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Zinssenkung und LTRO - EZB könnte weitere Lockerung einleiten

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt - Ein starker Rückgang der Inflation könnte die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer Zinssitzung an diesem Donnerstag (7. November) unter Zugzwang bringen. Zwar rechnet die große Mehrheit der Analysten damit, dass die Leitzinsen vorerst auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent bleiben. Allerdings gehen durchaus einige Beobachter von einer verbalen Vorbereitung auf eine nahende Zinssenkung aus.

Ökonom Greg Fuzesi von JPMorgan erwartet den Zinsschritt im Dezember. Notenbankchef Mario Draghi werde die Weichen dafür aber schon nach der nächsten Ratssitzung stellen. Grund für die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer weiteren geldpolitischen Lockerung ist vor allem die niedrige Teuerung. Die jährliche Inflationsrate ist im Oktober mit 0,7 Prozent überraschend auf den tiefsten Stand seit November 2009 gefallen.

Experten warnen bereits vor einer deflationären Abwärtsspirale aus fallenden Verbraucherpreisen und lahmem Wachstum. Die EZB sieht Geldwertstabilität bei knapp zwei Prozent gewährleistet. Sie muss dieses Ziel verteidigen - nach oben wie nach unten. Wegen der wackligen Konjunkturerholung steht die Tür für eine Zinssenkung ohnehin seit Monaten offen. EZB-Präsident Draghi wird nicht müde zu betonen, dass alle Optionen zur Verfügung stehen.

"Geht es der EZB um die Abwehr von Deflationsgefahr, braucht sie keine weiteren Argumente, um den Leitzins noch einmal zu senken", kommentierte Europa-Chefvolkswirt Holger Sandte von der skandinavischen Bank Nordea. Die Berenberg-Bank sieht ebenfalls die Möglichkeit einer geldpolitischen Reaktion.

Alternativ zur Zinssenkung könnte die Notenbank auch eine neue Runde ihrer Kredite mit ungewöhnlich langer Laufzeit einläuten. Bereits Ende 2011 und Anfang 2012 hatte die EZB den Geldhäusern in der Eurozone die enorme Summe von etwa einer Billion Euro gepumpt. Die Währungshüter prüfen derzeit intensiv, ob sie die die im Notenbankjargon "Long Term Refinancing Operation" (LTRO) genannte Finanzspritze noch einmal ansetzen.

Ein neuer LTRO-Einsatz könnte gelegen kommen: Denn die EZB übernimmt 2014 die Aufsicht über die Banken im Währungsraum. Vorher sollen deren Bücher mit einem Stresstest durchleuchtet werden. Diesmal sind tatsächlich intensive Belastungsproben zu erwarten, da die EZB ihren neuen Verantwortungsbereich ohne marode Bilanzen übernehmen will.

"Wir wollen nicht, dass man uns faule Eier unterschiebt", betonte der deutsche EZB-Direktor Jörg Asmussen am Montag. Der Wert der Banken-Überprüfungen könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die beiden früheren Banken-Stresstests hätten nicht zu mehr Vertrauen geführt: "Der jetzige Stresstest ist unsere dritte Chance und wahrscheinlich unsere letzte." Um den Märkten die Angst vor neuen Finanzlücken zu nehmen, könnte sich eine neue Runde ultrabilliger Bankkredite anbieten.