Verdacht auf Zinsmanipulation: Behörden ermitteln
Stand: 09.02.2012
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London - Internationale Großbanken stehen im Verdacht, verbotene Absprachen bei der Ermittlung von Referenzzinssätzen gemacht zu haben. Betroffen sind der Libor und der Tibor. An ihnen orientieren sich beispielsweise die Zinssätze für Autokredite. Die Ermittlungen wegen Manipulationsverdachts haben einem Pressebericht zufolge bereits zu ersten personellen Konsequenzen geführt.
Fast ein Dutzend Händler in London und Asien seien entlassen oder beurlaubt worden, schreibt die "Financial Times" (Donnerstag). Seit mehr als einem Jahr ermitteln Behörden rund um den Globus.
Werden der Libor und der Tibor manipuliert, hat das weltweite Auswirkungen. Zur Berechnung des der beiden Referenzzinssätze melden die Banken jeden Morgen nach London beziehungsweise Tokio, was sie selbst zahlen müssen, um sich Geld zu leihen. Daraus wird dann ein Schnitt gebildet. Hier sollen die Banken manipuliert haben: Die Ermittler hegen den Verdacht, dass einige Institute sich abgesprochen haben und die Zinssätze zu ihren Gunsten verändert haben.
Laut "FT" haben die Behörden ihre Ermittlungen inzwischen ausgeweitet. Im Visier seien neben den Banken nun auch Hedgefonds und Zwischenhändler. Hedgefonds etwa platzieren hohe Wetten auf die Veränderungen der Zinsraten. Die Frage ist, ob Händler Insiderinformationen hatten, in welche Richtung sich die Sätze verändern.
Der weltgrößte Wertpapier- und Derivatemakler Icap entließ laut Zeitung bereits einen Mitarbeiter und suspendierte zwei weitere in den vergangenen sechs Wochen. Auch bei JPMorgan, Royal Bank of Scotland (RBS) und Citigroup sollen schon personelle Konsequenzen gezogen worden sein. Die Ermittlungen richten sich gegen praktische fast alle großen Banken, dazu zählt auch die Deutsche Bank.