Zinswende lässt noch auf sich warten - EZB bestätigt Geldpolitik
Stand: 13.01.2011
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Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht trotz des jüngsten Inflationsschubs bei ihrer Geldpolitik derzeit keinen Anpassungsbedarf. Die Höhe des Leitzinses sei immer noch angemessen, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt. Es verdichteten sich Hinweise auf einen kurzfristigen Inflationsdruck, hauptsächlich getragen durch die Energiepreise. Dies habe aber die Beurteilung bisher nicht beeinflusst, dass die Preisentwicklung in dem für die Geldpolitik relevanten Zeitrahmen mit Preisstabilität in Einklang stehen werde. Dennoch sei eine sehr genaue Beobachtung gefragt.
In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate leicht über der Zwei-Prozent-Marke bleiben, sagte Trichet. Im Dezember war die Inflation erstmals seit längerer Zeit wieder über diese Marke gestiegen. Gegen Ende des Jahres dürfte die Inflation aber wieder sinken. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an. Die Inflationserwartungen seien fest verankert. Der EZB-Rat hatte den Leitzins zuvor wie erwartet unverändert auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent belassen. Die Entscheidung sei einstimmig gefällt worden, sagte Trichet.
Noch keine Zinswende
Mit dem Hinweis auf den kurzfristigen Preisauftrieb von über zwei Prozent habe Trichet keine Zinswende ankündigen wollen, heißt es in einer Kurzstudie der Landesbank Hessen-Thüringen. "Noch nicht - denn sollte sich die Inflationsrate unerwartet lange auf den zuletzt erhöhten Niveaus halten, scheint die EZB nicht zögern zu wollen, ihr Ziel der Preisstabilität zu erreichen." Auch aus Sicht von Barclays Capital sind bei der EZB Inflationssorgen aufgetaucht. Der Ton sei etwas schärfer als erwartet ausgefallen, heißt es in einer Studie. Dies spiegele sowohl die eingetrübten Inflationsperspektiven als auch die höhere Zuversicht in die Wirtschaftsentwicklung.
Auch Trichet zeigte sich grundsätzlich handlungsbereit: "Wir sind niemals vorfestgelegt, die Zinsen nicht zu verändern." Die EZB sei immer wachsam. Er erinnerte auch an die Zinserhöhung der EZB im Sommer 2008. Damals hatte die EZB den Leitzins wegen deutlich steigender Rohstoff- und Energiepreise angehoben.
Euro klettert über 1,33 US-Dollar
Die Konjunkturentwicklung hatte zuletzt überwiegend positiv überrascht. Mit Blick auf 2011 sollten die Exporte aus der Eurozone von der anhaltenden Erholung der Weltwirtschaft profitieren, sagte Trichet. Wenn man das relativ hohe Niveau des Geschäftsklimas mit in Betracht ziehe, sollte auch der private Konsum zusehends zum Wachstum beitragen. Der Euro <eurus.fx1> kletterte über die Marke von 1,33 US-Dollar, während der deutsche Rentenmarkt unter Druck geriet. </eurus.fx1>