Wie soll ich 100.000 Euro anlegen?
Stand: 25.11.2022
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Das Wichtigste in Kürze
- Betrachten Sie stets das gesamte Vermögen und nicht losgelöst nur einen bestimmten Teil.
- Schuldentilgung ist die beste Geldanlage! Prüfen Sie zuerst Tilgungsoptionen für laufende Kredite und Finanzierungen, bevor Sie Ihr Geld anderweitig anlegen.
- Ein Vermögen von 100.000 Euro können Sie als Eigenkapital für eine Baufinanzierung nutzen.
- Wer kein Wohneigentum erwerben will, sollte sich ein Portfolio aufbauen, das zum eigenen Risikoprofil passt.
- Den Renditebaustein bilden Aktien beziehungsweise Fonds (ETFs). Der Sicherheitsbaustein wird aus Festgeld und Tagesgeld gebildet.
Egal ob selbst angespart oder geerbt: Wer die stolze Summe von 100.000 Euro anlegen möchte, hat dafür mehr als nur eine Option. Eine gute Strategie berücksichtigt die aktuelle Finanzsituation ebenso wie die individuelle Lebensplanung und die persönliche Risikobereitschaft. Immobilien, Festgeld, Aktien oder Fonds – wir helfen bei der Antwort auf die Frage: „Wie soll ich 100.000 Euro anlegen?“
Warum ist es wichtig, das Vermögen als Ganzes zu betrachten?
Am Anfang steht die Analyse Ihrer aktuellen Finanzsituation. Eine gute Anlagestrategie berücksichtigt immer das gesamte Vermögen. Es ist nicht sinnvoll, bei der Geldanlage nur einen bestimmten Teil zu betrachten.
Wie Sie 100.000 Euro anlegen sollten, hängt unter anderem davon ab, ob Sie schon Rücklagen gebildet haben. Sparen Sie bereits eine private Altersvorsorge an? Sind Sie selbst und Ihre Familie finanziell abgesichert, falls Ihnen etwas zustößt und Sie beispielsweise nicht mehr arbeiten können? Wenn Sie noch laufende Kredite abbezahlen, hat dies ebenfalls Einfluss darauf, wie Sie die 100.000 Euro anlegen sollten – ebenso, ob Sie im Eigenheim oder zur Miete wohnen.
Welche Vorteile hat die Schuldentilgung?
Die erste Priorität bei der Geldanlage hat immer die Rückzahlung vorhandener Schulden. Denn die Kreditzinsen, die Sie dadurch einsparen, sind höher als die Zinsen sicherer Anlageformen wie Tagesgeld oder Festgeld.
Bei Ratenkrediten ist die Rückzahlung unkompliziert
Bei Ratenkrediten gibt Ihnen der Gesetzgeber freie Hand. Kredite, die nach dem 11. Juni 2010 abgeschlossen wurden, dürfen Sie jederzeit ablösen. Die Bank darf maximal 1 Prozent der aktuellen Restschuld als Vorfälligkeitsentschädigung für entgangene Zinseinnahmen verlangen – bei einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr sogar nur 0,5 Prozent.
Für einen laufenden Ratenkredit mit einer Restschuld von 10.000 Euro, der noch 5 Jahre läuft, beträgt die maximale Entschädigung also 100 Euro. Bei einem angenommenen Effektivzins von 6 Prozent würden Sie durch die vorzeitige Kreditablösung hingegen Zinszahlungen in Höhe von 1.555 Euro einsparen. Besser können Sie die 100 Euro Vorfälligkeitsentschädigung also gar nicht anlegen. Noch ein Tipp: Oft lohnt sich ein Blick in den Kreditvertrag. Viele Darlehen erlauben die kostenlose vorzeitige Rückzahlung ganz ohne Entschädigung.
Bei laufenden Baudarlehen Tilgungsoptionen prüfen
Etwas mehr gibt es zu beachten, wenn Sie noch eine Immobilie abbezahlen. Auch hier lohnt sich der Blick in den Darlehensvertrag. Bei vielen Baukrediten sind jährliche Sonderrückzahlungen erlaubt – üblicherweise in Höhe von 5 Prozent der ursprünglichen Darlehenssumme. Ob sich eine Sondertilgung für Sie rentiert, hängt von Ihrem Zinssatz ab. Bezahlen Sie für Ihr Baudarlehen weniger Zinsen, als Sie aktuell für sicherere Festgelder erhalten können, lohnt die Sonderrückzahlung nicht - andernfalls haben Sie dadurch einen Zinsvorteil.
