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Versicherungen locken mit attraktiven Bankprodukten

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

Frankfurt/Main - Wer ein Tages- oder Festgeldkonto eröffnen möchte oder einen Kredit aufnehmen will, muss sich nicht unbedingt an seine Bank wenden: Auch Versicherungen bieten mittlerweile Bankprodukte an, die man bisher klassischerweise nur bei Geldinstituten bekam. Dennoch sollten Kunden die Angebote miteinander vergleichen.

Bei der Suche nach einem guten Immobilienkredit ist für die meisten Kunden klar: Geld für das Haus oder die Wohnung bekommt man bei der Bank. Allerdings gibt es auch Alternativen. "Im Hypothekengeschäft sind auch viele Versicherungen aktiv", erklärt Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt. Und auch Tagesgeld- oder Festgeldkonten haben einige Versicherungen inzwischen im Angebot.

Das Kalkül: erst das Konto, dann die Versicherung

Für die Versicherungen ist das Geschäft mit Bankprodukten durchaus von Vorteil, denn damit bauen sie eine Brücke zu neuen Kunden. Das Kalkül dahinter: Wer einen Kredit mit attraktiven Konditionen oder ein gutes Tagesgeldkonto bei einem Anbieter hat, schließt dort möglicherweise später eine Versicherung ab.

Ein weiterer Vorteil für die Unternehmen: "Mit solchen Angeboten verstärken sie die Kundenbindung", erklärt Herbst. Wird etwa die Lebensversicherung eines Kunden fällig, kann das Guthaben auf einem Tagesgeldkonto bei der Versicherung geparkt werden, anstatt es zu einer fremden Bank zu überweisen. "Damit bleibt der Kunde dem Unternehmen treu", sagt Herbst.

Gute Zinssätze bei Tages- und Festgeld

Für Verbraucher ist diese Strategie nicht unbedingt schlecht. Beim Tagesgeld oder Festgeld bieten die Versicherungen vergleichsweise gute Zinssätze. Laut FMH können Kunden für ihr Geld etwa auf einem Festgeldkonto mit einer Laufzeit von 12 Monaten bei einer Direktversicherung 2,0 Prozent Zinsen bekommen. Bei Einlagen auf Tagesgeldkonten gibt es bei Versicherern bis zu 2,05 Prozent und damit mehr als bei mancher großen Bank. "Allerdings gehören die Versicherungen nicht zu den Top-Anbietern in diesem Bereich", gibt Herbst zu bedenken.

Attraktive Immobilienkredite

Weitaus aktiver sind Versicherer im Bereich der Immobilienfinanzierung. Für einige Unternehmen gehöre dieser Bereich seit langem zum Geschäft, erklärt Simone Schuchert vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. "Versicherungen sind verpflichtet, ihre Kapitalanlagen breit zu streuen und zu mischen." Immobilienkredite seien dabei in der Regel deutlich weniger riskant als eine Anlage in Aktien.

Die Früchte des Wettbewerbs: große Auswahl für Verbraucher

Für Immobilienkäufer kann es sich auszahlen, die Angebote der Versicherer genauer anzuschauen, urteilt Josephine Holzhäuser von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. "Der Wettbewerb ist eine gute Sache", sagt die Expertin für Baufinanzierungen. Denn je größer die Zahl der Anbieter auf dem Markt ist, desto größer ist auch die Auswahl für Verbraucher.

Bei der Baufinanzierung über eine Versicherung gibt es aus Sicht der Verbraucherschützerin zudem einen Vorteil: "Die Versicherer bieten meist lange Zinsbindungen von 15 oder 20 Jahren an", sagt Holzhäuser. Und das könne bei dem derzeit niedrigen Zinsniveau durchaus positiv sein.

Auf die Länge der Zinsbindung achten

Allerdings kostet eine lange Zinsbindung oft auch etwas mehr. "Man muss immer im Einzelfall prüfen, ob das wirklich sinnvoll ist", empfiehlt daher Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. "Wenn man seinen Kredit in 17 Jahren abbezahlen kann, braucht man auch keine Laufzeit von 20 Jahren."

Grundsätzlich sollte die Hausfinanzierung auf einem soliden Fundament stehen, empfiehlt Holzhäuser - egal ob das Geld von einer Versicherung oder einer Bank kommt. "Niemand sollte sich unter Druck setzen lassen, sondern sich überlegen, ob das Konzept auch langfristig tragbar ist." Bei den Vertragskonditionen gebe es zwischen Banken und Versicherungen keine Unterschiede: "Auch eine Versicherung prüft die Bonität des Kunden und lässt sich Sicherheiten geben."

Eine generelle Konkurrenz zu den Banken wollen Versicherungen allerdings nicht aufbauen. Kredite und Tagesgeldkonten gehörten nicht zum Kerngeschäft der Versicherungen, sagt GDV-Sprecherin Schuchert. Und daran werde sich auch künftig nichts ändern. So war nach Angaben des Branchenverbandes der Anteil der Hypotheken an den gesamten Kapitalanlagen der Erstversicherer in den vergangenen Jahren eher rückläufig. Ende 2005 lag er noch bei 7 Prozent der gesamten Kapitalanlagen, Ende 2010 bei rund 5,3 Prozent.

Guthabenzinsen sollten Inflationsrate ausgleichen

Bei der Geldanlage sollten Kunden darauf achten, dass die Guthabenzinsen des Tagesgeld- oder Festgeldkontos die Inflationsrate möglichst ausgleichen. Andernfalls verliere das Ersparte nach und nach an Wert, erklärt Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden lag die Teuerungsrate 2011 bei 2,3 Prozent.