Zuversicht auf ganzer Linie: Deutschen macht Krise kaum Angst
Stand: 20.12.2011
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Stuttgart - Gemischte Aussichten für das kommende Jahr: Während die Bundesbürger für die deutsche Wirtschaft schwarzsehen, glauben sie an eine rosige persönliche Zukunft. Diese Schere im Kopf gibt es zwar schon seit längerem, sie hat sich im Zuge der Krise im vergangenen Jahr aber noch geöffnet. Das geht aus der "Zuversichtsstudie" der Allianz und der Universität Hohenheim hervor.
Auch regional ist der Optimismus höchst unterschiedlich ausgeprägt. Während Bayern und Niedersachsen die beste Stimmung haben, blicken Ostdeutsche besonders sorgenvoll ins neue Jahr.
Die Gesamtsituation im nächsten Jahr sehen der Studie zufolge lediglich 28 Prozent der Deutschen zuversichtlich. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 34 Prozent. Der Wert für die deutsche Wirtschaft fiel sogar um elf Prozentpunkte. Die Einschätzung der Wirtschaft überdeckt dabei alle anderen fünf Bereiche, nach denen die Wissenschaftler fragen, wie die Qualität der Schulen oder den Umweltschutz.
Auffallend ist der jähe Absturz der Wirtschaftsstimmung seit dem Sommer. Im Juli bewerteten noch 56 Prozent der Befragten die wirtschaftliche Lage Deutschlands zuversichtlich. Mit den Nachrichten über die Eurokrise, den Turbulenzen an den Börsen und sinkenden Prognosen für 2012 sank auch die Zuversicht enorm.
Trotz Krise weniger Angst um Arbeitsplatz und Rente
Ganz anders bewerten die Befragten dagegen ihre persönliche Zukunft: 63 Prozent bezeichnen sich als zuversichtlich, im vergangenen Jahr waren es erst 59 Prozent. Die Bundesbürger fühlen sich offenbar persönlich von der Schuldenkrise noch nicht bedroht. Wenn es um das eigene Zuhause und die eigenen Angehörigen geht, sind mehr als zwei Drittel bis vier Fünftel der Befragten guter Dinge.
Obwohl Fernsehen, Zeitungen und Internetportale vor schlechten Neuigkeiten über den Euro und die Schuldensituation strotzen, haben die Befragten deutlich weniger Angst um ihren Job und ihre Altersvorsorge als im Vorjahr. Auch die persönliche finanzielle Lage sehen sie im Schnitt positiver.
"Die Hoffnung, dass sich das eigene Leben im nächsten Jahr positiv entwickelt, gründet wesentlich darauf, dass im realen Alltag der Job weiterhin sicher ist" sagte Frank Brettschneider, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim. Martina Kieß von der Allianz erklärte den auffallenden Unterschied bei der Lagebeurteilung damit, dass unüberschaubare Situationen die Zuversicht sinken ließen. Im Privaten seien die Menschen nicht von Institutionen abhängig, sondern selbstbestimmt. "Was konkret erfahrbar ist, stimmt zuversichtlich", sagte sie.
Die Auswertung der Allianz und der Uni Hohenheim stützt sich den Angaben zufolge auf eine repräsentative Befragung von 1.504 Bundesbürgern ab 14 Jahren.