Außerdem dürfen Sie jedes Hypothekendarlehen unabhängig von der vereinbarten Zinsbindungsfrist nach 10 Jahren kündigen. Nutzen Sie diese Chance und investieren Sie die 100.000 Euro in die Ablösung des alten Baukredits. Falls dann noch eine Restschuld verbleibt, nehmen Sie dafür ein neues Darlehen auf. Diese Option lohnt sich immer dann, wenn die heutige Anschlussfinanzierung günstiger ist, als ihr laufender Kredit. Welchen Zinssatz Sie heute erhalten würden, zeigt Ihnen unser Rechner.
Günstige Anschlussfinanzierung finden
Vorzeitige Rückzahlung des Baukredits kann teuer sein
Vor Ablauf der ersten 10 Jahre können Sie eine Baufinanzierung während der Zinsbindungsfrist nicht ohne weiteres kündigen. Wollen Sie Ihr Darlehen dennoch vorzeitig zurückzahlen, müssen Sie mit einer erheblichen Vorfälligkeitsentschädigung rechnen. Anders als beim Ratenkredit ist diese nicht gedeckelt. Die Höhe ist abhängig von der Restlaufzeit des Darlehens, dem festgeschriebenen Effektivzins, dem aktuellen Zinsniveau sowie etwaigen Sondertilgungsoptionen.
Ob sich die vorzeitige Rückzahlung trotz der fälligen Entschädigung lohnt, sollten Sie sorgfältig durchrechnen. In vielen Fällen ist es günstiger, alle vertraglich zugelassenen Tilgungsoptionen voll auszunutzen, das Darlehen zum frühestmöglichen Termin regulär abzulösen und die 100.000 Euro in der Zwischenzeit als Festgeld zu parken. Mit Hilfe unseres kostenlosen Vorfälligkeitsrechners können Sie die Kosten einer vorzeitigen Rückzahlung besser abschätzen.
Ist es sinnvoll, 100.000 Euro ins Eigenheim zu investieren?
Wer keine laufenden Kredite hat, kann die gesamten 100.000 Euro anlegen. Eine Option ist der Erwerb eines Eigenheims. Das Geld fließt dann als Eigenkapital in die Finanzierung ein. Das reduziert nicht nur die benötigte Kreditsumme. Je mehr Eigenkapital Sie in die Finanzierung einbringen, desto günstiger wird auch Ihr Hypothekenzins.
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Als Faustregel gilt: Sie sollten sämtliche Kaufnebenkosten (Grunderwerbsteuer, Maklercourtage, Grundbuch- und Notarkosten) sowie mindestens 20 Prozent des Kaufpreises aus Eigenmitteln stemmen können. Deutlich weniger Eigenkapital erhöht das Kreditausfallrisiko für die Bank und Ihr Zinssatz steigt.
Doch nicht nur der Eigenkapitalanteil muss innerhalb Ihres finanziellen Spielraums liegen. Achten Sie außerdem darauf, dass Sie sich die monatlichen Raten und die zu erwartenden laufenden Kosten der Immobilie leisten können – nicht nur heute, sondern über die gesamte Laufzeit der Finanzierung. Sie sollten die Gesamtlaufzeit des Baukredits so planen, dass die Immobilie vollständig abbezahlt ist, bevor Sie in Rente gehen.
Was ist eine gute Strategie um 100.000 Euro anzulegen?
Wer bereits ein Eigenheim besitzt, sich eine eigene Immobilie nicht leisten kann oder schlichtweg kein Wohneigentum erwerben möchte, braucht eine andere Strategie. Das ganze Geld einfach als Tagesgeld oder Festgeld anzulegen, lohnt sich nicht.Denn hier ist das Vermögen der Sparer zwar durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt, wirft dafür aber nur eine geringe Rendite ab. Selbst bei Top-Anbietern liegen die Renditen sicherer Anlagen wie Tagesgeld und Festgeld unterhalb der Inflation. Das Ersparte verliert also an Wert.
