Verbraucherzentrale: Kostenlose Schufa-Auskunft ist irreführend
Stand: 06.01.2011
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Berlin - Das System der kostenlosen Schufa-Auskunft ist nach Ansicht von Verbraucherschützern unverständlich und irreführend. Wer Informationen über von der Auskunftei gesammelte persönliche Daten anfordere, erhalte eine Übersicht, die weder lesbar sei noch schlüssig erscheine, moniert Frank-Christian Pauli, Bankenreferent beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Positiv sei allein, dass die Auskunftei seit April 2010 einmal im Jahr kostenlos offenlegen müsse, welche personenbezogenen Daten und Werte sie in den vergangenen zwölf Monaten erhoben, übermittelt und erstmalig gespeichert hat. Verbraucher haben seitdem das Recht, unentgeltlich zu erfahren, welche Daten - sei es die Anzahl von Girokonten, laufenden Krediten und Hypotheken oder Informationen zu Wohnortwechsel oder Alter - für die Berechnung der Bonitätseinstufung verwendet wurden.
Wie diese Daten letztlich aber in die übermittelte Bonitätsauskunft hineinspielten, werde nicht deutlich, sagte Pauli. Die Informationsdarstellung in Tabellenform mit Angaben wie "überdurchschnittliches Risiko" oder "deutlich unterdurchschnittliches Risiko" werfe viele Fragen auf. Schlimmer noch: Die Aussagen beruhten immer auf statistischen Werten und seien nie individuell begründet.
"Das, was da bewertet wird, ist nur ein Schatten von mir", sagte Pauli. Es handle sich um Annahmen, die auf in einer bestimmten Gruppe mit gleichen Daten gewonnenen Erfahrungswerten basierten. "Besagt die Statistik beispielsweise, dass Menschen, die häufig die Adresse wechseln, ihre Schulden nicht begleichen, heißt das noch lange nicht, dass auch ich - trotz häufiger Umzüge - meinen Zahlungen nicht nachkomme", sagte der Verbraucherschützer weiter. "Möglich ist ja, dass ich aus beruflichen Gründen häufig den Wohnort wechsle und nicht, weil ich vor Gläubigern fliehe." Diese persönlichen Umstände berücksichtige die Schufa-Bewertung nicht.
Das Fehlen von Informationen und eine daraus resultierende Falscheinschätzung könne darüber hinaus zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden. "Werde ich in einer Risikogruppe geführt, obwohl ich ein stabiles Einkommen habe, komme ich gar nicht an Kredite oder muss horrende Zinsen zahlen", sagte der Bankenexperte. "In diesem Fall könnten mich normale Belastungen tatsächlich an den Rand meiner finanziellen Möglichkeiten bringen", fügte er hinzu.
Schufa: "Wir entscheiden nicht über Kreditvergabe"
Schufa-Sprecher Christian Seidenabel verteidigte die Art der Bonitätsermittlung. "Das Schufa-Verfahren ist ein sehr genaues statistisches Verfahren", sagte er. Dessen Zuverlässigkeit sei einfach zu überprüfen und werde auch regelmäßig überprüft. Scoring-Verfahren spielten heute außerdem in vielen anderen Lebensbereichen eine wichtige Rolle, ergänzte der Sprecher. Beim Abschluss einer Kfz-Versicherung beispielsweise werde das Risiko bewertet durch Fragen nach dem Kilometerstand oder der Möglichkeit eines Garagenstellplatzes. Auch hier werde sich aus der Statistik bedient.
Wichtig zu betonen sei auch, dass sich beispielsweise Banken bei der Entscheidung über die Vergabe eines Kredits nie allein an der Schufa-Auskunft orientierten, sagte Seidenabel weiter. Für die Betrachtung des Einzelfalls sei der Kreditgeber zuständig, der dabei seine entsprechenden Geschäftskriterien anwende.