötigen.
Generell gilt auch im Rentenalter, dass das in Aktien investierte Kapital in den nächsten zehn Jahren nicht benötigt werden sollte. Diese Grundregel umfasst neben der Direktanlage in Aktien auch Aktienfonds und Aktien-ETFs.
Dividende als Zusatzeinkommen
Die jährliche Dividendenausschüttungen aus Aktieninvestments kann ein attraktives Zusatzeinkommen im Rentenalter darstellen. Wer Wert auf hohe Dividenden legt, sollte bei der Auswahl seiner Aktien Unternehmen bevorzugen, die in den vergangenen Jahren gleichbleibend hohe Dividenden gezahlt haben und deren Geschäftsentwicklung auf für die Zukunft stabile Dividenden erwarten lässt. Fonds- oder ETF-Anleger können bei diesem Anlageziel auf Fonds bzw. ETFs setzen, deren Anlageschwerpunkt dividendenstarke Aktien bilden.
Allerdings sollten Kapitalanleger beachten, dass auch bei sorgfältiger Auswahl der Wertpapiere die jährlichen Dividenden schwanken und in schlechten Geschäftsjahren auch ganz ausfallen können. Daher sollten Dividendenausschüttungen nie für den Teil des Einkommens eingeplant werden, der die laufenden Lebenshaltungskosten finanziert.
Welche Geldanlagen sind für Senioren geeignet?
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über einige gängige Geldanlagen, bei denen Rentner jeweils mit spezifischen Vor- und Nachteilen rechnen sollten.
Anlageprodukt
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Vorteile
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Nachteile
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Einsatzgebiet
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Tagesgeld | Kein Verlustrisiko, keine Nebenkosten, Guthaben ist jederzeit verfügbar | Niedrige Rendite | Kurzfristig verfügbare Geldreserve, Finanzierung von kurzfristig geplanten Anschaffungen | |
Festgeld und Sparbrief | Kein Verlustrisiko, keine Nebenkosten, meist höhere Rendite als beim Tagesgeldkonto | Keine Verfügbarkeit vor der Fälligkeit | Finanzierung von mittelfristig geplanten Anschaffungen | |
Anleihenfonds und Anleihen-ETFs | Geringere Verlustrisiken als bei Aktienfonds, Verkauf jederzeit möglich | Kauf- und Depotgebühren | Risikoreduzierte mittel- bis längerfristige Kapitalanlage | |
Aktienfonds und Aktien-ETFs | Hohe Renditechancen | Hohe Verlustrisiken, Kauf- und Depotgebühren | Risikoorientierte langfristige Kapitalanlage, Nutzung von Dividenden als variables Zusatzeinkommen | |
Private Rente | Lebenslang garantierte Rente | Ab Rentenbeginn keine Kapitalentnahme möglich | Aufstockung der gesetzlichen Rente zur Finanzierung der Lebenshaltungskosten |
Beispiel 1: Niedrige Rente aufbessern
Renate B. ist seit der Scheidung von ihrem Mann alleinlebend und war als Bürokraft tätig. Nach der Geburt ihrer Kinder hat sie fünf Jahre beruflich pausiert und anschließend zehn Jahre in Teilzeit gearbeitet. Daher fällt ihre Rente entsprechend niedrig aus. Sie wohnt in einer Eigentumswohnung.
Ihre eigenen Ersparnisse betragen 30.000 Euro, hinzu kommen 200.000 Euro aus einer Erbschaft. 200.000 Euro zahlt sie in eine sofort beginnende private Rentenversicherung ein und erhält daraus eine monatliche Zusatzrente von mehreren Hundert Euro. Die verbleibenden 30.000 Euro legt sie in Tages- und Festgeldern an.
Beispiel 2: Für später vorsorgen
Anne und Martin K. müssen beim Renteneintritt mit weniger Einkommen rechnen, können von der gemeinsamen Rente jedoch gut ihren Lebensunterhalt finanzieren. Ihr angespartes Kapital beläuft sich auf 100.000 Euro. Gemeinsam bewohnen sie eine schuldenfreie Doppelhaushälfte, die inzwischen in die Jahre gekommen ist.
In den nächsten Jahren wollen sie ihr Haus modernisieren. Die Kosten für Renovierung, neue Heizung und die barrierefreie Umgestaltung des Sanitärbereichs veranschlagen sie auf 70.000 Euro. Weil die Arbeiten in drei Jahren durchgeführt werden sollen, zahlen sie 70.000 Euro auf ein Festgeldkonto mit dreijähriger Laufzeit ein. Die restlichen 30.000 Euro verbleiben auf einem Tagesgeldkonto.
Beispiel 3: Freies Vermögen investieren
Rita und Jürgen F. können sich nach ihrer Pensionierung als Beamte im gehobenen Dienst über eine üppige Pension freuen. Nach dem Eintritt in den Ruhestand haben sie ihr Haus verkauft und eine neue Eigentumswohnung erworben, die auf absehbare Zeit keine Investitionen in eine Renovierung erwarten lässt.
Nachdem sie einen größeren Betrag für ungeplante Ausgaben und spätere Aufwendungen für die Gesundheit auf die Seite gelegt haben, bleiben ihnen 90.000 Euro als frei verfügbares Vermögen. Sie wollen das Geld rentabel, aber mit moderatem Gesamtrisiko anlegen. Daher entscheiden sie sich, zwei Drittel davon in Staatsanleihen-ETFs und ein Drittel in einen ETF auf den MSCI-Weltaktienindex zu investieren.