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Mit Indexfonds (ETFs) höhere Renditen erwirtschaften
Die Chance auf eine höhere Rendite bietet ein Investment in Aktien. Um nicht alles auf eine Karte zu setzen, sollten Sie auf eine breite Streuung achten. Sehr bequem geht das, indem Anleger Anteile eines Fonds kaufen. Damit investieren sie automatisch in eine Vielzahl unterschiedlicher Aktien.
Der Nachteil: Bei vielen Aktienfonds müssen Anleger hohe Kosten hinnehmen. Die Bestände des Fonds werden aktiv verwaltet – ein Manager kauft und verkauft Aktien mit dem Ziel, eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften. Dieses aktive Management ist aufwändig und teuer. Jährliche Verwaltungskosten in Höhe von 2 Prozent des Kurswerts sind bei aktiv gemanagten Fonds keine Seltenheit.
Unser Tipp: Deutlich günstiger ist ein sogenannter ETF – also ein börsengehandelter Indexfonds. ETFs verzichten auf ein aktives Management. Stattdessen bildet ein ETF einen großen Aktienindex wie den MSCI World eins zu eins nach. Indexfonds streuen das Kapital also ebenfalls über zahlreiche Aktien.
Der Vorteil: Verglichen mit aktiv gemanagten Fonds kommen ETFs mit einem Bruchteil der Kosten aus. Zudem belegen zahlreiche Untersuchungen, dass sie im Durchschnitt sogar höhere Renditen erzielen – vor allem über einen langen Anlagehorizont.
"Die meisten aktiv gemanagten Fonds hinken ihrem Vergleichsindex hinterher. Passiv verwaltete Indexfonds (ETFs) sind außerdem günstiger und deshalb oft die bessere Wahl."
Geringeres Risiko durch langfristige Geldanlage
Viele konservative Anleger scheuen das Risiko einer Geldanlage in Aktien, weil sie Verluste fürchten. Tatsächlich unterliegen Aktienkurse und auch große Indizes erheblichen Schwankungen. Auf lange Sicht relativiert sich dieses Risiko allerdings deutlich. Wichtig ist ein langer Anlagehorizont, um vorübergehende Kursverluste aussitzen zu können.
Wer in den MSCI World Index investiert und seine Anteile über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren gehalten hat, musste noch nie Verluste hinnehmen. Laut einer Analyse von Röhl Capital lag die durchschnittliche Jahresrendite in den letzten 15 Jahren bei 6,6 Prozent.
Das Portfolio muss zum Anleger passen
Ein gutes Portfolio besteht immer aus einem Rendite- und einem Sicherheitsbaustein. Der Renditebaustein basiert auf Aktien und wird mit einem oder mehreren Indexfonds bestückt; den Sicherheitsbaustein bilden Tagesgeld und Festgeld. Wie die beiden Bausteine im Portfolio gewichtet werden, hängt von Ihrem persönlichen Risikoprofil ab.
Drei Modell-Portfolios je nach Strategie
Strategie "Sicherheit"
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Strategie "Ausgewogen"
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Strategie "Rendite"
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25 % Aktien-/ETF-Anteil | 50 % Aktien-/ETF-Anteil | 75 % Aktien-/ETF-Anteil |
75 % Tages- und Festgeld | 50 % Tages- und Festgeld | 25 % Tages- und Festgeld |
Grundsätzlich gilt: Je sicherer Ihr regelmäßiges Einkommen und je länger Ihr Anlagehorizont ist, desto stärker können Sie den Renditebaustein in Ihrem Portfolio gewichten. Ein Beamter kann beispielsweise mehr Risiko in Kauf nehmen als ein Freiberufler, der seine künftige Auftragslage nicht kennt.
Auch wer sein Geld über einen langen Zeitraum hinweg nicht braucht, kann stärker auf Rendite setzen. Wenn Sie über Ihr Geld hingegen zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügen müssen, sollten Sie einige Jahre vorher damit anfangen, den Aktien- und ETF-Anteil Ihres Portfolios zu reduzieren. So sichern Sie es gegen kurzfristige Kursschwankungen ab, die bei Aktien und ETFs immer möglich sind.
"Bleiben Sie Ihrer Strategie treu, auch wenn Ihr Portfolio einmal ins Minus rutscht. Anleger verlieren häufig viel Geld, weil sie ihre Wertpapiere ausgerechnet in Krisenzeiten verkaufen."
