Wiederaufflammen der Eurokrise lässt deutsche Verbraucher kalt
Stand: 28.03.2013
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Nürnberg - Die erneut aufflammende Eurokrise lässt die deutschen Verbraucher kalt. Das Konsumklima liegt im März und April auf stabil hohem Niveau. Das teilte das Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in Nürnberg mit. Es bleibe aber abzuwarten, wie der Plan, auch Kleinsparer in Zypern an einer Rettung der Banken zu beteiligen, sich auf die Stimmung der Verbraucher hierzulande auswirke.
Die von der GfK durch Befragung von rund 2000 Verbrauchern gemessene Konjunkturerwartung legte im März leicht zu: Die Verbraucher sähen die deutsche Wirtschaft in einem "robusten Zustand", erklärte die GfK. Die Rezession in der Eurozone und "das drohende Wiederaufflackern der Schuldenkrise" beeinträchtigen die Konjunkturstimmung bislang nicht.
Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung ließen dagegen nach - aber nur sehr leicht. Bei der Einkommenserwartung blieben die Konsumenten "sehr zuversichtlich", erklärte die GfK. Die Marktforscher halten diese Zuversicht für "nicht unbegründet" und verwiesen auf die ersten hohen Tarifabschlüsse dieses Jahres.
Die "nahezu unveränderte" Anschaffungsneigung basiert laut GfK auf der stabilen Beschäftigungslage, steigenden Einkommen und einer niedrigen Inflationsrate - sie betrug im Februar nur 1,5 Prozent. Günstig auf den Konsum wirken sich auch die niedrigen Zinsen aus. Die Verbraucher kaufen lieber werthaltige Güter als ihr Geld zu Zinsen anzulegen, die unter der Inflationsrate liegen.
Zypern-Krise könnte Konsumklima belasten
Insgesamt bleibt das Konsumklima stabil - im März maß die GfK 5,9 Punkte, für April rechnet sie mit ebenfalls 5,9 Punkten. Ob sich diese stabile Entwicklung allerdings fortsetze, bleibe abzuwarten. Zwar stimmten die Rahmendaten - stabiler Arbeitsmarkt, steigende Einkommen und moderate Preise - doch die Ereignisse in Zypern könnten das Vertrauen der Verbraucher beschädigen und zu einer Belastung für das Konsumklima werden, erklärte die GfK. Die möglichen Auswirkungen der Zypern-Krise werden erst in der April-Befragung sichtbar.
Der private Konsum soll in diesem Jahr das Wirtschaftswachstum anschieben, wie es im Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) heißt. Das DIW rechnet mit einer steigenden Zahl der Erwerbstätigen und daher mit höheren Löhnen. Die Wirtschaft nahm demnach zu Jahresbeginn wieder Fahrt auf, das Bruttoinlandsprodukt wuchs in den ersten drei Monaten um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Kräftige Zuwächse seien aber dennoch im zweiten Quartal nicht zu erwarten, erklärte das DIW.
Keine Verschärfung der Bankenkrise erwartet
Das Institut für Makroökonomik und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung prognostiziert ein Wachstum von 0,9 Prozent in diesem und von 1,5 Prozent im kommenden Jahr. 2014 werde die deutsche Wirtschaft von einer wieder zunehmenden Dynamik außerhalb Europas profitieren, erklärte das IMK am Mittwoch. Hinzu komme der stabile private Konsum.
Das IMK, das Observatoire Français des Conjonctures Économiques und das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung gehen in einer gemeinsamen Prognose davon aus, dass sich weder die Staatsschuldenkrise noch die Bankenprobleme im Euroraum weiter zuspitzen werden - vor allem wegen der Ankündigung der Europäischen Zentralbank, notfalls und unter bestimmten Bedingungen durch unbegrenzte Aufkäufe von Staatsanleihen eine Eskalation zu verhindern.