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Was der Brexit für Verbraucher und Anleger bedeutet

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa/tmn

Düsseldorf/Bremen - Die Briten wollen raus aus der Europäischen Union. Das ist nicht nur eine politische Entscheidung, sondern hat auch Auswirkungen auf deutsche Verbraucher. Doch was genau bedeutet der Brexit für Anleger oder auch bei Reisen nach Großbritannien? Ein Überblick.

Finanzen: Anleger sollten gelassen bleiben

Die Kursschwankungen nach dem Votum für den Brexit sollten Anleger nicht zu überstürztem Handeln veranlassen.Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) rät zu Gelassenheit: Er rechne zwar auch in den kommenden Tagen mit "mittleren Börsenbeben". Langfristig sollten die Auswirkungen des Brexits für Anleger aber gering ausfallen, erwartet Kurz. Zudem böten Kursrückgänge immer die Chance, Aktien guter Unternehmen relativ billig nachzukaufen.

"Verbraucher, die von Schwankungen des britischen Pfunds oder Investitionen in Aktienmärkte betroffen sind, sollten sich sorgfältig informieren", sagt Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. "Anleger sollten Geduld haben: Sie laufen mit eiligen Entscheidungen Gefahr, Geld zu verlieren", warnt die Expertin. Aktionäre, die jetzt Aktien verkaufen wollen, etwa um Verluste abzufangen, sollten das gut prüfen. Meist lohnt es sich bei Geldanlagen, auf Ausdauer zu setzen statt kurzfristig zu handeln.

Mobilfunk: Gilt Roaming-Regulierung?

Sobald Großbritannien aus der EU ausgetreten ist, könnten auf Reisende dort höhere Kosten fürs Surfen und Telefonieren zukommen. Denn innerhalb der EU sollen 2017 zwar dank einer Gebührenregulierung die Roaming-Kosten komplett entfallen. Für Großbritannien sind Mobilfunkanbieter dann theoretisch aber nicht mehr an die Vorgaben gebunden.

Die drei großen Netzbetreiber Telefònica, Telekom und Vodafone hatten die Preissenkung beim EU-Roaming mit eigenen Tarifmodellen begleitet, bei denen Roaming-Kosten komplett entfallen: Die Flatrates fürs Inland können ohne Aufpreis auch im EU-Ausland genutzt werden. Ob die Anbieter mit einer Preisanpassung für Großbritannien reagieren, ist noch offen.

Versicherung: Urlauber zunächst weiter krankenversichert

Nach dem Brexit-Votum ändert sich erstmal nichts für Touristen, die auf ihrer Reise in Großbritannien erkranken. Denn bis zum EU-Austritt der Briten gilt eine Übergangsfrist, für die vertraglich zunächst bis zu zwei Jahre vorgesehen sind. In dieser Zeit übernehmen die Krankenkassen die Kosten für medizinisch notwendige Heilbehandlungen. Vorausgesetzt, der Reisende sucht sich einen Allgemeinarzt, der für den Nationalen Gesundheitsdienst (National Health Service - NHS) arbeitet, teilt der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit.

Für privat Krankenversicherte gilt: Bei vorübergehenden Aufenthalten macht es keinen Unterschied, ob Großbritannien zur EU gehört oder nicht, informiert der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV).

Wollen Reisende auf Nummer sicher gehen, sollten sie vorher die Vertragsbedingungen der Krankenversicherung genau prüfen. Oft lohne es sich zusätzlich eine private Auslandsreise-Krankenversicherung abzuschließen, rät Bianca Boss vom Bund der Versicherten.

Reise: Umstellungen bei Einreise und Grenzkontrolle

Urlauber müssen schon jetzt bei der Einreise wenigstens ihren Personalausweis vorzeigen. Ob der Ausweis künftig reicht oder vielleicht sogar Reisepass und Visum nötig sind, ist nun die Frage.

Nach dem Austrittsprozess, für den der Vertrag von Lissabon zunächst bis zu zwei Jahre vorsieht, könnte es zum Beispiel weitergehen wie in der Schweiz, die ebenfalls kein EU-Mitglied ist: Dort dürfen sich EU-Bürger bis zu 90 Tage visumsfrei in dem Land aufhalten.

Wirtschaft: Einige Branchen vor unsicheren Zeiten

Die Industrie fürchtet harte und unmittelbare Folgen für den Handel mit der Insel. Dort arbeiten fast 400 000 Beschäftigte in Niederlassungen deutscher Firmen. "Der Brexit ist für die deutsche Wirtschaft ein Schlag ins Kontor", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, am Freitagmorgen.

"Wir erwarten in den kommenden Monaten einen deutlichen Rückgang des Geschäfts mit den Briten. Neue deutsche Direktinvestitionen auf der Insel sind kaum zu erwarten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes BDI, Markus Kerber. Die Beschäftigten in deutschen Niederlassungen stünden vor unsicheren Zeiten. Besonders betroffen vom Brexit seien die Branchen Auto, Energie, Telekom, Elektronik, Metall, Einzelhandel und Finanzen.