Den Renditebaustein richtig bestücken
Um einen passenden ETF für den Renditebaustein Ihres Portfolios zu finden, müssen Sie sich zunächst überlegen, in welchen Index Sie investieren möchten – gut geeignet ist der MSCI World. Er bietet eine besonders breite Streuung. Mit Indexfonds auf den MSCI World investieren Sie in über 1.600 Aktien weltweit. Wenn Sie sich dagegen auf den europäischen Markt konzentrieren wollen, ist der Stoxx Europe 600 besonders empfehlenswert.
Um einen ETF zu kaufen, benötigen Sie zuerst ein Wertpapierdepot. Achten Sie auch hier auf geringe Kosten. Filialbanken verlangen fürs Depot meist jährliche Gebühren. Ein Online-Depot ist in der Regel kostenfrei. Bekannte Anbieter sind beispielsweise die Onvista Bank, Flatex, Comdirect, Maxblue und die Consorsbank.
Am einfachsten finden Sie einen bestimmten ETF über seine Wertpapierkennnummer (ISIN-Nummer). Um Ihnen die Suche zu erleichtern, haben wir bereits einige empfehlenswerte Indexfonds samt ISIN zusammengestellt:
ETFs auf den MSCI World
ETFs (MSCI World)
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ISIN
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Amundi MSCI WORLD Ucits ETF EUR | LU1681043599 |
Lyxor MSCI World (LUX) UCITS ETF | LU0392494562 |
Xtrackers MSCI WORLD INDEX UCITS ETF 1C | LU0274208692 |
iShares Core MSCI World UCITS ETF | IE00B4L5Y983 |
ETFs auf den Stoxx Europe 600
ETFs (Stoxx Europe 600)
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ISIN
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Lyxor STOXX Europe 600 UCITS ETF | LU0378434582 |
Xtrackers Stoxx Europe 600 UCITS ETF (DR) 1C | LU0328475792 |
iShares STOXX Europe 600 UCITS ETF (DE) | DE0002635307 |
Den Sicherheitsbaustein bestücken
Der Sicherheitsbaustein Ihres Portfolios sollte zum größten Teil aus Festgeld und zu einem kleineren Teil aus Tagesgeld bestehen. Zwar können Sie über Tagesgeld jederzeit verfügen, dafür bringt es aber auch weniger Zinsen. Das Tagesgeldkonto ist der richtige Ort für Ihre flüssige Geldreserve, aus der Sie unvorhergesehene Ausgaben finanzieren – zum Beispiel eine teure Autoreparatur. Nach einer Faustregel sollten Sie nur rund drei Netto-Monatsgehälter als Tagesgeld anlegen.
Der verbleibende Teil des Sicherheitsbausteins wird mit Festgeld bestückt. Je länger Sie das Ersparte fest anlegen, desto besser wird der Zinssatz. Trotzdem sollten Sparer sich lieber nicht zu lange binden. Es wäre schade, wenn ein großer Teil Ihres Vermögens in ertragsschwachen langfristigen Anlagen feststeckt, wenn die Zinsen künftig noch weiter steigen. Gut aufgestellt sind Sparer mit zwei abwechselnd auslaufenden Festgeld-Anlagen mit je 2 Jahren Laufzeit. So wird jedes Jahr eine Anlage fällig und bei der Wiederanlage profitieren sie von zwischenzeitlich gestiegenen Zinsen.
Auch beim Sicherheitsbaustein sollten Sparer auf gute Konditionen achten. Denn die Unterschiede sind enorm. Während vor allem viele Regionalbanken noch immer kaum Zinsen bieten, zahlen deutsche Banken in der Marktspitze aktuell schon wieder 0,85 Prozent aufs Tagesgeld (Stand: November 2022). Anbieter mit Sitz im EU-Ausland zahlen sogar bis zu 1,58 Prozent. 2-jähriges Festgeld wird bei Top-Banken mit 3,05 Prozent verzinst. Über die volle Laufzeit bringt die 2-jährige Festgeldanlage bei diesen Konditionen 619 Euro Zinseinnahmen (Anlagesumme: 10.000 Euro). Vergleichen lohnt sich also.
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