Was ein Brexit für Anleger bedeuten würde
Stand: 08.06.2016
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Düsseldorf - Am 23. Juni entscheiden die Briten, ob sie in der EU bleiben wollen oder nicht. Die Frage ist nicht nur politisch relevant. Der Internationale Währungsfonds hat beispielsweise vor dem sogenannten Brexit gewarnt - er schaffe Unsicherheit für Investoren. Doch was bedeutet ein möglicher Ausstieg für Kleinanleger? Deutsche Finanzexperten raten zur Ruhe.
So auch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er rechnet zwar bei einem Brexit mit einem "kleineren bis mittleren Börsenbeben", doch er rät zu Gelassenheit.
Wollen Aktionäre ausgerechnet in diesen Wochen investieren, sollten sie mit Unternehmen vorsichtig sein, die ihren Geschäftsschwerpunkt in Großbritannien haben. Das gilt auch für Aktionäre, die ausgerechnet jetzt Aktien verkaufen wollen, um mögliche Verluste durch ein "Börsenbeben" abzufangen. In der Regel lohnt es sich bei Geldanlagen, auf Ausdauer zu setzen und nicht kurzfristig zu handeln.
Zusammenbruch der Wirtschaft nicht zu befürchten
Denn langfristig seien die Auswirkungen geringer, davon ist Kurz überzeugt. "Selbst wenn Großbritannien aus der EU austritt, werden alle weiter Geschäfte mit Großbritannien machen", sagt er. Nach seiner Einschätzung werde - selbst wenn Großbritannien aus der EU austritt - nicht am nächsten Tag die Wirtschaft zusammenbrechen.
Anleger, die Aktien britischer Unternehmen besitzen, müssten nicht automatisch um ihre Werte fürchten, sagt Constanze Hintze, Geschäftsführerin der Finanzberatung Svea Kuschel und Kolleginnen. "Gerade die großen britischen Unternehmen, die für Anleger interessant sind, sind global verankert und nicht ausschließlich in ihrer Heimat", sagt Hintze. Ein Einbruch des britischen Marktes würde sie daher weniger treffen.
Kurzfristiger Einbruch am Aktienmarkt denkbar
Wenn der Brexit kommt, geht Kurz davon aus, dass er die britische Wirtschaft schlimmer treffen würde als die Märkte im restlichen Europa. Denn die Briten würden mittel- oder langfristig andere Rechtsnormen beschließen, als sie bisher im vereinheitlichten Europa gelten. Dadurch würden Geschäftsabläufe komplexer, Vertragsabschlüsse zwischen britischen Firmen und Unternehmen im Rest Europas schwieriger als bisher.
Bislang ist aber nicht sicher, wie die Briten entscheiden. "Ich erwarte eigentlich keinen Brexit", sagt Hintze. Sie sieht der Volksabstimmung gelassen entgegen. Falls es dazu kommen sollte, tippt sie auf einen Aufwind für den amerikanischen und japanischen Börsenmarkt. Die europäischen und britischen Märkte würden hingegen erst einmal einbrechen - laut Hintze aber nur kurzfristig.
"Pfund würde an Wert verlieren"
Sollten die Briten den Ausstieg beschließen, würde sich das auch auf die Währung auswirken. "Das Pfund würde an Wert verlieren", schätzt Hintze die Lage ein. Wer beispielsweise in Dollar investiert hat, sei in diesem Fall sicher aufgestellt.
Auswirkungen vom Brexit würden laut Hintze hingegen vor allem britische Exporteure spüren. "Auch andere deutsche beziehungsweise europäische Unternehmen, die einen hohen Anteil an Exporthandel mit Großbritannien treiben, könnten betroffen sein." Vor diesem Hintergrund empfiehlt sie Neuanlegern, zurzeit nicht unbedingt auf britische Wertpapiere zu setzen.