Wenn die Währung zur Ware wird: der Devisenmarkt
Stand: 18.03.2011
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Frankfurt/Main - Mit Geld kann man Waren oder Dienstleistungen kaufen. Dieses Konzept ist allen bekannt. Aber auch Währungen wie der Euro, der Dollar oder der japanische Yen sind Waren. Das ist leicht zu verstehen, wenn man an den Kauf einer Währung beispielsweise für eine Urlaubreise denkt. Für einen Euro bekommt man derzeit 0,70 Dollar.
Die Wechselkurse der meisten Währungen sind nicht starr. Die Werte von Währungen schwanken im Verhältnis zueinander. Das ist mitunter nicht so leicht zu verstehen. Die Ware Währung ist wie andere Waren auch dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterworfen. Hohe Nachfrage macht die Ware knapp - sie wird teurer. Und wie andere Waren auch können die Preise für Währungen durch Spekulation getrieben werden.
Starke Währung verteuert Exportwaren
Für exportorientierte Nationen wie Japan oder auch Deutschland sind zu hohe Kurse der eigenen Währung wirtschaftliches Gift. Ein starker Euro oder Yen verteuert die Waren für den Käufer in einer anderen Währungsregion.
Im Fall Japan kommen noch zwei Besonderheiten dazu. Der Yen gilt seit geraumer Zeit als "sicherer Hafen", vor allem wegen der riesigen Währungsreserven des Landes, wie Währungsexperte Thomas Köbel von der SEB-Bank in Frankfurt am Main erläutert. Globale Anleger flüchten in den Yen, wenn ihnen beispielsweise die Aktienmärkte zu unsicher erscheinen. Seit Jahren ist der Yen zudem Ziel sogenannter carry trades, mit denen internationale Spekulanten die Zinsunterschiede zwischen den Wirtschaftsregionen ausnutzen.
Nach der Katastrophe in Japan sank nun nicht etwa in Erwartung einer wirtschaftlichen Schwächung der Wert des Yen. Nein, er stieg sogar auf den - im Vergleich zum Dollar - höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg. Grund dafür ist die Erwartung, dass japanische Versicherungen, aber auch der Staat für die Regulierung der Schäden durch Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe und den Wiederaufbau Milliardenbeträge benötigen werden.
Repatriierung verknappt die Ware Yen
Deshalb dürften riesige Geldanlagen im Ausland, vor allem in Dollar, zurückgekauft werden. Diese sogenannte Repatriierung in Yen verknappt die Verfügbarkeit der Währung - das Gesetz von Angebot und Nachfrage schlägt zu, der Preis für den Yen als Ware steigt, wie Köbel verdeutlicht. Uneins waren die Experten zuletzt aber noch, ob der Rückkauf der Fremdwährungsguthaben schon begonnen hat oder der Yen lediglich aufgrund der Erwartung von Spekulanten nach oben ging.
In dieser Situation haben die großen Industriemächte, die G-7, eingegriffen, um den Höhenflug des Yen zu stoppen. Eine derartige gemeinsame Intervention ist extrem selten: Zuletzt gab es das im Jahr 2000, damals zur Stützung des Euro nach dessen holprigem Start als Buchgeld ein Jahr zuvor.
Um den Wert des Yen zu dämpfen, können die Zentralbanken riesige Dollarbeträge aufkaufen, um durch die Verknappung dessen Wert zu steigern. Ob die Zentralbanken diesen Schritt bereits vollzogen haben, blieb zunächst offen. Der Yen jedenfalls gab am Freitag nach. Manchmal schreckt auch schon die Drohung Spekulanten ab.