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Volkswirte erwarten EZB-Leitzinssenkung

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt/Main - Geld könnte für die Banken im Euroraum bald noch günstiger werden. Die Mehrheit der Volkswirte erwartet erstmals seit Einführung des Euro 1999 eine Leitzinssenkung unter 1,0 Prozent.

Die weitaus meisten Ökonomen rechnen damit, dass die Währungshüter den wichtigsten Zins um 25 Basispunkte von 1,0 auf 0,75 Prozent verringern werden. Eine Minderheit hält sogar eine Kappung um die Hälfte auf 0,5 Prozent für möglich.

Noch niedrigere Zinsen als derzeit könnten der schwächelnden Wirtschaft in vielen Eurostaaten Auftrieb verleihen. Spielraum eröffnet dabei, dass sich die Lage an der Preisfront zuletzt entspannte und die Inflation den Rückzug antrat. Noch weiter geöffnete Geldschleusen dürften also nicht sofort die Teuerung auf ein zu starkes Maß anheizen.

Andere wichtige Zentralbanken wie die US-Notenbank Fed, die Bank of England und die Bank of Japan haben ihre Leitzinsen schon seit langem de facto auf null Prozent gesenkt. Für den Euroraum betonte in der vergangenen Woche EZB-Chefvolkswirt Peter Praet: "Es gibt keine Doktrin, dass der Leitzins nicht unter 1,0 Prozent liegen kann."

Die Notenbank unter Führung des Italieners Mario Draghi hatte in der Krise mehrfach ihre Handlungsfähigkeit bewiesen. So müssen Banken aus Euro-Krisenstaaten wie Spanien zum Beispiel seit kurzem noch geringere Sicherheiten für Zentralbankgeld hinterlegen. EZB-Präsident Draghi hatte zuvor betont: "Wir werden solventen Banken bei Bedarf weiterhin Liquidität zur Verfügung stellen."

Nach dem Willen der Politik werden Europas oberste Währungshüter bei der Euro-Rettung künftig eine noch gewichtigere Rolle übernehmen: Für die Banken im Euroraum soll es eine einheitliche Aufsicht "unter Einbeziehung" der EZB geben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach beim jüngsten EU-Gipfel Ende vergangener Woche von einer "Superaufsichtsbehörde". Auch dieser Plan dürfte bei der EZB-Ratssitzung am Donnerstag eine Rolle spielen.