Zusatzbeitrag fördert Wechselbereitschaft der Versicherten
Stand: 30.03.2010
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Berlin - Offenbar beabsichtigen Hunderttausende Versicherte ihre Krankenkasse wegen der anstehenden Zusatzbeiträge zu wechseln. Wie die "Bild"-Zeitung berichtete, haben bereits knapp 485.000 Menschen in diesem Jahr die Kasse gewechselt, der "Tagesspiegel" nannte am Montag die Zahl 250.000. Wie die "Bild" weiter berichtete, droht ersten Kassen bereits die Zahlungsunfähigkeit. Ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands konnte auf ddp-Anfrage keine Angaben zur Finanzlage einzelner Kassen machen.
Nach Angaben der "Bild"-Zeitung hat allein die Techniker Krankenkasse rund 151.000 Neuzugängen bestätigt. Der AOK Bundesverband erwartet laut "Bild" im ersten Quartal dieses Jahres rund 150.000 Neuzugänge. Die BKK FTE meldete 56.000 Versicherte mehr, die Signal Iduna IKK hat 22.000 Neuversicherte, die "BIG direkt gesund" meldete 6.000 Mitglieder Zuwachs.
Der GKV-Spitzenverband sieht darin keinen Grund zur Beunruhigung. 500.000 seien weniger als ein Prozent der Versicherten, sagte ein Sprecher des Verbands. Zudem seien "Wechselbewegungen zwischen den Kassen kein neuer Trend". Sie bewegten sich im "normalen Bereich". Er räumte ein, dass dies dennoch für einzelne Kassen von Bedeutung sein könne, zu Einzelfällen konnte er jedoch keine Angaben machen.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Martina Bunge, warf der Bundesregierung eine verfehlte Politik vor. "Die ersten Krankenkassen gehen in die Insolvenz, und zwar nicht, weil sie schlecht gewirtschaftet haben. Sie scheitern an Fehlern im System", sagte Bunge. Schuld seien der "unterfinanzierte Gesundheitsfonds", "irrwitze Zusatzbeiträge" sowie ein schlechter Ausgleich der Krankheitsrisiken unter den Kassen.
Gesetzliche Krankenkassen dürfen von ihren Versicherten Zusatzbeiträge erheben, wenn sie mit den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommen. Die Zusatzbeiträge müssen von den Versicherten allein getragen werden. Dagegen zahlen in den Gesundheitsfonds auch die Arbeitgeber ein.