Wer wird der neue Weltbank-Chef?
Stand: 26.03.2012
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Washington/Berlin - Bis Ende April soll die Entscheidung fallen, wer dem aktuellen Weltbank-Chef Robert Zoellick in seinem Amt nachfolgt. Die UN-Sonderorganisation hat drei Kandidaten ausgewählt.
Wie die Weltbank am Freitagabend in Washington mitteilte, werden die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala, der ehemalige kolumbianische Finanzminister José Antonio Ocampo sowie der US-Mediziner Jim Yong Kim in die engere Wahl gezogen. Mit ihnen werde der Exekutivrat Vorstellungsgespräche führen. Bis Ende April soll die Entscheidung fallen.
Ist der neue Weltbank-Chef wieder ein Amerikaner?
US-Präsident Barack Obama hatte den erfahrenen Entwicklungshelfer Kim für die Führung der internationalen Finanzorganisation vorgeschlagen. "Der Leiter der Weltbank sollte ein umfassendes Verständnis über die Rolle der Entwicklungshilfe in der Welt haben", begründete Obama seine überraschende Entscheidung
Da die Weltbank seit ihrer Gründung traditionell von einem Amerikaner geführt wird, während der Internationale Währungsfonds (IWF) als Schwesterorganisation stets eine europäische Spitze bekommt, hat Kim durch die US-Nominierung beste Chancen auf das Präsidentenamt.
Der gebürtige Südkoreaner ist Sohn von Einwanderern und leitet derzeit das renommierte Dartmouth College im Staat New Hampshire. Dort habe er Pionierarbeit für die internationale Verbreitung kostengünstiger, hochwertiger Gesundheitsversorgung geleistet, teilte das Weiße Haus mit. Kim ist zudem Mitbegründer der humanitären Einrichtung "Partners in Health", die sich seit 25 Jahren für die medizinische Behandlung von Armen in der Welt einsetzt. Zudem war der Arzt einst Direktor der Aids- und HIV-Abteilung bei der Weltgesundheitsorganisation WHO.
"Der erste qualifizierte Weltbank-Präsident in 68 Jahren."
Obama verdeutlichte mit seiner Auswahl des Arztes auch, wo er den künftigen Schwerpunkt der Weltbank sieht. "Gesunde Bevölkerungen ermöglichen Wachstum und Wohlstand", sagte er. Entsprechend sei Kim mit seinen "einzigartigen Fähigkeiten" und seiner jahrelangen Erfahrung besser qualifiziert als jeder andere für den Präsidentenposten. Fachleute lobten die US-Regierung für ihre bedachte Entscheidung: "Das ist ein großer Schritt nach vorne", meinte der Co-Direktor des US-Instituts "Center for Economic and Policy Research", Mark Weisbrot. Kim sei "der erste qualifizierte Weltbank-Präsident in 68 Jahren".
Am Freitag machten sich mehrere Länder für die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala stark. Okonjo-Iweala hatte schon einmal einen Direktorenposten bei der Weltbank inne. Ocampo, der dritte Kandidat, ist derzeit Professor an der Columbia University in New York.
Die Weltbank
Als Schwesterorganisation des Internationalen Währungsfonds IWF geht die Weltbank auf das Jahr 1944 und die Konferenz in Bretton Woods zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte ein neues Weltwirtschaftssystem entstehen. Zunächst sollte die Weltbank mit Hauptsitz in Washington den Wiederaufbau fördern und in Zusammenarbeit mit dem IWF stabile Währungen schaffen. Seit den 1960er Jahren liegt ihre Hauptaufgabe in der Entwicklungshilfe und im Kampf gegen die Armut. Im Gegenzug zur europäischen Besetzung der IWF-Spitze wird die Weltbank mit 187 Mitgliedsländern und rund 9000 Mitarbeitern weltweit traditionell von einem Amerikaner geleitet.
Die bisherigen Präsidenten der Weltbank
Elf Männer standen bislang an der Spitze der Weltbank. Eine Übersicht nach Angaben der Organisation
- - Robert Zoellick (Juli 2007 - geplant bis Juni 2012)
- - Paul Wolfowitz (Juni 2005 - Juni 2007)
- - James D. Wolfensohn (Juni 1995 - Mai 2005)
- - Lewis Preston (September 1991 - Mai 1995)
- - Barber Conable (Juli 1986 - August 1991)
- - Alden Winship Clausen (Juli 1981 - Juni 1986)
- - Robert Strange McNamara (April 1968 - Juni 1981)
- - George David Woods (Januar 1963 - März 1968)
- - Eugene Robert Black (Juli 1949 - Dezember 1962)
- - John Jay McCloy (März 1947 - Juni 1949)
- - Eugene Meyer (Juni 1946 - Dezember 1946)