US-Notenbank will Regulierung erneut verschärfen
Stand: 09.09.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX
Washington - In den USA sollen die Investmentbanken wieder ein Stück enger an die Kandare genommen werden. Die Notenbank Fed will die Kapitalvorgaben für die größten Geldhäuser des Landes noch einmal verschärfen. Das geht aus einem Manuskript des für die Bankenaufsicht zuständigen Notenbankvertreters Daniel Tarullo für eine Anhörung des Senats hervor. Institute, die besonders stark auf eine kurzfristige Finanzierung setzen, sollen demnach zusätzliche Kapitalpuffer aufbauen.
Das würde insbesondere klassische Investmentbanken mit einem starken Handelsgeschäft wie Goldman Sachs und Morgan Stanley treffen, die zu deutlich mehr als einem Drittel auf solch kurzfristige Gelder setzen und kaum Einlagengeschäft betreiben. Darin sieht die Fed eine Gefahr für die Finanzstabilität. In der Krise hatte sich das vielerorts als fatal erwiesen, weil sich Banken schlagartig untereinander kein Geld mehr liehen. Die Fed will die Banken nun dazu zwingen, entweder stärker Verluste auffangendes Kapital aufzunehmen oder sich langfristiger zu finanzieren.
Über die genaue Höhe des zusätzlichen Kapitalpuffers und die Berechnungsmethode des Risikos gibt es noch keine Entscheidung. Laut "Wall Street Journal" sollen die Anforderungen einige Punkte über den bislang international vereinbarten Zuschlägen für systemrelevante Banken liegen. Die Basel-III-Vorgaben sehen bislang eine um bis zu 2,5 Prozentpunkte höhere harte Kernkapitalquote als für kleine Institute vor. Dem neuen Vorschlag zufolge könnte der Zuschlag noch einmal bis zu 4,5 Prozentpunkte höher liegen, zitierte die Zeitung einen namentlich nicht genannten Fed-Vertreter.
US-Notenbank schärfer als Basel III
Die USA würden mit der Verschärfung ein weiteres Mal über die nach der Krise international vereinbarten neuen Regeln für Banken ("Basel III") hinausgehen. Diese sehen vor, dass Großbanken bis zu 12,5 Prozent ihrer Risikopositionen mit harten Kernkapital - das sind vor allem eigene Aktien und einbehaltene Gewinne - absichern müssen.
Die Fed argumentiert, dass in den ursprünglich ausgehandelten Vorgaben die speziellen Risiken einer stark kurzfristigen Finanzierung zu wenig abgebildet seien. Sie will sich nun dafür einsetzen, dass die geplanten Vorgaben auch in anderen Ländern umgesetzt werden, wie das "WSJ" schreibt.
Bereits vor gut einem Jahr hatten die USA ihren Banken zusätzliche Vorgaben bei einer anderen wichtigen Kapitalkennziffer gemacht. So müssen US-Institute künftig 5 bis 6 Prozent ihrer gesamten Bilanzsumme mit Eigenkapital unterlegen. Basel III-Regeln sehen für die so genannte Leverage Ratio eine Quote von 3 Prozent vor. Gerade in Europa ist das aber höchst umstritten, weil diese Kennziffer unterschiedlich große Risiken außer Acht lässt. Zudem lassen verschiedene Rechnungslegungsstandards weltweit die Bilanzsummen von Banken in den USA kleiner aussehen.
Weitere Maßnahmen, um im Notfall flüssig zu sein
In der vergangenen Woche hatten die Fed und andere US-Finanzaufsichtsbehörden die Umsetzung weiterer wichtiger Basel-III-Vorgaben zur Liquitditätsausstattung von Banken vorangetrieben. Diese sehen vor, dass Großbanken einen Notvorrat an als sicher geltenden Wertanlagen einrichten müssen, die auch in einer Krise kurzfristig zu Geld zu machen sind. Dieser Schutzwall an Vermögenswerten wie Zentralbankreserven oder Staatsanleihen soll sicherstellen, dass sich die Geldhäuser mindestens über eine 30-tägige Stressperiode flüssig halten können.
Die Maßnahmen sind Folgen der Wirtschaftskrise 2008, als der Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers die Finanzwelt erschüttert hatte. Etliche Großbanken wurden damals mit Steuergeld gerettet. Die neuen Regeln sollen verhindern, dass sich so etwas wiederholt.